Unfallrisiko durch fehlende Radverkehrsfurten

ADFC Main-Taunus e. V. weist unter anderem auf fehlende Hinweisschilder und Bodenmarkierungen hin

pm

Am 18. Oktober 2025 kam es wieder einmal auf einem in beiden Richtungen für den Radverkehr freigegebenen Gehweg zu einem Unfall: Ein Radfahrer, der "im Linksverkehr" auf dem Gehweg der Rheinstraße unterwegs ist, wird von einer aus der Rossertstraße kommenden Autofahrerin angefahren und muss ins Krankenhaus gebracht werden. Das Foto der Unfallstelle zeigt, dass keine Hinweisschilder auf den vorfahrtsberechtigten Radverkehr und keine deutlichen Bodenmarkierungen vorhanden sind. Laut den unter https://unfallatlas.statistikportal.de/ online recherchierbaren Unfalldaten ist dies seit 2017 bereits der fünfte Unfall an gleicher Stelle zwischen einem Kraftfahrzeug und einem Fahrrad, weitere fünf solcher Unfälle ereigneten sich im gleichen Zeitraum im weiteren Verlauf der Rheinstraße, einer davon mit schweren Verletzungen des Radlers.

In Hattersheim ist es leider eine seit Jahren angewendete Praxis, an Verbindungsstraßen Gehwege einfach für den Radverkehr freizugeben, statt eigene, sichere Radwege zu schaffen. Dies ist zum Beispiel auch an der Voltastraße, der Philipp-Reis-Straße und der Mainstraße der Fall. Auf diesen Wegen haben naturgemäß Fußgänger absoluten Vorrang und es darf nur Schrittgeschwindigkeit gefahren werden. Entsprechend unattraktiv sind sie für Radfahrende. Dass laut StVO keine Benutzungspflicht besteht und daher auf der Fahrbahn geradelt werden darf, sehen manche Autofahrende anders - zu erkennen an demonstrativ engen Überholmanövern, manchmal verbunden mit Pöbeleien aus dem offenen Autofenster.

Teilweise ist der Gehweg sogar für den Zweirichtungsverkehr freigegeben (wie beim aktuellen Unfall), obwohl die einschlägige Verwaltungsvorschrift besagt, dass dies nur nach sorgfältiger Prüfung und ausnahmsweise in Betracht kommt. Zusätzlich legt diese Vorschrift fest, dass am Anfang und am Ende eine sichere Querungsmöglichkeit der Fahrbahn zu schaffen sowie an Kreuzungen, Einmündungen und verkehrsreichen Grundstückszufahrten ein "Vorfahrt achten"- oder "Stop"-Zeichen mit Zusatzzeichen "Radfahrer kreuzen von rechts und links" anzubringen ist.

Alle diese Vorschriften sind an der Unfallstelle nicht erfüllt.

Hintergrund dieser hohen Anforderungen beim Zweirichtungsverkehr ist ein Bericht der Bundesanstalt für Straßenwesen, der bereits 2015 aufzeigte, dass das Unfallrisiko für in Gegenrichtung ("Linksverkehr") fahrende Radler:innen auf einem Rad- bzw. Fußweg vielfach höher ist als in der "normalen" Richtung - und selbst höher als auf der Fahrbahn.

Aber auch für nur in der "normalen" Richtung freigegebene Gehwege ist vorgeschrieben, dass "der Radverkehr an Kreuzungen, Einmündungen und verkehrsreichen Grundstückszufahrten durch Markierungen sicher geführt wird". Konkret ist die Kennzeichnung von Radwegefurten (dafür gibt es genau definierte gestrichelte Linien) obligatorisch.

Leider finden diese Vorschriften in Hattersheim nur an den wenigsten der betreffenden Knotenpunkte Beachtung - insbesondere nicht an den Einmündungen in die Mainstraße. Hier sind die Unfallzahlen nur graduell besser - drei Unfälle seit 2017. Ein Beispiel, wie es nicht sein darf, ist die Einmündung der Birkenstraße auf die Mainstraße (siehe Foto). Hier sind noch wenige, verblichene Reste eines ehemaligen, mittig mit Bäumen bepflanzten(!) Radweges zu sehen. Die vorgeschriebene Furt fehlt - wie an allen Knotenpunkten der Mainstraße. Es ist die Pflicht der Verkehrsbehörde, dies zu beheben und sicher wäre es sinnvoll, den querenden Autoverkehr zusätzlich auf den Radverkehr aufmerksam zu machen, zum Beispiel durch entsprechende Piktogramme auf der Fahrbahn oder durch Anbringen von Zusatzzeichen (Fahrradsymbol) an den jeweiligen "Vorfahrt achten"-Zeichen der Querstraßen.

Die genannten Unfallhäufungen sind also kein Zufall. Um die "Vision Zero" - das heißt keine Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr - zu erreichen, ist die Erfüllung der einschlägigen Vorschriften erste Grundvoraussetzung. Aber auch darüber hinaus sind in Hattersheim mehr Anstrengungen erforderlich. Helsinki, fast so groß wie Frankfurt, hat 2024/25 das erste Mal dieses Ziel erreicht.

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