Kostüme und Aussehen mussten stimmen

Joe Fritz und seine „Globetrotters“ feiern in dieser Kampagne ihr 40-jähriges Bestehen

40 Jahre lang sind sie in diesem Jahr als Unterhaltungskünstler auf den Bühnen unterwegs, und auch beim Bischemer Umzug durften die „Globetrotters“ am vergangenen Sonntag selbstverständlich nicht fehlen.?(gus/Foto: Steinacker)

 

BISCHOFSHEIM (gus) – Ursprünglich wollte er lediglich das, was bei seinen früheren Bühnenauftritten so gut angekommen war, ein wenig ausbauen. Seit 1962 war Joachim Fritz für den BCV auf den Fastnachtsbühnen als Redner zu sehen. Ursprünglich mit einem Einzelvortrag, dann im Zwiegespräch, „und dann dachte ich mir, komm, singen wir mal ein Liedchen“, erinnert sich der heute 70-Jährige Bischofsheimer an die Entstehungsgeschichte seiner Bühnenlaufbahn als Sänger. „Das kam gut an, also haben wir im nächsten Jahr einen Akkordeonspieler dazugenommen und dann habe ich mich bei den Auftritten ganz auf den Gesang konzentriert“, schildert „Joe“ Fritz.

 

1975 fasste er dann den Entschluss, sich für seinen Auftritt eine Liveband zusammenzustellen. Die Geburtsstunde der „Globetrotters“, die seither in wechselnder Besetzung und Bandgröße zur Fastnachts-Institution wurden und zeitweise in ganz Deutschland gefragt und unterwegs waren.
Im Jubiläumsjahr 2015 sind sie immer noch da, feiern das 40-jährige Bestehen der Gruppe, auch wenn nur der Gründer und Chef selbst die gesamten vier Jahrzehnte mit der zu Beginn lediglich dreiköpfigen Formation erlebt hat. Die wilden Jahre sind zwar seit einiger Zeit vorbei, dennoch gehören die Globetrotters nicht nur bei den BCV-Sitzungen weiterhin zum festen Repertoire – und so wird es noch viele Jahre bleiben. Wenn die Gesundheit es zulässt, dürfen die Fans hoffen.
Bei sechs Auftritten auf den hiesigen Bühnen belassen es die Globetrotters in dieser Kampagne, auch wenn sie weiterhin so gut ankommen, dass die Fastnachtsvereine der Region die Gruppe als Stimmungsgaranten sehr gerne auf ihren Bühnen sehen würden.
In den wildesten Jahren hatte Fritz seine Band auf elf Mitglieder ausgebaut, die Fastnacht wurde in der heißen Zeit der Kampagne zur Quasi-Vollbeschäftigung. Der IBM-Mitarbeiter hatte das Glück, verständige Kollegen zu haben, die ihm in der heißen Phase Arbeit abnahmen, sonst wäre es wohl schwierig geworden, neben dem Broterwerb auch noch halbprofessioneller Fastnachter zu sein. 
Die Spezialität der Globetrotters, mit der sie in den Achtzigerjahren schnell überregional Berühmtheit erlangten, war seinerzeit die Parodie bekannter Sangesgrößen und ihrer bekannten Lieder. Und da kannte Fritz nichts: Outfit und Maske mussten dabei stimmen. Ob Tina Turner, Elvis oder Roberto Blanco, aber auch Margit Sponheimer und Ernst Neger – stets war der Anspruch, dass unverkennbar war, wer da gerade, wenn auch nicht im Original, auf der Bühne stand.
Nicht nur im Mainzer Fastnachtsraum wurde die parodistische und musikalische Leistung der Globetrotter gewürdigt. Ein Highlight war der Doppelauftritt im feinen Berliner Hotel Estrel mit 2500 Zuschauern. Bei einer Mittags- und einer Abendsitzung, die sich bis in den frühen Morgen hinzog, war die Bischofsheimer Gruppe dabei – von wegen, die Hauptstadt ist fastnachtsmuffelige Zone.
Eine zusammengestellte Truppe, die in einer gewissen Phase des Jahres so eng aufeinanderhängt, das birgt auch ein gehöriges menschliches Konfliktpotenzial, sollte man meinen. Aber die Globetrotters hätten sich stets gut vertragen, betont Fritz. „Unser Geheimnis war es, dass wir die Frauen einbezogen haben“, erläuterte er. „Sie sind mitgefahren und dabei gewesen, haben uns etwa beim Schminken geholfen“, schilderte Joe Fritz. „Und es gab immer unsere Grillfeten und die Weihnachtsfeiern im Mainzer Hilton, die den Zusammenhalt stärkten.“
Bei einer dieser Weihnachtsfeiern kam es dann zu einer unerwarteten Begegnung zwischen den Globetrotters und dem Mann, den Fritz seinerzeit regelmäßig unter Einsatz von viel Schminke auf der Bühne darstellte. Roberto Blanco, zufällig Gast in dem Hotel, traf auf seine Parodisten. Eine lockere Begegnung, natürlich wurde schnell der Fotoapparat gezückt.
Im Mainzer Schloss zeigte sich Ernst Neger zu einem Tränchen gerührt, als er sich bei einer Sitzung der Kleppergarde durch die Globetrotters parodiert sah. Schöne Momente, aber vor einigen Jahren kamen Fritz und seine Mitstreiter dennoch von der Idee ab, die Promiparodie zum Inhalt ihrer Auftritte zu machen. „Die Garderobe anzuschaffen, war uns doch auf Dauer zu teuer, also haben wir uns entschlossen, nur noch eine Musikshow zu zeigen.“ . Und gerade, weil es sich nicht um Profimusiker handelt, ist der Probebetrieb stets sehr aufwendig, „denn keiner von uns kann Noten lesen, wir müssen uns daher alles zusammen erarbeiten“, schildert Fritz.
Derzeit bestehen die Globetrotters aus sieben Mann, die Schlager zu Fastnachtsweisen machen. Musik zum Wiedererkennen. „Die Leute wollen mitsingen können, der Refrain bleibt daher immer im Original, die Strophen texte ich dagegen um“, erläutert Joe Fritz.
Seit vier Jahren ist er nach 15 Jahren Pause wieder als Sitzungspräsident beim BCV in Amt und Würden. Eine Aufgabe, die auch nicht gerade nebenbei zu erledigen ist und viel Vorbereitung braucht – jedenfalls so, wie Fritz die Aufgabe versteht. „Ich sage die Künstler schließlich in Reimform an und ab, das muss schon detailliert ausgearbeitet sein.“
Wie lange er daneben mit den Globetrotters noch weitermachen wird, lässt Fritz im Jubiläumsjahr offen. Vor Weihnachten hat er eine neue Hüfte erhalten, das Ersatzteil funktioniert gut, nichts spricht dagegen, dass der Chef noch einige Kampagnen anhängt. „Solange es Spaß macht“, legte er sich fest.

 

 

 

 

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