Oldtimertreffen der Superlative

26. Klassikertage: 2.500 Teilnehmer und über 50.000 Besucher sorgen für Rekord / Sonderschau zu Kombinationskraftwagen

HATTERSHEIM (idl) – Zwei Jahre ist es her, als mit über 2.200 teilnehmenden Fahrzeugen eine neue Rekordteilnehmerzahl bei den Lufthansa Klassikertagen vermeldet werden durfte. Am vergangenen Wochenende wurde der Rekord geknackt. Und zwar, nach Angaben des Veranstalters, sogar überdeutlich. „Wir sind stolz und glücklich, mit über 2.500 Teilnehmern ein absolutes Traumergebnis erreicht zu haben“, freute sich Holger Schmidt in der Weyen, Erster Vorsitzender der ausrichtenden „scuderia Lufthansa classico“ über die neue Bestmarke.

 

Zudem hätten die Klassikertage an den beiden Veranstaltungstagen über 50.000 Besucher in die Mainstadt gelockt. „Damit gehören die Klassikertage in Hattersheim zu den größten Veranstaltungen ihrer Art in ganz Deutschland“, so Holger Schmidt in der Weyen. „Das ist für uns natürlich Ansporn und Verpflichtung zugleich.“
Was die Lufthansa Klassikertage zu etwas ganz Besonderem macht: Es handelt sich um keine statische Autoschau. „Über die ganzen Tage verteilt fahren Autos an und ab. Es gibt also immer etwas Neues zu sehen und zu entdecken“, beschreibt der Vorsitzende der scuderia den besonderen Reiz der Veranstaltung, die in ihrer Form deutschlandweit ihresgleichen sucht.
In der Tat: Jeder Automobilfan kommt an den beiden Klassikertagen auf seine Kosten. Wer auf großvolumige Straßenkreuzer „made in USA“ steht wird ebenso fündig wie Freunde kerniger englischer Roadster oder italienischer Supersportwagen. Doch nicht nur Exoten oder Boliden wissen zu begeistern. Immer mehr avancieren die Youngtimer zu den heimlichen Stars des automobilen Stelldicheins rund um den historischen Posthof und in der Hattersheimer Stadtmitte.
Wer hätte vor 30 oder 40 Jahren einen Ford Knudsen bestaunt, den Kopf gedreht, wenn einen Opel Rekord C vorbeifährt. Es sind die heute 50- bis 60-jährigen Familienväter, die ihren staunenden Kindern oder Enkelkindern berichten, dass sie früher einmal selbst einen heutigen „Klassiker“ gefahren haben. Und so wundert es nicht, dass ein Citroën oder Renault Baujahr 1970 von ebenso vielen Fahrzeugfans umstanden wird, wie so mancher Supersportwagen, für den man seinerzeit den 20- oder 30-fachen Kaufpreis zu entrichten hatte.

Mit großer Klappe
Die Sonderausstellung im Innenhof des Posthofs und auf dem Marktplatz war in der 26. Auflage der Klassikertage den sogenannten „Kombinationskraftwagen“ gewidmet. Die Autos mit der zumeist großen Klappe kannte man früher als „Lastesel“ von Handwerkern. Kein Wunder also, dass top erhaltene Exemplare inzwischen zu den automobilen Raritäten zählen. Warum das so ist, weiß Automobilhistoriker Detlef Krehl, der wie bereits in den vergangenen Jahren erheblichen Anteil am Zustandekommen der Sonderschau hatte und auch in diesem Jahr wieder dafür sorgte, dass die Automobilfans zahlreiche ganz besondere Raritäten in Augenschein nehmen durften, die ansonsten nur in Museen zu sehen sind. „Kombinationskraftwagen oder kurz Kombis waren in aller Regel und im wahrsten Wortsinn Gebrauchsfahrzeuge. Sie wurden gefahren, bis sie auseinanderfielen, waren also nicht wirklich Liebhaberfahrzeuge“, so Krehl.
Heute freilich sind sie es. Die kommerziell genutzten Kombis wie Opel Rekord Caravan, die Lastesel von Ford oder Mercedes ließen Männerherzen höherschlagen. Dazu präsentierte die scuderia schon in ihren Jugendjahren exklusive Vertreter wie den Triumph TR6 Shooting Brake oder den dreiachsigen Superkombi Citroën Loadrunner, den so mancher noch als pfeilschnell auf Deutschlands Autobahnen herumsausendes Kurierfahrzeug von Tageszeitungen kennt.

Autos im Minutentakt
Wer das Glück hatte, in einem der Cafés am Hattersheimer Marktplatz ein Plätzchen zu ergattern, erlebte die große Autoschau aus der Logenperspektive. Im Minutentakt fuhren Fahrzeuge vorbei, vorgestellt von Detlef Krehl, der seit inzwischen 15 Jahren die „Stimme“ der „scuderia Lufthansa classico“ ist. Es gibt wohl kein Auto auf dieser Welt, zu dem der ausgewiesene Experte nichts zu sagen hat. Ob Hubraum, Bauzeit oder Geschichtchen zur jeweiligen Fahrzeuggeschichte, der Moderator der Klassikertage wusste Bescheid und gab sein Wissen gerne und ausgesprochen kurzweilig weiter. Und konnte angesichts von 2.500 Teilnehmern am Wochenende nur sehr, sehr selten mal eine kurze Verschnaufpause einlegen.
Weitere Informationen gab es über das Veranstaltungsradio auf der Frequenz 89,8 MHz, das die Besucher und Teilnehmer der Klassikertage an beiden Tagen mit Musik unterhielt und mit Berichten über die Sonderausstellung sowie Daten zu den teilnehmenden Fahrzeugen versorgte.
Bei 2.500 Fahrzeugen muss man kein Prophet sein um zu wissen, dass wirklich jeder Automobilfan am Wochenende auf seine Kosten kam. Campingidylle im VW Bus, knatternde Zweitakter, wuchtige Straßenkreuzer, elegante Limousinen oder klassische Motorräder – Alles war vertreten.
Teilnehmer aus europäischen Nachbarstädten gaben der Ausstellung internationales Flair, am Sonntag wurden unter anderem Fahrzeuge mit holländischen, englischen, französischen und tschechischen Kennzeichen auf dem Veranstaltungsgelände gesichtet.
„Wir sind froh und stolz, dass es die Klassikertage in Hattersheim gibt und wollen auch in Zeiten knapper Kassen dafür sorgen, dass Hattersheim einmal im Jahr zum Eldorado für Oldiefreunde wird“, bekannte sich Bürgermeisterin Antje Köster uneingeschränkt zu Hattersheim als Veranstaltungsort.
Man darf sich also schon jetzt auf 2015 freuen, wenn am 30. und 31. Mai die 27. Lufthansa Klassikertage im Veranstaltungskalender stehen. Dann übrigens mit einer Sonderausstellung unter dem Motto „Roadster, Cabriolet – einfach offen“. „Eine bessere Imagewerbung kann man sich nicht vorstellen“, ist sich die Rathauschefin sicher.

 

 

 

 

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