Vom Sinn und Zweck von Social Media für lokale Gewerbetreibende

Städtische Wirtschaftsförderung lud Unternehmer ein zu einer Spezialausgabe ihres "Virtuellen Business-Talks"

Über das städtische Videokonferenzportal hielt Dr. Tanja Bernsau ihren Vortrag zum Thema "Erste Schritte zum Erfolg mit Social Media".

Das diesjährige Ergebnis einer Befragung unter städtischen Gewerbetreibenden zum Thema Social Media empfanden Bürgermeister Klaus Schindling und die städtische Wirtschaftsförderung ein Stück weit als alarmierend: Immerhin 36,49 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer, die an der Umfrage teilgenommen haben, nutzen demnach die Sozialen Medien bislang noch nicht im Kontext zu ihrem Gewerbe. Das bedeutet im Umkehrschluss zwar, dass knapp zwei Drittel bereits auf diesen modernen Kommunikationswegen aktiv verkehren - aber bei einem nennenswerten Anteil gibt es auch noch Nachholbedarf.

Gerade in der heutigen Zeit erachtet man das Thema Social Media im Rathaus als besonders wichtig. Die Pandemie hat mit ihren notwendigen Beschränkungen für einen deutlichen Nachfrageanstieg beim Online-Shopping geführt. Neue Wege mussten und müssen beschritten werden, und Soziale Medien können hierbei ein wertvolles Puzzlestück darstellen.

Um hier nun zeitnah etwas Starthilfe zu leisten und den Anteil der Social-Media-Nutzerschaft unter den hiesigen Gewerbetreibenden zu erhöhen, bot die Hattersheimer Wirtschaftsförderung am Mittwoch, 1. September, eine Spezialausgabe ihres "Virtuellen Business-Talks" an, der sich in Zeiten der Pandemie bereits als nützliche Konferenzplattform über das städtische Videokonferenzportal erwiesen hat. Dabei stand für die angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer diesmal eine kostenfreie Schulung zum Thema Social Media im Mittelpunkt, vorgetragen von Dr. Tanja Bernsau, der Geschäftsführerin der Wiesbadener Social Media Manufaktur (WSMM).

Was sind Soziale Medien?

Der Titel der Präsentation von Dr. Tanja Bernsau lautete "Erste Schritte zum Erfolg mit Social Media", und ihr Vortrag widmete sich zunächst auch den wirklich allerersten Fragen, die man in diesem Zusammenhang nur stellen kann: Was ist eigentlich Social Media?

Dr. Bernsau stellte anschaulich dar, welche Bedeutung die sozialen Netzwerke heutzutage gesellschaftlich einnehmen. Dass nahezu die komplette Bevölkerung zur Nutzerschaft gehört und die Deutschen heutzutage laut aktueller Umfragen wohl im Schnitt pro Tag knappe anderthalb Stunden mit diesen Diensten verbringen. Auch die Vorteile und Chancen stellte sie den Gefahren von Social Media gegenüber: Man kann neue Kunden gewinnen und mit seinem Kundenstamm einfach und stabil in Kontakt bleiben - aber um das zu erreichen, muss man natürlich auch zunächst einiges an Zeit investieren und sich rechtlich angemessen absichern. Und man genießt freilich nicht die gestalterischen Freiheiten, die eine eigene Homepage bietet, sondern liefert sich dem Korsett der Plattformen wie Facebook, Instagram oder Twitter aus - und gegebenenfalls auch dortigen Reformen, bei denen man kein Mitspracherecht genießt.

Social Media kann nicht alles ersetzen

Diese Feststellungen und Erläuterungen waren für die versammelte Zuschauerschaft wohl weitgehend keine bahnbrechenden Neuigkeiten. Dass man als Unternehmer Social Media nicht nutzt, dürfte heutzutage wohl weniger daran liegen, dass man deren Stellenwert noch nicht erkannt hat, als dass man sich unsicher ist, ob man aus diesen Diensten tatsächlich auch selbst einen angemessenen Nutzen ziehen kann, der mögliche Aufwände letztendlich auch rentabel macht.

Dass solche Überlegungen nicht pauschal für alle Branchen gleichermaßen beantwortet werden können, wurde besonders deutlich, als Dr. Tanja Bernsau die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Social Media darstellte: Nicht jedes Unternehmen hat Verwendung für Empfehlungen durch Influencer, nicht jede Branche hat eine Beziehung zu Entertainment und nicht jeder Gewerbetreibende verfügt über eine Marke, deren Bekanntheitsgrad er steigern möchte.

Im Vorfeld dieses Kapitels stellte die Referentin bereits fest, dass Social Media den Offline-Handel nicht ersetzen kann. Und auch wenn man über die Sozialen Netzwerke natürlich mit Kundinnen und Kunden kinderleicht kommunizieren kann, so stellt sich gerade für Unternehmen mit einem klar auf den lokalen Markt beschränkten Wirkungsradius die Frage, ob man seinen Kundendienst oder das Beschwerdemanagement wirklich auch über WhatsApp anbieten sollte. Für überregional aktive Unternehmen und deren Kunden ist dieser unkomplizierte Kommunikationsweg zweifellos ein großer Gewinn - aber dort besteht auch gar nicht erst die Erwartungshaltung seitens der Kundschaft, eine verbindliche Kontaktperson kennenzulernen und jederzeit ansprechen zu können. Und genau das ist für viele lokale Anbieter eines der wichtigsten Werkzeuge zur Kundenbindung. Gerade der persönliche Kontakt mit einem bekannten Gesicht ist ein maßgebliches Alleinstellungsmerkmal für lokale Gewerbetreibende.

Natürlich kann man solche werbewirksamen Argumente für sein eigenes Tun und Schaffen auch zusätzlich über Facebook & Co. verbreiten. Wobei man dort wiederum zunächst um Beachtung (sprich: eine ausreichende Anzahl an Followern) kämpfen muss. Ein Werbeplakat an einem stark frequentierten Ort muss das nicht - das ist einfach da und wird gesehen. Und bei anderen Medienerzeugnissen wie zum Beispiel Zeitungen und Zeitschriften übernimmt der Verlag diese Arbeit und sorgt somit für eine große Leserschaft, die dann eine Anzeige bei der Lektüre automatisch wahrnimmt.

Über das Kennenlernen von Social Media und die eigene Entscheidungsfindung für (oder gegen) dessen Nutzung hinaus lieferte Dr. Tanja Bernsau ihrem Publikum noch zahlreiche Tipps und Empfehlungen, wie ein wirksamer Auftritt auf derartigen Plattformen im Detail aussehen sollte. Natürlich sieht sie als Social-Media-Managerin grundsätzlich einen großen potenziellen Nutzen in den Netzwerken. Aber wie dieser im konkreten Einzelfall ausfallen kann und ob er tatsächlich lohnenswert erscheint - dass müssen die Gewerbetreibenden weiterhin selbst erörtern. Schwerer wird ihnen diese Entscheidung nach dem Erleben dieses etwa zweistündigen Vortrags garantiert nicht fallen.

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