Lücken lassen sich unter Freunden füllen

FSG Hansa sorgte mit Bildchen-Tauschbörse für ergänzte Sammelalben

FSG Hansa sorgte mit Bildchen-Tauschbörse für ergänzte Sammelalben
GUSTAVSBURG (gus) – Alle zwei Jahre ist Tauschzeit bei der FSG Hansa. „Bis auf den Gang hinaus“, so berichtet Organisator Klaus Fox, bildete sich am Sonntagmorgen kurz nach Türöffnung die Schlange im und vor dem Vereinssaal der Gustavsburger Freizeitsportler im Haus der Vereine.

 

 

Parallel zu Welt- und Europameisterschaften im Fußball, sprich alle zwei Jahre im Juni, wütet in Deutschland das Sammelfieber besonders leidenschaftlich. Da können Fox und Kollege Klaus Kowallik nicht anders und laden einen Vormittag lang zur großen Sammelbildchen-Tauschböse ins Domizil des Vereins.
Natürlich sammeln die beiden selber die kleinen Bildchen der Fußballstars zum Einkleben – und zwar seit Kindertagen. Die Bundesliga ist das jährliche Pflichtprogramm, die internationalen Meisterschaften, wie derzeit die EM in Polen und der Ukraine bringen allerdings noch einmal eine ganze Menge zusätzlicher Sammler hervor. Und die sammelten im Laufe der Wochen vor der EM natürlich fleißig ihre Aufkleber. Wer dies schon einmal gemacht hat, weiß Bescheid: Schnell besitzt man Bilder einiger Spieler doppelt und mehrfach, andere wollen partout in keinem der Tütchen auftauchen, die es vor allem am Kiosk und in Zeitschriftenlädchen zu erwerben gibt.
Ruinieren kann man sich mit dem Bildchensammeln zum Glück nicht, es ist eines der günstigeren Hobbys, auch wenn das aktuelle EM-Sammelheft von Panini 540 Spieler aufführt. Das Fünferpäckchen Bilder gibt es für 60 Cent. Wer bis zum Ende der EM sein Sammelheft nicht voll hat, kann fehlende Bilder beim Hersteller einfach nachordern – für 18 Cent das Stück, erläutert Klaus Fox. Bei der Gustavsburger Tauschbörse gilt ein fester Abgabepreis von zehn Cent pro Bild – oder es wird getauscht. Fox gab am Sonntag alleine 120 Doppler ab.
Wer die Fußballsammelbilder unter dem Begriff „Panini“ kennt, hat damit nicht ganz Unrecht, aber irgendwie doch. Es ist ungefähr so, als ob man ein Taschentuch grundsätzlich als „Tempo“ bezeichnet – kann stimmen, aber es gibt eben auch andere Anbieter.
Auch echte Sammelfreaks wie die beiden Hansa-Mitglieder rümpfen nicht die Nase, wenn jemand statt der offiziellen Alben die Serien sammelt, die es wie immer zur EM und WM, auch derzeit wieder im Supermarkt gibt, auch jene, die sich derzeit in den Produkten eines italienischen Süßigkeiten-Herstellers eingewickelt finden.
Alle Serien haben einen Platz bei der Hansa-Tauschbörse, manche Sammler fahren auch mehrgleisig. Aus Taunusstein kam Hannelore Witteck zu Gustavsburger Börse – Insidertipp eines heimischen Sammlerkollegen, den sie auf einem Flohmarkt traf. Sie belegte mit ihren Serien einen halben Tisch und war entsprechend lange mit dem Ausloten der Möglichkeiten beschäftigt. „Doch, ich habe hier eine Menge tauschen können“, bilanzierte sie zufrieden.
Sie ist eine derjenigen, die vor keiner Serie Halt machen. Der Sammelwahn hat sie fest im Griff, wie derzeit viele Tausende Fußballfans in Deutschland. Angefangen hatte alles in den späten 60ern mit Bildern von Bergmann, erst dann kam aus Italien das System des Panini-Verlages auch über die Alpen zu uns, zunächst in Kooperation mit Bergmann. Ab 1978 durfte Panini sich dann aber sogar offiziell lizensierter Sammelbild-Herausgeber für die Fußball-Bundesliga nennen. Dafür ließen sich die Vereine, heute die Deutsche Fußballliga (DFL), natürlich eine Menge Lizenzgeld zahlen. 
Als die DFL 2008 das Bieterverfahren stellvertretend für die Bundesligaclubs in die Hand nahm, wollte oder konnte Panini nicht mehr mitziehen und unterlag. Zur Saison 2009/10 kam somit erstmals US-Konkurrent Topp zum Zuge – für 12,4 Millionen Euro für drei Spielzeiten.
Seither stiften die Amerikaner Verwirrung. Neben den Klebebildern gibt es nun auch Plastik-Chips mit je 12 Topspielern pro Verein zu kaufen, die sich ebenso sammeln wie als Spielchips verwenden lassen. Überzeugend findet Witteck das nicht. Schon, weil das Sechserpack 1,90 Euro und damit mehr als das Dreifache der Klebebildchen kostet. „Das ist einfach zu teuer“, sagt die Taunussteinerin. Lücken in den Seiten der Saison 2010/11 zeugen davon, dass sie das systematische Sammeln der sperrigen Dinger etwas schleifen ließ – das Album der abgelaufenen Saison hatte sie gar nicht erst mitgebracht.
Am Sonntag sollten Fox und Kowallik dem Lokal-Anzeiger wenige Stunden vor Spielbeginn schon einmal verraten, wie das letzte Vorrundenspiel der deutschen Elf gegen Dänemark ausgeht (tatsächlicher Endstand: 2:1). Gewonnen hat nach üblicher Zählart Kowallik, der mit dem 1:0 neben der richtigen Tendenz, also den deutschen Sieg, auch den korrekten Torabstand tippte. Andererseits hatte auch Fox ein gutes Näschen. Er sagte nämlich korrekt zwei Treffer der deutschen Elf voraus – bei seinem 2:0-Tipp stand allerdings der Gegentreffer der Dänen nicht auf der Rechnung.

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