Mainperle bringt Narrhalla zum Beben

Musik und Tanz im „Märschewäldsche“: CCM präsentiert pralles Programm voller Höhepunkte

Die CCM-Garde „Cascadas“ zeigte, wie heute Gardetanz aussehen kann: schwungvoll und modern!
(Fotos: A. Kreusch)

OKRIFTEL (ak) – Auch in diesem Jahr konnten die Sitzungsgäste des Okrifteler Carneval Clubs Mainperle (CCM) wieder ein tolles Sitzungsprogramm – ausschließlich von „CCM-Eigengewächsen“ präsentiert! – genießen, in dem sich Höhepunkt an Höhepunkt reiht: nicht nur der brillante Protokoller, die jugendlichen „Pfund Mehl“-Nachfolger „SinnFrei“, der Kanonenkugel reitende Präsident, die „Hexen im Märchenwäldchen“, zwei junge „Pubertiere“, ein Bericht von Silvester bei „Okrifteler Clans“ und der Vortrag eines „Elferrat-Azubis“ begeisterten das närrische Publikum. Auch das Schunkeln zur Musik der „Okrifteler Hofsänger“ und die fulminanten Darbietungen der verschiedenen Tanzgruppen machten allen Besuchern im voll besetzten Saal des Hauses der Vereine am Samstag, 23. Januar, in Okriftel sehr viel Spaß.

Gleich nach dem umjubelten Einzug des Elferrates mit seinem Sitzungs- (und auch CCM-) Präsidenten Axel Knauber durften die kleinsten Tänzerinnen des Vereins, die „Little Stars“, für Stimmung im Saal sorgen – dass sie das unter anderem mit Lichteffekten und im UV-Licht leuchtenden „Hex hex“- Aufdrucken auf ihren pinken T-Shirts taten und dass der Elferrat im Dunkeln das leuchtende Bild mit schwingenden Taschenlampen ergänzte, kam sehr gut an bei den Sitzungsgästen; die „kleinen Sterne“ durften sich über viel Applaus freuen.

Nachdem Torsten Schweinhardt für die Fastnachts-Session des letzten Jahres aus beruflichen Gründen kein Protokoll anfertigen konnte, war man sicher in diesem Jahr besonders gespannt auf seine Kommentare zum Weltgeschehen, und niemand wurde enttäuscht: mit viel Humor, gesundem Menschenverstand und selbstverständlich närrisch gereimt legte er seinen Finger in so manche Wunde. Wenn der Protokoller darüber nachdachte, dass sicher „keiner flüchtet nur zum Spaß – Frau Merkel sagt, wir schaffen das! Es jubeln Österreich und die Däne – Deutschland gut, bleibt bei dene!“ wurde genauso zustimmend geklatscht, wie bei seinen Reimen zum Gewehr der Bundeswehr: „Die Taliban die schrein vor Schreck – die Deutsche schieße um die Eck! Doch fande Deutsche jetzt heraus, sie schieße präzis bei Reesche unn Wind – weil’s halt Sturmgewehre sind!“ Auch zum „Winterkorn-VW“ und zum „Worschtsalat“ der Erkenntnis, dass Fleisch Krebs erzeugen kann (bald „BiFi bei de Zigarette“ und „Tumorbilder uff jedem Presskopp“?) hatte der Protokoller etwas zu sagen. Zudem wurden die Fußball-WM in Deutschland, die FIFA, die Eintracht, „die Katzeberger“, die AfD und der Klimagipfel von Torsten Schweinhardt gehörig auf den Arm genommen. Und zu Hattersheim hatte der Protokoller natürlich auch was zu sagen: „Nach Hadderschem isses nit weit – doch willste hie, dann brauchste Zeit!“

Mutti, Mehl, Münchhausen
Als Minnesänger „Willi der Gebritschte“ trat Willi Britsch mit seiner Gitarre vor das närrische Publikum und erzählte und sang von seinen Erlebnissen auf dem Weg zu „Mutti in Berlin“ oder auch von Bauvorhaben in Hattersheim. Seine Hoffnung ist dabei: „Wenn der Frühling kommt, dann kaufen wir – Tulpen bei Gärtner Keim! Tausend schwarze, tausend gelbe…!“

