Wie es sich für eine Saalfastnacht gehört, eröffnete der Protokoller den Reigen der Vorträge. Für den Jahresrückblick aus ebenso unterhaltsamer wie kritischer Sicht zeichnet seit vielen Jahren CCM-Protokoller Thorsten Schweinhardt verantwortlich. In wohlgesetzten Versen nahm er Größen aus Show und Politik ins Visier. So bescheinigte Schweinhardt dem Kanzlerkandidaten der SPD ein immens dickes Fell, wenn es um die Auswahl seiner „Nebenjobs“ geht, denn „im Falle eines Falles macht Steinbrück eben wirklich alles“. Doch auch die krisengeschüttelten Freidemokraten bekamen ihr Fett weg, die FDP verkümmere immer mehr zum „gelben Spurenelement“. Von den Staatsschulden, über die Waffengesetze der USA bis hin zu den Kastelruther Spatzen und dem Willy-Brandt-Flughafen („Wowereits Wartehalle“) spannte sich der Themenbogen. Schade nur, dass die reichlich vorhandenen örtlichen Themen keine Berücksichtigung gefunden hatten. Ansonsten aber gilt: Wie immer Extraklasse.
Ins „Dschungelcamp“ hatten die CCM-Nachwuchsgruppen „Little Stars“, „Lollypops“ und die „Coole Chaos Meute“ eingeladen und bekamen für ihre gelungene Persiflage denn auch verdientermaßen reichlich Applaus. Flotte Witze, tolle Tanzeinlagen, knallige Präsentation. Wohl dem Karnevalsverein, der so eine große Zahl von Talenten in seinen Reihen weiß.
Zu den Nachwuchstalenten des Carneval Clubs Mainperle gehört auch Tim Fischer, der als „Azubi“ sein Debüt in der Bütt gab. Und zwar ein sehr selbstbewusstes: „Ich bin und mach’ nicht viele Worte, ein Azubi der besten Sorte.“ Wenn es da nur nicht die ungeliebte Verknüpfung von Ausbildung und Arbeit geben würde. Gerade die Arbeit sei nun nicht gerade seine Kernkompetenz gab Fischer freimütig zu. Zum Beispiel im Gespräch mit seinem Ausbilder: „Ich weiß nicht, habe ich dem gesagt, ich hab’ doch wirklich nichts gemacht.“ Toll gemacht freilich hat der junge Aktive seine Bühnenpremiere.
Ein generationenübergreifendes Zwiegespräch lieferten Ralf Becker und Adrian Becker als „Vater und Sohn“. Tja, so ein Sohn in der Pubertät kann einen schon den letzten Nerv rauben. „Bei uns zuhaus geht’s kreuz und quer, ich sage euch, ich kann net mehr“, klagte Papa Becker sein Leid. Doch auch der Sohnemann hat nicht gerade viel zu lachen. Denn der Herr Vater „lebt noch in der alten Zeit, hat null Plan, glaubt, wär’ gescheit“. Bis zum Happy End lieferten sich die beiden einen vergnüglichen Schlagabtausch.
Immer wieder eine Augenweide: Die Garde „Cascadas“, die für ihren Auftritt denn auch mit reichlich Beifall belohnt wurden.
