20 Jahre Historische Hofreite

Gut besuchte Feier der Heimat- und Festwagengesellschaft am letzten Samstag in der Schulstraße

hl

So manches schöne Fest wurde schon in der Hofreite gefeiert. Fast jeder Krifteler und jede Kriftelerin kennt die Mai- und Herbstmärkte, die seit vielen Jahren dort stattfinden. Wer noch nicht selbst ein Fest besucht hat, dem sind sicher die Plakate im Ort mit den Einladungen zu den Ereignissen aufgefallen.

Vor 20 Jahren übernahm die Krifteler Heimat- und Festwagengesellschaft e.V. die Betreuung und Instandhaltung der Hofreite in der Schulstraße 2. Dadurch erhielt der Verein ein Domizil und das Anwesen wurde mit Leben erfüllt. Natürlich reicht die Geschichte des Anwesens sehr viel weiter zurück. Die Hofreite, bestehend aus Wohnhaus, Scheune und Stall, wurde von Johann Augustin Sittig 1892 erbaut. Sie wurde von der Gemeinde Kriftel 1980 erworben.

Die Idee, eine Heimat- und Festwagengesellschaft in Kriftel zu gründen, war am Hessentag in Hofheim im Jahre 1988 entstanden. Im Januar 1989 traf man sich im Rat- und Bürgerhaus in Kriftel zur Gründungsversammlung. Der Start der Betreuung der Hofreite im Jahr 2005 war eine positive Situation für den Verein, aber mit viel Arbeit verbunden. 2007 konnten die ersten Veranstaltungen stattfinden.

Rückblick auf 20 Jahre

Die Mitglieder des Vereins freuten sich, bei dem Fest alte Bekannte wiederzusehen, in Erinnerungen zu schwelgen und auch neue Bekanntschaften zu schließen. Bettina Schmitt, die erste Vorsitzende, und Gründungsmitglied Brigitte Faller begrüßten die Gäste gemeinsam. „Die Hofreite ist für uns ein Stück gelebte Heimat, seit 20 Jahren ist sie ein fester Bestandteil der Krifteler Kultur“, so begann Schmitt ihre Rede. Viel wurde bewirkt in der Zeit: ein Verkaufstresen wurde errichtet, der Bauerngarten angelegt und der Hofplatz mit Kies verschönt, außerdem die Museumswohnung eingerichtet. Brigitte Faller dankte allen, die „die Hände aus den Hosentaschen genommen haben und mit angepackt haben“. 42 Mitglieder hat der Verein heute, das Alter beträgt 4 bis 82 Jahre. Die erfolgreiche Erhaltung der Hofreite ist nur dadurch möglich, dass 15 bis 20 Leute jedes zweite Wochenende ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Die Kinder werden zu den Arbeitseinsätzen oft mitgebracht, was sie sehr genießen, da sich das Gelände und der alte Traktor hervorragend zum Spielen eignen. Da die jungen Menschen früh genug an Tätigkeiten im Verein herangeführt werden, ist man nicht bange, dass der Nachwuchs fehlt.

Die historische Wohnung

Insgesamt drei Führungen durch die Museumswohnung wurden am letzten Samstag angeboten. Brigitte Faller kümmert sich seit langem um die Wohnung mit Einrichtungsgegenständen aus den 1920er Jahren und hat viele Dinge zusammengetragen und liebevoll arrangiert. Durch den Seiteneingang geht man eine Treppe hoch in die Wohnräume. Hier lassen sich viele Sachen bewundern, die besonders die älteren Gäste noch von ihren Großeltern kennen. Die Küche hat einen Kohleherd Modell Bockhacker und einen Tisch mit hervorziehbaren Waschschüsseln. Der Küchenschrank ist mit Geschirr gefüllt: eine kostbare Zuckerdose, Sammeltassen, ein Teller, extra angefertigt zur Silberhochzeit oder gar zwei Gedecke, ebenfalls für ein Silberhochzeitspaar gefertigt, wurden von Brigitte Faller den interessierten Gästen präsentiert. Kaffeemühle, diverse Milchkannen, Töpfe, Servierplatten, Einkaufsliste, ein altes Kochbuch und vieles mehr konnte man bewundern. Es fehlt in der Küche an nichts. Genauso komplett ist das Wohnzimmer, das mit einem großen Schrank typisch als „gute Stube“ eingerichtet ist. Diverse Gläschen, ein Radio, ein Lexikon und vieles mehr sieht man hier.

