Das Schwammstadt-Prinzip in Hattersheim

Maßnahmen zur Begünstigung von Speicherung und Versickerung von Niederschlagswasser

Unter anderem Fassadenbegrünung kann zum Prinzip einer Schwammstadt beitragen...

Im Rahmen der Stadtverordnetenversammlung am 24. Februar wurde einstimmig ein Antrag von Bündnis 90/Die Grünen verabschiedet, demzufolge das Konzept einer sogenannten Schwammstadt erörtert und vorgestellt werden soll, natürlich insbesondere auch in Hinblick auf einen Einsatz in der Stadt Hattersheim am Main. Diesen Bericht legte nun der Magistrat dem Ausschuss für Umwelt, Bauen und Verkehr in seiner jüngsten Sitzung am vergangenen Dienstag vor.

Was ist eine Schwammstadt?

Bei einer Schwammstadt wird Regenwasser lokal in den Städten und Gemeinden aufgenommen und gespeichert, anstatt es zu kanalisieren und abzuleiten, wie es in modernen Städten mit einem hohen Flächenversiegelungsgrad heutzutage üblich ist. Die Aufnahme des Niederschlagswassers kann man durch umwelttechnische und landschaftsarchitektonische Maßnahmen begünstigen, indem man beispielsweise „versickerungsfähiges Pflaster, Mulden, Rigolen, Regenrückhaltebecken, Stauraumkanäle, urbane Grünflächen und Feuchtgebiete" schafft. "Durch Elemente grüner Infrastruktur wie Bäume, Fassadenbegrünung, Dachbegrünung und Regenrückhaltebecken kann ein Teil des Wassers verdunsten und so zur Kühlung der Stadt beitragen“, heißt es im Bericht des Magistrats. Weitere Teile des Niederschlags könnten versickern, was eine Entlastung des Kanalnetzes bewirken würde. Auf diesem Wege will man Überschwemmungen bei Starkregenereignissen vorbeugen und das Stadtklima verbessern.

Schwammstadt-Maßnahmen in Hattersheim

Der Magistrat weist in seinem Bericht darauf hin, dass Teile dessen, was hier unter dem Dachbegriff „Schwammstadt“ gesammelt definiert wird, in Form von einzelnen Maßnahmen bereits seit Jahren in Hattersheim zum Einsatz kommen, zur Rückhaltung von Niederschlagsmengen und zur Entlastung des Kanalnetzes. So wurden im Auftrag der Stadtwerke Starkregenrisikokarten für das gesamte Stadtgebiet erstellt, was die Identifikation von Gebieten mit dem höchsten Überflutungsrisiko ermöglicht. Diese Erkenntnisse haben natürlich direkte Auswirkungen auf die Planung von Maßnahmen, um dem entgegenzuwirken.

Beispiel Sindlinger Straße: Beim dort anstehenden Ausbau werden ein Stauraumkanal und Niederschlagsbarrieren geplant, die das dortige Kanalnetz entlasten und die Gefahr einer Überschwemmung bei Starkregen minimieren sollen. Auch beim Ausbau des Südrings wurde der vorhandene Kanal vergrößert, damit dieser umfangreichere Niederschlagsmassen aufnehmen kann.

„Zudem wird bei Neubaugebieten vorausgesetzt und in städtebaulichen Verträgen festgehalten, dass diese nur etwa 20 Prozent des üblichen Niederschlagswassers in das Kanalsystem einleiten, was dem Abflussbeiwert einer unbebauten Wiesenfläche entspricht. Um das zu kanalisierende Regenwasser zu mindern, müssen in den Neubaugebieten verschiedene umwelttechnische Infrastrukturen umgesetzt werden“, heißt es weitergehend im Magistratsbericht.

Sowohl im Neubaugebiet „Ölmühle“ als auch auf dem DHL-Gelände in der Philipp-Reis-Straße wurden Rigolen verbaut, die einen Großteil von Regenwasser im Boden versickern lassen.

Ansonsten sind natürlich große Teile des Hattersheimer Stadtgebiets bodenversiegelt. Dieser Wasserundurchlässigkeit muss entgegengewirkt werden, indem man Maßnahmen zur Rückhaltung und Verdunstung ergreift. So wurde beim Bau der Serveranlagen von NTT in der Voltrastraße ein Regenrückhaltebecken errichtet. Dieses speichert die Niederschlagsmengen, die die vorgegebenen Abgabemengen überschreiten und leitet diese verzögert über einen längeren Zeitraum in das Kanalnetz ein. Zudem kann das im Regenrückhaltebecken gespeicherte Regenwasser nach sommerlichen Starkregenereignissen verdunsten und so, neben der Entlastung des Kanalnetzes, auch das Stadtklima abkühlen. Ein weiteres Regenrückhaltebecken ist im Neubaugebiet N116 von NTT am Hattersheimer Friedhof geplant.

Und auch bei der Planung von Neubauvierteln finden Maßnahmen des Schwammstadt-Prinzips bereits Anwendung: So sind in der vorderen Voltastraße bereits eine Mittelachse mit Mulden zur Versickerung, die Verwendung von überwiegend versickerungsfähige Materialien im öffentlichen Raum, Gründächer, möglichst viele Pflasterflächen anstelle von asphaltierten Flächen und ein Stauraumkanal geplant.

„Die bereits umgesetzten und zukünftig geplanten umwelttechnischen Infrastrukturmaßnahmen, die dem Konzept Schwammstadt entsprechen, können dazu beitragen, dass das Kanalnetz in Hattersheim sowohl bei üblichen Niederschlagsmengen als auch bei Starkregenereignissen weniger belastet werden“, resümiert der Magistrat in seinem Bericht.

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