Im letzten Jahr waren sie – unter anderem auch im Hessen-Fernsehen – noch als „Coole Chaos Meute“ unterwegs, dieses Jahr wollten sie lieber als Gruppe „SinnFrei“ auftreten: die Protagonisten sind zwischen 10 und 14 Jahren alt und stehen alle nun schon seit fünf Jahren auf der Bühne. Dementsprechend ausgelassen und professionell war auch ihr Comedy-Vortrag, mit dem sie zunächst das „Einchecken“ von „Pfund Mehl“ (von denen man ja eigentlich dachte, sie genießen ihren Ruhestand auf Mallorca) in der Hattersheimer Senioren-Residenz und dann die Fernsehsendung „Herzblatt“ aufs närrische Korn nahmen – es konnte viel mitgesungen und durfte viel gelacht werden, was von der Narrenschar mit begeistertem Beifall belohnt wurde.

Axel Knauber war offenbar vor dem Haus der Vereine von seiner Kanonenkugel abgestiegen, er trug sie unter dem Arm, als er im Münchhausen-Kostüm in die Bütt stieg. Gut gelaunt berichtete er über das Geschehen in Hattersheim, Deutschland und der Welt. „Unser Staat hier – frei heraus – hält so was wie Pegida aus“, meinte der CCM-Münchhausen, der aber hinzufügte: „Wer Gastfreundschaft mit Füßen tritt, muss weg und raus – mehr sag ich nitt!“ Besonders hart ging der Okrifteler Münchhausen mit der CSU ins Gericht – sein Urteil „grenzdebil“ scheint sich nicht nur auf Vorschläge zu Mautgesetzen und Flüchtlingsauffanglagern an deutschen Grenzen zu beziehen: „Da heißt es bald statt CSU dann NSU!“ Und natürlich weiß Münchhausen, warum auf einmal Baumärkte so im Trend sind: Daran ist „Fifty Shades of Grey“ schuld, denn „Kabelbinder, Tesa, Seil finden plötzlich alle geil!“ Sogar ein Geheimnis konnte er den Närinnen und Narrhallesen verraten: „Um die Zelle vom Hoeneß streiten sich der Miersbach und der Blatter-Sepp. Und hat der dann Freigang, des is noch geheim, dann wird er Platzwart beim FC Eddersheim!“

„Haste Töne“: beim musikalischen Fastnachtsrückblick der „Okrifteler Hofsänger“ konnten alle Närrinnen und Narrhallesen herzhaft lachen und kräftig mitsingen; so schön und schwungvoll besungen, verloren fast alle aufs Tapet gebrachten kritischen Momente des vergangenen Jahres ihren Schrecken.

Märchenhaftes
Nach der Pause brachten die „CCM-Hexen“ ein wunderbares Märchen auf die Bühne, mit dem sie den Wahlkampf in Hattersheim liebevoll auf die Schippe nahmen: die Märchengestalten „Bürgerqueen Schneeköstchen“, „Schindello“ (fast immer mit seinem Berater „Tannengrün“ auf der Bühne) und „Spenglein“, der allwissende Spiegel (von der „Freien Wäldsches Gemeinschaft“), kämpften mit märchenhaften Mitteln um die „Bürgerkönigschaft“ im „Märschewäldsche“. Als Schneeköstchen der Stress im „Bürgerschloss“ zu viel wird, macht sie sich auf ihren „roten Söckchen“ auf in das Wäldsche und wird dort von Zwergen als Haushaltshilfe aufgenommen („Schneeköstchen als Haushaltshilfe? Die braucht vielleicht eher Hilfe beim Haushalt!“). Doch dort kann sie nicht lange singen „schee ist es auf der Welt zu sein, zwischen Eddersheim und Hattersheim“, denn Spenglein, der Spiegel, verrät Schindello (gegen eine Bezahlung in Wählerstimmen) wo er die Bürgerqueen findet – und Tannengrün schickt Schindello verkleidet und mit einem vergifteten Apfel bewaffnet zu ihr.
Es kommt, wie es kommen muss: Schneeköstchen beißt unbedarft in den Apfel und unter den Klängen von „Leh disch hie, leh disch hie“ (jeder kennt den Song von John Lennon!) sinkt sie in einen ewigen Schlaf. Aber: das Märchen der Hexen wäre kein Hattersheimer Märchen, wenn damit schon alles vorbei wäre – denn Schindello und Tannengrün haben ihre Rechnung ohne den DHL-Mann gemacht, der einen Brief überbringt, der eine Planänderung notwendig macht: Damit sich die Stadt mit dem „Bebau eines Bebauungsplanes“ eines „gekreuzten Autobahnkreuzes zwischen Okriftel und Hattersheim“ schmücken kann, muss Bürgerqueen Schneeköstchen doch noch einmal ein Dokument unterschreiben.
Auch wenn Schindello von ganzem Herzen sagt: „Nein, rote Lippen küss ich nicht!“ wird ihm mit Cliff Richards – schließlich auch vom ganzen Saal fröhlich lauthals singend – entgegengehalten: „Rote Lippen muss man küssen!“ Aber Schneeköstchen ist ja immer noch „tot, so tot“. Na, und wer freut sich offensichtlich spitzbübisch über „des ganze Dorschenanner“? Spenglein, die „sprechende Alufolie“, grinst verschmitzt ins Publikum: „Ich saach euch, wen ihr wähle müsst – mich!“ Im Fastnachtsmärchen der CCM-Hexen küsst der Prinz am Ende doch (widerwillig) seine Prinzessin. Und alles wird, wie im Märchen, gut. Da war natürlich ganz besonders viel Applaus fällig für die CCM-Hexen! Und der Sitzungspräsident betonte selbst sehr amüsiert: „Ähnlichkeiten mit lebenden Personen waren rein zufällig, aber durchaus erwünscht.“

