„Wir sind das Herz der Region – nicht der Flughafen“, gab Heiko Holefleisch, Sprecher der BIMS, das Motto für den Demonstrationszug aus. Von heute rund 480.000 Flugbewegungen im Jahr werde sich die Belastung langfristig auf bis zu 900.000 Starts und Landungen steigern, befürchtet er. Obwohl bekannt sei, dass Lärm auf das Lern- und Spielverhalten von Kindern einen äußerst negativen Einfluss hat, werde die Zahl der Flugbewegungen und damit der Fluglärm im Rhein-Main-Gebiet ständig erhöht, kritisierte er.
Am Ginsheimer Altrheinufer, dem Startpunkt der Rundfahrt durch die Gemeinden, kamen rund 50 Menschen zusammen, darunter viele Kinder. Nachdem das Jugendinstrumentalensemble der Musikschule Maier gespielt hatte, ließen die Beteiligten gelbe Luftballons unter dem Motto „Ich lerne, du lernst, es lärmt“, in den Himmel steigen.
„Wir stehen erst am Anfang der Lärmbetroffenheit“, weiß Dirk Treber von der „Interessengemeinschaft zur Bekämpfung des Fluglärms“. Seit 34 Jahren setzt sich der Ausbaugegner für den Erhalt der Lebensqualität der Region ein. Schon zu Startbahn-West-Zeiten habe man ein Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen gefordert. „Es hat 34 Jahre gedauert, bis wir am größten Flughafen von Deutschland ein Nachtflugverbot erreicht haben“, stellte Treber fest. Die Signalwirkung für andere deutsche und europäische Flughäfen sei nicht zu unterschätzen. Allerdings reiche die jetzt von 23 bis 5 Uhr vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig festgeschriebene Nachtruhe nicht aus und müsse auf 22 bis 6 Uhr erweitert werden, forderte er.
Mit den Fahrrädern an der Bischofsheimer evangelischen Kirche angelangt, war der Demonstrationszug auf rund 100 Menschen angewachsen. „Kirche ist der Ort, an dem oft Ruhe sein soll“, begrüßte Pfarrer Klaus Gottschlich die Demonstranten. Leider finde man in Bischofsheim bei Auto-, Bahn- und Fluglärm selten Ruhe, bedauerte er. Er zitierte zwei Passagen aus dem Alten Testament. Lärm sei damals als Kriegsmittel eingesetzt worden. Flucht sei in diesem Fall die ureigene Reaktion von Lebewesen. Die Montagsdemos am Frankfurter Flughafen zeigten, dass sich die Bürger nicht beruhigt haben und weiter für ihre Rechte kämpften, betonte Ulrike Steinbach.
Nach einem Orgelstück und dem Loslassen weiterer Luftballons bewegte sich der Demonstrationszug nach Gustavsburg. Hier kamen rund 120 Protestler vor der evangelischen Kirche zusammen. „Gegen den Fluglärm hilft kein Wall und keine Wand“, bedauerte Richard von Neumann, Bürgermeister von Ginsheim-Gustavsburg. Die Lebensqualität in der Gemeinde müsse verteidigt werden. Inzwischen sei auch bei der Landesregierung in Wiesbaden angekommen, dass Fluglärm gesundheitsschädlich ist, stellte er fest. Von Neumann forderte ebenfalls die zeitliche Ausweitung des Nachtflugverbots.
„Wir lassen uns die Heimat nicht kaputt machen“, konstatierte Kreisbeigeordneter Walter Astheimer. „Diese Region steht auf der Kippe“, stellte Heiko Holefleisch fest. Die Region werde veröden, wenn die Menschen weiter so mit Fluglärm und Abgasen belastet würden, befürchtet er. In einem Abschlusslied mit dem Blechbläserquartett „Euphonianz“ wurde die nicht vorhandene Stille heraufbeschworen. „Die Bahn muss weg!“ forderte die Menge in einem Sprechgesang, bevor sich der Demonstrationszug nach mehr als zwei Stunden auflöste.