HOCHHEIM (ak) – Am 29. Oktober wurden die neuen Räumlichkeiten des Hochheimer Otto-Schwabe-Museums im Alten Rathaus in der Kirchstrasse 13 mit einem Empfang feierlich für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ab dem 13. November wird man in dem Heimatmuseum jeden Sonntag von 15 bis 17 Uhr, nach telefonischer Absprache auch zu anderen Zeiten, die Sammlung zur Hochheimer Geschichte von der Urzeit über die Kelten- und Römerzeit bis zur jüngeren Stadtgeschichte besichtigen können.
Nachdem die heimatgeschichtliche Sammlung, deren Anfänge der Stadt Hochheim testamentarisch vom Amtsgerichtsrat Otto Schwabe vermacht wurden, seit 1969 eine Art „Odyssee“ durch verschiedene Räumlichkeiten -begonnen in einem Wiesbadener Museum, führte die Reise der Ausstellungsstücke nach Hochheim in den Dalheimer Klosterhof, dann in den Hochheimer Hof und schließlich zur „Zwischenlagerung“ an viele verstreute Aufbewahrungsorte in Hochheim- mitmachen musste, ist zu hoffen, dass sie nun einen endgültigen Platz gefunden hat.
Zur kleinen Feier geladen waren Mitglieder des Hochheimer Magistrates, Stadtverordnete, die Hochheimer Stadtführer, die Arbeitsgemeinschaft Heimatmuseum und alle Ehrenamtlichen, die mit dem Heimatmuseum zu tun haben. Insgesamt 90 Gäste zur Ausstellungseröffnung ließen erahnen, welchen Stellenwert das neue Museum bereits jetzt in Hochheim genießt.
In ihrer Festrede wies Bürgermeisterin Angelika Munck darauf hin, dass es bei einer heimatgeschichtlichen Sammlung nicht nur darum geht, besonders wertvolle Stücke zu erhalten und zu zeigen, sondern dass hier vielmehr auch „ideelle Werte“ vermittelt werden sollen. „Eine Stadt muss von ihrer Geschichte wissen“, sagte sie voller Überzeugung. „Es ist wichtig, dass es in einer Stadt einen Ort gibt, an dem man zum Beispiel auch Kindergarten- oder Schulkindern die Stadtgeschichte zeigen kann.“ Ganz besonders würdigte sie das ehrenamtliche Engagement derer, die die Sammlung aufgebaut haben und jener, die sie nun bewahren und so „aufbereitet“ haben, dass andere sie anschauen und etwas über das Leben in Hochheim in früheren Zeiten lernen können. „Es ist nur ehrenamtlichen Hochheimern zu verdanken, dass es dieses Museum gibt, der sozial kulturelle Bereich der Stadt Hochheim wird durch ihre Arbeit sehr bereichert.“ Ohne sie wäre die Stadt in Bezug auf die Wiedereröffnung des Heimatmuseums „aufgeschmissen“ gewesen, gibt die Bürgermeisterin offen zu. Angelika Munck kann sich durchaus auch die ganz praktischen Schwierigkeiten vorstellen, die sich bei der Katalogisierung der einzelnen Teile und schließlich bei der Zusammenstellung der Ausstellungsstücke für die Präsentation in den neuen Räumen der vorher an so vielen verschiedenen Orten aufbewahrten Sammlungsstücke auftaten: „Das muss ein Riesen-Kraftakt für alle Beteiligten gewesen sein.“ Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Heimatmuseum, Klaus Schmikl, bestätigte dies in seiner Rede: „Im letzten Jahr waren wir von 52 Montagabenden bestimmt 40 davon für das neue Heimatmuseum tätig und Karin Brettschneider hat dazu noch zu Hause die ganzen Beschriftungen gemacht.“
Anlässlich des Empfangs wurden alle Mitglieder der AG Heimatmuseum von Bürgermeisterin Munck im Namen der Stadt Hochheim geehrt. Lieselotte Becht und Dr. Karin Brettschneider-Mross erhielten „ein Briefchen“, einen Gutschein von der Stadt und einen großen Blumenstrauß. Kurt Hartmann (der Sohn von Michael Hartmann, welcher 1970 das erste Heimatmuseum im Dalheimer Hof einrichtete), Klaus Schmikl, Alfred Zachau und Dr. Diethelm Zaloudek bekamen eine Urkunde der Stadt Hochheim, einen Gutschein „und etwas zum Schnuckeln“ von Angelika Munck überreicht.
Umrahmt wurde die Ehrung musikalisch von O. H. Edelhäuser mit russischen Klavierstücken, die er dem Anlass entsprechend ausgesucht hatte. Edelhäuser ist selbst ehrenamtlich tätig. „Das Verhältnis zur eigenen Wohngegend ändert sich, wenn man anfängt, etwas für die Stadt und mit ihren Leuten zu tun“, versicherte er aus eigener Erfahrung.
Am Ende des „offiziellen Teils“ sorgte die in Hochheim wohlbekannte langjährige Zahnärztin Kröscher-Richow noch für eine Überraschung: wieder einmal zeigte sie sich als Mäzenin des kleinen Museums und überreichte als weiteres Sammlungsstück eine gerahmte Urkunde aus dem Jahre 1891, welche „Der Königliche Landrath“ einem „Herrn Obergärtner Knaubs zu Hochheim“ anlässlich der „Preis-Obst-Ausstellung für den Landkreis Wiesbaden“ als „ehrende Anerkennung für verdienstvolle Leistung auf dem Gebiete des Obstbaues“ ausgestellt hatte.
Einer der ersten Gäste, die sich die Exponate in den Vitrinen anschauten, war der Hochheimer Ehrenstadtrat Preis. Er kennt viele der gezeigten Alltagsgegenstände sogar noch von seinen Eltern oder aus eigenem Gebrauch und ist froh, dass nun endlich „gescheite Räume“ da sind, um alles zu präsentieren. „Die ist nicht viel älter als ich“, sagte er lachend und zeigte auf die Opel-Nähmaschine zwischen zwei Vitrinen vor dem Fenster. „Wussten Sie eigentlich, dass die erste Nähmaschine, die Opel von Rüsselsheim nach Hochheim ausliefern wollte, gar nicht hier ankam? Die sollte per Boot über den Main kommen, aber die Hochheimer Schneider fürchteten um ihr Brot und kippten den Kahn um, bevor er auf unserer Seite anlegen konnte, und die Nähmaschine ist im Main baden gegangen.“ Auch weshalb die „Bohnenschnippel-Maschine“ die Bohnen nicht einfach in große Stücke, so wie wir das heute kennen, schnitt, sondern viele kleine Messerchen hatte, um feine Streifen daraus zu machen, konnte Preis erklären: „Damals wurden Bohnen auch in Steintöpfe eingelegt, immer eine Schicht Bohnen, eine Schicht Salz, ähnlich wie das Sauerkraut in Holzbottichen haltbar gemacht wurde.“ Das Ergebnis waren sogenannte „Saure Bohnen“, ein delikates Gericht, welches man heute kaum noch kenne.
Alle diese Maschinen und Maschinchen aus früheren Zeiten funktionierten, ohne dass man dafür einen Stecker in eine Steckdose stecken und Strom verbrauchen musste. Eine Tatsache, die den Besucher gleichermaßen erstaunt und nachdenklich werden läßt.