Jugend in der Bütt
Im anschließenden Vortrag glänzten wieder zwei CCM-Nachwuchs-Fassenachter als „Pubertiere“ in ihren Bütten – Adrian Becker und Philipp Heyden berichteten über ihre Erlebnisse als „Erziehungsgeschädigte“. Dabei bekamen nicht nur Papa und Mama ihr Fett ab, auch zum CCM, dem die Eltern angehören, gab es so manches zu „enthüllen“. Allerdings versprachen die beiden Jung-Narren auch gern: „Nächstes Jahr, da mache mir mit – dann treten wir ein in diesen bekloppten, aber doch so geilen Verein!“

Als „Silvestergeschädigte“ zog Christel Käck zur Eurovisionsmelodie in den Saal ein, um von ihren „schlimmen“ Erlebnissen am Jahreswechsel zu erzählen: sie hatte Silvester „beim Käck, dem Flüsterer der Bürgermeisterin“ gefeiert und dort so gut wie alle Hattersheimer Honoratioren getroffen – zumindest „der ganze Elferrat war dort!“ Wie sie mit dem „Zahnarzt und fuffzeh Breedscher“, mit Markus Caspari in „geschnitzter Jeans“, Klaus Schindling als Dalai Lama, der Bürgermeisterin in enger lila Jeans, Dr. Niehues, dem Tischfeuerwerk und den Cognacbohnen, dem Huthmacher- und dem Orban-Clan, dem Sitzungspräsidenten und den „wie im Tran vom Vogelbeerbaam“ lallenden „Haste Töne“ dann gefeiert hat, sorgte für so manchen Lacher – und bald sprach das Publikum gerne im Chor mit: „Ich kann euch saache – des war e Silvester!“

Schon die ganze Zeit war er den Zuschauern beim fleißigen Fegen der Bühne und bei der Versorgung des Elferrates aufgefallen: der „Elferratsazubi“ oder auch „Praktikant“ Tim Fischer tat nicht nur dort seine Pflicht, er hielt auch einen Vortrag über seine Ausbildungszeit in närrischen Kreisen. Dass er dabei etwa die gebrauchten Luftschlangen wieder aufzurollen hatte, dem Männerballett die falschen Brüste aufblasen musste und auch den Gardemädchen beim Anziehen half, erheiterte das Publikum sehr.

Nicht nur die Vorträge und Sketche der CCM-Sitzungen in diesem Jahr waren wieder von ganz besonderer, wunderbar regional geprägter Qualität, auch die Choreographien der CCM-Tanzgruppen können sich sehen lassen: nicht nur die „Little Stars“, auch die „Crazy Girls“ (das waren im letzten Frühjahr noch die „Lollipops“), die tolle, mitgliederinnenstarke Garde „Cascadas“, das Jugendballett „Las Estrellas“, das Damenballett „Magic Pearls“ (in tollen Kostümen unter dem Thema „James Bond“ auf der Bühne unterwegs) und natürlich das diesmal außerirdisch glitzernde Männerballett „Nachteulen“ brachten viel tänzerischen Schwung auf die Bühne und klasse Stimmung in den Saal.

 

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