Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
von dem US-amerikanischen Ingenieur Edward A. Murphy jr. stammt die Lebensweisheit über das menschliche Versagen. „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“. („Whatever can go wrong, will go wrong.“)
Oder anders gesagt:
„Vor dem 21. Oktober 2011 war der Fluglärm schon schlimm, und es wurde noch schlimmer.“
Der Fluglärm in Flörsheim ist schlimmer geworden, als es sich die meisten Bürger in Flörsheim gedacht haben. Es ist die moderne Form der Pest, die über Flörsheim ausgeschüttet wird. Man kann diesem Lärm nicht entgehen und man wird sich auch nicht daran gewöhnen. Und das ist nur der Anfang. Denn die Fraport hat uns versprochen, oder sollte man lieber sagen, sie hat uns angedroht, es gibt noch mehr Lärm, da die Flugbewegungen dank der neu geschaffenen Kapazitäten deutlich erhöht werden.
Bei den Legehennen ist die Käfighaltung verboten. Bei Menschen wird sie gefördert und uns als passiver Schallschutz verkauft. Wozu haben wir eine Terrasse, einen Balkon oder Loggia, wenn wir sie wegen des über Flörsheim ausgebreiteten Lärmteppich nicht benutzen können. Sollen wir uns im eigenen Garten nur noch mit Ohrenschützern bewegen können?
Als ich vor über dreißig Jahren nach Flörsheim zog, wurde mit dem Slogan „Kleinstadt mit Esprit“ geworben. Und heute? Was ist dank der Profitgier der Flughafenverantwortlichen und den sie unterstützenden Politikern daraus geworden? Selbst das im Mediationsverfahren vereinbarte Nachtflugverbot ist uns nicht sicher, da die Politik wegen angeblicher „Rechtssicherheit“ ein Revisionsverfahren angestrebt hat.
Was bleibt mir denn noch über? Ich komme mir hilf- und machtlos vor. Und das macht mich wütend. Unsere Vorfahren haben das Wahlrecht erkämpft, um als Bürger auf die Gestaltung des Gemeinwesens Einfluss zu nehmen. Aber selbst daran mag ich nicht mehr glauben, wenn ich sehe, wie Politiker mit meiner Gesundheit verantwortungslos umgehen und mir diesen Lärmteppich zumuten. Ich für meine Person werde es mir sehr genau überlegen, ob ich zur Wahlurne gehe, denn verschaukeln kann ich mich auch alleine.
Als Ministerpräsident des Landes Hessen sind Sie auch für das Wohl und Wehe der Bürger in Flörsheim in der Pflicht. Sorgen Sie dafür, dass schnell für den aktiven Schallschutz Maßnahmen ergriffen werden (Ändern der Anflugverfahren, Anflugrouten usw.), die das Leben in Flörsheim wieder erträglich machen.
Mit freundlichem Gruß
Hans-Georg Fries