Was macht Kunst aus? Ist es das Material, die Technik oder die Idee dahinter? Diese Fragen drängen sich förmlich auf, wenn man die Ausstellung "Omnis" der Flörsheimer Künstlerin Michaela Ruppert im Kunstforum Mainturm betritt. Bereits beim ersten Blick auf ihre Werke wird klar: Hier ist eine Künstlerin am Werk, die sich nicht mit Konventionen zufriedengibt. Ruppert experimentiert, kombiniert und erschafft Kunstwerke, die zugleich fragil und kraftvoll, vertraut und doch überraschend wirken.
Am Sonntag wurde „Omnis“ im Kunstforum eröffnet, die Vernissage zog zahlreiche kunstbegeisterte Besucher an. Bürgermeister Bernd Blisch hieß die zahlreichen Gäste herzlich willkommen und betonte in seiner Ansprache die besondere Bedeutung, wenn eine Künstlerin ausstelle, die als gebürtige Flörsheimerin in ihrer Heimatstadt lebt und hier ihren kreativen Schaffensraum gefunden habe.
In seiner Begrüßungsrede beleuchtete Kulturamtsleiter Christopher Naumann die Vielschichtigkeit von Rupperts Werken. Er betonte die experimentelle Herangehensweise der Künstlerin, besonders in ihren fotografischen Arbeiten, die mit Überbelichtungen und intensiven Kontrasten spielen. Dabei werde die Technik zu einem integralen Bestandteil des künstlerischen Ausdrucks. Die Kombination aus Material und Motiv bewege sich stets im Spannungsfeld von Fragilität und Stärke. Naumann unterstrich zudem, wie harmonisch sich Rupperts Werke in die Räume des Mainturms einfügen: "Die Architektur des Mainturms fordert Künstler immer wieder heraus. Ruppert hat diese Herausforderung angenommen und nutzt die unterschiedlichen Räume, vom runden Turmzimmer bis zur Brücke, um ihre Werke optimal zu inszenieren." Er lud die Besucher ein, sich auf den Dialog zwischen den Kunstwerken und den Räumen einzulassen, und beschrieb das Erlebnis als "eine Reise durch Formen, Farben und Strukturen, die immer wieder neue Perspektiven eröffnet".
Ruppert, die seit über 20 Jahren künstlerisch tätig ist, sieht ihre Arbeit als kreatives Spiel zwischen Tradition und Innovation. Sie erkundet verschiedenste Techniken, darunter Tusche, Acrylfarben und digitale Bildbearbeitung, und nutzt diese, um neue Ausdrucksformen zu entwickeln. Dabei entstehen nicht nur klassische Leinwandarbeiten, sondern auch experimentelle Künstlerbücher und sogenannte „Findlinge“ - gefundene Objekte aus der Region, die sie durch ihre Gestaltung in Kunstwerke verwandelt. Ihr bevorzugtes Medium ist Papier - ein Material, das durch seine Zartheit, Flexibilität und Vielseitigkeit besticht. In ihren Arbeiten dient es nicht nur als Träger, sondern wird selbst zum Motiv. Oft kombiniert sie es mit Paraffin und Naturstoffen, um faszinierende Strukturen und Effekte zu erzeugen.
Neben Papier ist die Fotografie ein weiterer wesentlicher Bestandteil von Rupperts Schaffen. Ihre Arbeiten in diesem Bereich zeigen eine Vorliebe für abstrakte Bildkompositionen, in denen Licht, Schatten und Bewegung eine zentrale Rolle spielen. Dabei experimentiert die Künstlerin gezielt mit Schärfe und Unschärfe, um visuelle Spannungen zu erzeugen. Die Serie "(...)...und alle Fragen offen" besteht aus großformatigen Fotografien, die auf Forex oder hinter Acrylglas präsentiert werden. Sie fordert die Betrachter heraus, sich auf die Vieldeutigkeit der Motive einzulassen. Die Frage "Was sehe ich wirklich?" bleibt bewusst unbeantwortet und gibt Raum für individuelle Interpretationen. Diese Arbeiten laden dazu ein, länger zu verweilen und sich mit dem Verhältnis von Bild und Wahrnehmung auseinanderzusetzen.
Die Ausstellung kann donnerstags von 18 bis 22 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen von 12 bis 18 Uhr bis zum 26. Januar besichtigt werden. Die Ausstellung "Omnis" fordert die Betrachter heraus, gewohnte Perspektiven zu verlassen und sich auf neue Sichtweisen einzulassen. Ein Besuch lohnt sich - nicht nur für Kunstliebhaber, sondern für alle, die sich inspirieren lassen möchten.