Ein Dutzend Kinder der Bischofsheimer Kita Klinker in der Georg-Fischer-Straße soll in den kommenden zwei Jahren gezeigt werden, wie sich ein umweltbewusster Umgang mit Wasser und Strom auf die Verbrauchswerte ihrer Kita auswirkt. Ausschließlich Kinder, die nach Ende des Projekts im Jahr 2014 in die Schule wechseln werden, können an der Gruppe teilnehmen. Offizieller Projektstart war der 1. Juni, allerdings erst zum neuen Kindergartenjahr nach Ende der Sommerferien beginnt die Phase des Abgleichs. Das Umweltbüro der Gemeinde hat dafür die Verbrauchswerte der vergangenen drei Jahre in der Kita Klinker ermittelt, rechnerisch bereinigt um Sondereffekte wie zu milde Winter, so dass nun ein recht verlässlicher Durchschnittswert vorliegt. Er bietet den Vergleichswert, an dem sich der Erfolg des Projekts bemessen muss. „Es gab die Überlegung, dieses Projekt in allen Kitas zu starten, aber da habe ich ein wenig gebremst“, sagt Ulrich Claas vom Umweltbüro. Denn für das Kitapersonal und die Gemeinde ist dieses Energiesparprojekt mit einigem Aufwand verbunden, schließlich soll es dazu einige spezielle Veranstaltungen geben. „Auch an einen Eltern-Infoabend ist gedacht“, erläutert Kitaleiterin Yvonne Oehmichen. Sollte in ihrer Gruppe ein positiver Effekt feststellbar sein, ist dennoch eine Übertragung an die anderen Gemeindekitas und die Georg-Mangold-Schule geplant.
Wenn die Bischofsheimer Kinder ans Wasser- und Energiesparen gehen, freut dies auch die Bürgermeisterin. Ulrike Steinbach (SPD) regte die Teilnahme an dem Projekt an. „Energie zu sparen ist einfach der beste Ansatz für eine bessere Energienutzung“, betont sie. Ihr Dank geht an die Kitaleitung und das Personal für die Bereitschaft, sich auf den Weg zu machen mit dem Projekt, das keine Bischofsheimer Erfindung ist: „Fifty-fifty“ heißt das nicht mehr ganz neue Prämienanreizprogramm, das die „Hegiss“ (Hessische Gemeinschaftsinitiative Soziale Stadt) landesweit koordiniert. Es richtet sich eigentlich mehr an Schulen und wird daher auf die Grundschule übertragen werden, kann aber in Kitas natürlich genauso funktionieren.
Der Clou für die Einrichtungen, die mitmachen, ist, dass sie die Hälfte der eingesparten Verbrauchskosten ausgezahlt bekommen und sich dafür etwas über die normalen Zuweisungen leisten können. Die Kommune (Gemeinde oder Kreis) als Träger der Einrichtung und damit letztlich der Steuerzahler dürfen sich über die anderen 50 Prozent der gesunkenen Versorgungskosten freuen.
Das Quartiersbüro der „Sozialen Stadt“ begleitet das Projekt in Bischofsheim. Zwar gehört das Klinkergebiet nicht zum Aufgabenbereich der „Sozialen Stadt“, aber das durchführende Unternehmen NH Projekt Stadt bietet in Bischofsheim schließlich auch für alle interessierten Bürger eine Energieberatung an – und jetzt eben auch das Energiemanagement für die Kita Klinker.
Mit „Fifty-fifty“ wurde ein Einsparprogramm entworfen, das – in einer chronisch klammen Kommune wie Bischofsheim derzeit gar nicht anders zu denken – ohne Sanierungen der Gebäude oder die Umstellung der Energieversorgung auf Erneuerbare Energien arbeitet. „Der Einspareffekt wird nicht in die Zigtausende gehen“, erwarte Claas daher keine bedeutenden Kostenreduzierungen durch das bewusstere Verhalten der Kitakinder. Die Lernerfolge könnten am Ende den wertvolleren Effekt darstellen: Die Kinder berichten von ihrem Projekt schließlich zu Hause, wenden die Prinzipien auch im heimischen Haushalt an – im Idealfall folgt die gesamte Familie.
Kitaleiterin Oehmichen muss sich nicht mit ganzer Kraft mit der Projektgruppe befassen. Federführend ist vielmehr Erzieherin Lisa Henß, sie wird vornehmlich von der stellvertretenden Kitaleiterin Claudia Krieger unterstützt. Bestandteil des Programms ist es, dass die das Projekt leitenden Erzieherinnen eine Fortbildung zum Thema Energiespararbeit mit Kindern finanziert bekommen. Dieses Seminar hat Henß bereits absolviert, mit dem ältesten Kitajahrgang hat sie, sozusagen zum Üben, durch eine anschauliche Beschäftigung mit dem Thema Wasser den praktischen Einstieg in das Projekt gefunden.
Lerninhalte sind Dinge wie der Wasserkreislauf, die Bedeutung des Wassers, oder auch, wie es um die Wasserversorgung etwa in Afrika bestellt ist. Auch Ausflüge wie zu einer Kläranlage sind geplant. Ähnlich sieht das Programm für den Bereich Strom aus. Die Kita erhält zur Unterstützung eine Materialbox.
Auch, wenn die Kita als kleines Gebäude, das zwar 30 Jahre alt ist, aber erst vor wenige Jahren neue Fenster erhielt, kein besonders großes Potenzial zum Einsparen bietet, addieren sich die Spareffekte des Projekts „Fifty-fifty“ über die Schulkomplexe durchaus zu beeindruckenden Zahlen. Ausgehend von einem Potenzial von zehn bis 20 Prozent Einsparung errechnet Hegiss, bei 42.000 Schulen in Deutschland mit durchschnittlich 4200 Euro Einsparungen im Jahr immerhin 180 Millionen Euro nicht anfallende Versorgungskosten.