Die Figur des Baron Münchhausen ist für Sitzungspräsident Axel Knauber zu einer Paraderolle geworden. Sein inzwischen dritter Auftritt als „Lügenbaron“ war ohne Zweifel ein Höhepunkt der CCM-Sitzung. Sprachwitz und Wortgewandtheit verbinden sich zu einem durchgängigen Vergnügen. „Ich bin’s, der weiß, was euch grad fehlt, in dieser hektisch schnellen Welt, wo alles durch die Gegend hetzt, drum lasset euch entführen jetzt, ins Wunderland der Phantasie, der Träume und der Ironie, um zu erzählen manche Mär, wie’s beinah fast gewesen wär“, begrüßte er das Auditorium. Ob Europameisterschaft, große Politik, Verenglischung der deutschen Sprache oder kommunale Themen. Knauber setzte einen Wirkungstreffer nach dem anderen ins Zwerchfell. Und konnte es sich sogar erlauben, den skandalösen Vorgängen im Zusammenhang mit dem braunen Sumpf rund um die NSU narrenweise beizukommen. Die Verfassungsschützer, bestätigte Knauber, „die haben sogar jetzt ein Mittel, gegen eig’ne braune Kittel. Bevor man sich darin verheddert, gibt’s einen Reißwolf, der sie schreddert. Beim BND nennt man das Ganze, voller Stolz die Reißwolfschanze.“ Ganz großes Kino, dafür gibt’s eine Eins mit Sternchen.
Bevor das Publikum in die Pause verabschiedet wurde, sorgten die Herren von „Haste Töne“ mit Stimmungsliedern für Bewegung im Saal.
Stammgäste der CCM-Sitzungen wissen: Nach 2 mal 11 Minuten geht es mit der Kult-Truppe „Pfund Mehl“ weiter. Ihre Persiflage auf Harry Potter bot all das, was seit Jahren den Erfolg der ehemaligen Nachwuchsgruppe ausmacht. Das Repertoire reicht vom Klamauk bis hin zum derben Witz, es gibt flott umgetextete Hits und reichlich Bezug zum Ort. Da machte auch der Besuch der „Zauberschule Dickworz“ nebst Suche nach dem „Schein der Weisen“ keine Ausnahme. Und wenn die Jungs dann noch ihre Hymne auf Okriftel anstimmen, steht im Mainstädtchen traditionell der ganze Saal.
Zu einer Tradition hat sich auch der Auftritt der beiden Putzfrauen Lucia Raab und Conny Ruttloff gemausert. Seit zehn Jahren blödeln und sächseln die Bodenmasseusen im Dienste des CCM, wer’s richtig schräg mag, kommt voll auf seine Kosten.
Das Teenieballett „Las Estrellas“ setzte mit Schwarzlicht und knalligen Neonfarben sowohl optisch als auch tänzerisch einen Glanzpunkt, Christel Käck hatte als Bäckereifachverkäuferin die Lacher auf ihrer Seite („Auch wenn der Kunde zwei Mal kaut, Hauptsach’ die Brötchen wer’n verdaut“) und das Männerballett „Nachteulen“ gab sich feurig-südländisch.
Nachdem er im vergangenen Jahr mit seiner „ausgefallenen Rede“ einen Glanzpunkt der Okrifteler Fastnachtsgeschichte abgeliefert hatte, beschäftigte sich CCM-Büttenass Stefan Käck als „Single“ mit den Irrungen und Wirrungen der Partnersuche. Denn man sucht ja „aus ganz normalen Triebe, des Lebens wahre große Liebe“. Was aber, wenn sich auf Zeitungsinserate entweder gar keine oder nur ganz schräge Vertreter der Spezies „Weib“ melden? Und auch im Internet nur gar Grausiges zu finden ist? Von wegen, find’ dein Brett im Internet. Entweder findet sich reichlich Metall im Gesicht („Ein ganzes Pfund Schrauben habe ich da gezählt, es haben nur noch ein paar 6er Schrauben gefehlt“) oder die Damen erweisen sich als exzessiv trinkfreudig und kolossal rubensfigürlich. Da kann ein Ausflug auf das Wäldchesfest dann schon einmal in handfesten Katastrophen enden…
Den Schlusspunkt einer tollen Fastnachtssitzung setzten die Damen der Showtanzgruppe „Magic Pearls“, die als „Vampirinnen“ das Publikum zu Beifallsstürmen hinrissen, bevor Sitzungspräsident Axel Knauber am Ende noch einmal alle Aktiven auf die Bühne bat.
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