Politik, Ehrungen und leckerer Hering Traditionelles Heringsessen des FDP-Ortsverbandes Hattersheim in der Radfahrerhalle

Dr. Stefan Naas, Peter Pilz, Michael Genthner, Wolfgang Deul und Dietrich Muth (v.l.) beim Heringsessen des FDP Ortsverbandes Hattersheim.

Traditionelles Heringsessen des FDP-Ortsverbandes Hattersheim in der Radfahrerhalle

Am letzten Donnerstag hatte der Hattersheimer Ortsverband der Freien Demokratischen Partei (FDP) zu seinem traditionellen Heringsessen in die Gaststätte „Radfahrerhalle“ in Okriftel eingeladen. Peter Pilz, Zweiter Vorsitzender, begrüßte in Vertretung der verhinderten Ersten Vorsitzenden Kornelia Ahr-Wiehe die gut gelaunten Gäste, unter ihnen auch Bürgermeister Klaus Schindling sowie als Ehrengast und Gastredner Dr. Stefan Naas, den wirtschaftspolitischen Sprecher der FDP-Fraktion im Hessischen Landtag.

Stefan Naas, der 17 Jahre lang ehrenamtlich in der Kommunalpolitik tätig war, bevor er für neun Jahre Bürgermeister von Steinbach war, sprach unter anderem über das Verhältnis zwischen den Kommunen und dem Land Hessen. Nach seiner Ansicht hält das Land die Kommunen zurzeit „wie ein Schwein am goldenen Zügel“, die Kommunen warten „auf die Kutsche des Landesherren“, aus welcher dieser „ein paar Goldmünzen schmeißt“. „Das ist dann das Geld, was er vorher bei ihnen eingesammelt hat“, findet Naas, „und ich möchte das eigentlich nicht, ich möchte starke Kommunen.“ Für seinen Geschmack hängen zurzeit kommunale Entscheidungen zu oft von der Frage nach Förderbescheiden ab. „Aber ich glaube, dass die Kommunen selbst am besten wissen, wo ihr Geld am besten verwendet wird“, erklärte er, „Solidarität über das Land ist okay, aber die, die das Geld erwirtschaften, sollen es auch behalten.“

Für Naas stellt die Diskussion darüber, ob für den Wohnungsbau Grundstücke enteignet werden sollten, einen „Tabubruch“ dar. Allerdings bräuchten die Kommunen mehr Anreize, Wohnraum zu schaffen: „Das Land müsste helfen, die Infrastruktur für neue Wohngebiete zu schaffen“, findet der Landtagsabgeordnete, „und die Baukosten dürfen nicht immer weiter steigen.“ In die Höhe getrieben werden Baukosten seiner Ansicht nach durch immer mehr Vorschriften und auch durch die Tatsache, dass in der Region Rohstoffe wie Sand und Kies nicht mehr ausreichend abgebaut werden dürften. „Auch das Mietrecht sollte nicht ständig verschärft werden, damit Vermieten attraktiv bleibt“, meint Stefan Naas, „zwei Drittel der vermieteten Wohnungen werden von privat vermietet. Wenn die Mietvorschriften weiter verschärft wird, werden wir in Deutschland ein Land mit lauter Miethaien.“ Die FDP habe sich daher gegen den Mietendeckel ausgesprochen und dafür, dass Eigentum geschaffen werden könne. „Bei uns drehen sich alle Themen um Freiheit und Eigentum“, stellte Naas fest, „die Gesetze des Marktes können nicht außer Kraft gesetzt werden.“

Straßen und Seilbahnen

Auch zum Thema Infrastruktur sprach Dr. Stefan Naas beim Heringsessen der Hattersheimer FDP. „Ein Land braucht gute Straßen, gute Münzen und eine gute Verwaltung“, zitierte er dazu Friedrich den Großen und fuhr fort: „Infrastrukturpolitik ist auch heute noch wichtig – die FDP ist eine Mobilitätspartei. Wir sind dafür, dass neue Straßen gebaut werden, wir sind auch dafür, dass ein Landesradschnellweg gebaut wird. Aber diese „Radautobahn“ sollte auch vom Land unterhalten werden.“ Immerhin würden den einzelnen Kommunen, die für je einen kleinen Abschnitt des Radschnellweges zuständig sein sollen, damit große Belastungen entstehen, etwa durch die Beleuchtung, Instandhaltung oder im Winter durch die Räumung dieser Wege.

Dr. Stefan Naas erzählte seinen Hattersheimer ParteikollegInnen auch zufrieden von dem „einzigen Gesetzentwurf, den ich durchgebracht habe“, mit dem im Hessischen Landtag ein Gesetz zur Förderung von Seilbahnen verabschiedet wurde. „Seilbahnen sind sicher punktuell eine gute Lösung, etwa zwischen dem Waldstadion und dem Parkplatz dort“, erklärte Naas, „und ich finde, nicht nur London und andere europäische Städte, auch Frankfurt sollte jetzt mal eine Seilbahn haben.“ Auch ein großer Fernbahntunnel unter der Stadt würde seiner Ansicht nach Frankfurt und der Region „gut tun“. Abschließend warb er für kommunalpolitisches Engagement, welches immer „spannend“ sei.

Peter Pilz bedankte sich bei Dr. Stefan Naas für den lebendigen und aufschlussreichen Vortrag, bevor er die Zusammenkunft nutzte, um ein besonderes langjähriges Mitglied des Ortsverband zu ehren: „Ich spreche hier vom Rückgrat unseres Verbandes, vom ewigen Kassenwart, ohne den bei uns nichts läuft – Wolfgang Deul ist seit 40 Jahren Mitglied unserer Partei!“ Er überreichte dem Jubilar, der in den Jahren seiner Mitgliedschaft schon Erster und Zweiter Vorsitzender des Ortsverbands war, ebenso wie Kassenwart, Stadtverordneter und nun auch Mitglied des Magistrates der Stadt, ein „flüssiges Geschenk“. Auch von der Kreistagsfraktion war Deul schon geehrt worden, die silberne Anstecknadel trug er mit Stolz am Revers.

Die nächste Ehrung übernahm Wolfgang Deul dann gleich wieder selbst: Michael Genthner gehört der FDP seit (mindestens) 30 Jahren an. Auch er war – wie einst Deul – von Dietrich Muth angesprochen worden, sich im Ortsverband zu engagieren: „Wir brauchen einen für die Kasse, du machst doch eine Banklehre“, hatte man ihm damals gesagt. Auch Genthner gehört seitdem ohne Unterbrechung dem Vorstand an, als Kassenwart, Pressewart oder auch als Beisitzer. Seit acht Jahren engagiert er sich außerdem im FDP-Kreisverband, wo er seit zwei Jahren Schatzmeister ist. Außerdem richtet Michael Genthner seit vielen Jahren das Wolfgang-Mischnick-Gedächtnisturnier für Skatfreunde aus. „Mein Vater war schon Mitglied in diesem Ortsverband“, schmunzelte er, als er ein Präsent entgegennehmen durfte, „und als ich 18 war, habe ich mir gesagt: Jetzt will ich mal sehen, wie Kommunalpolitik funktioniert. Ich fühle mich sehr gut aufgehoben in Hattersheim, obwohl ich kein Hattersheimer bin.“

Auch Karin Fredebold, die als Bürgermeisterkandidatin einst 20 Prozent der Hattersheimer Wähler für sich gewinnen konnte, gehört dem FDP OV Hattersheim seit 30 Jahren an, sie konnte nicht am Heringsessen teilnehmen und bekommt ihre Ehrung nachgereicht

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