Das Schlafzimmer beherbergt ebenfalls eine Menge Schätze. Das Bett war ursprünglich ein Doppelbett, es sei aber beim Transport beschädigt worden, so dass es nun platzsparender als Einzelbett dasteht. Ein Medizinschränkchen ist sogar mit alten Pudern und Arzneien ausgerüstet. Auch der gut gefüllte Kleiderschrank bietet so einiges: unter anderem mit Stickarbeiten verzierte Hemdchen für Jungen, ein mit Pailletten besticktes Kleid, altertümliche Unterwäsche. Alles ist fein säuberlich sortiert. „Einmal im Jahr hole ich die ganze Wäsche raus und stecke sie in die Waschmaschine“, erläutert Brigitte Faller. Das zeugt von ihrem sehr großen Engagement, denn man muss bedenken, dass die Wäsche auch gebügelt werden muss. Viel Herzblut hat Faller auch in die Dekoration des Kinderzimmers gesteckt. Neben Kinderwagen und Spielzeug kann man sich über ein Töpfchen mit Rollen wundern. Es hat zusätzlich einen Gurt, mit dem die Kinder angeschnallt wurden und beim Toilettentraining dann durch die ganze Wohnung rollen konnten. Brigitte Faller erhält die antiken Gegenstände oft aus Nachlässen. Viele Dinge kann sie zu ihrem Bedauern aus Platzmangel gar nicht mehr aufnehmen. Und steuern kann man den Prozess nicht. „Jahrelang habe ich mir immer eine Puppenstube gewünscht“, berichtete sie, „und im letzten Jahr kamen dann drei hinzu.“

Es gab noch mehr zu entdecken

Im Jahr 1986 wurde das Krifteler Heimatmuseum im ehemaligen Stall der Hofreite eröffnet und so ist es schon fast selbstverständlich, dass auch das Museum öffnet, sobald die Hofreite Publikum empfängt. So war es auch am letzten Samstag. Dr. Detlef Krause konnte zahlreiche Besucher und Besucherinnen begrüßen, die sich für die Geschichte Kriftels interessierten. Auch, wer schon mehrmals das Museum besucht hat, wird jedes Mal wieder etwas Neues entdecken. Allein die fachkundigen Antworten von Dr. Krause auf Fragen aller Art sind schon einen Besuch wert.

Lohnend war es auch wegen der Musik zu kommen und Markus Finger und Klaus Irmer zuzuhören. Sie hatten einiges zu bieten, Songs von Elvis Presley, Hannes Wader, Udo Jürgens, um nur einige zu nennen. Markus und Klaus gehören beide dem „Liederkranz 1860 Kriftel“ an. Ihr Auftritt beim Fest war ein Jubiläumsgeschenk für den Heimatverein. Zu der Musik und den Gesprächen mit alten und neuen Bekannten konnte man einige Köstlichkeiten genießen und auf die Zukunft der Hofreite anstoßen. Die Kinder beschäftigten sich an einem Maltisch. An den Stellwänden konnte man anhand von Fotos die 20 Jahre Hofreite zurückverfolgen. Dargestellt wurden hier die Renovierungsarbeiten und die Arbeitseinsätze, aber auch die schönen Feste.

Brigitte Faller gab den Besuchern noch einen Tipp mit auf den Weg: „Alle 14 Tage sind Vereinsmitglieder rund um die Hofreite anzutreffen, man kann uns ruhig mal ansprechen, wenn man etwas wissen möchte.“

Kommentare

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.
Sicherheitsprüfung
Diese Frage hat den Zweck zu testen, ob Sie ein menschlicher Benutzer sind und um automatisierten Spam vorzubeugen.
Bild-CAPTCHA
Geben Sie die Zeichen ein, die im Bild gezeigt werden.


X