15 Jahre Seniorenberatung Hattersheim

Feierlicher Nachmittag mit Podiumsdiskussion im Stadtmuseum am vergangenen Freitag

hl

Ziel der Feier zum Jubiläum der Seniorenberatung Hattersheim am letzten Freitag im Stadtmuseum war ein stolzer Rückblick auf die Anfänge, aber auch ein Blick in die Zukunft der Seniorenarbeit. Hattersheims Erste Stadträtin Heike Seibert hatte ausschließlich Gäste eingeladen, die sich mit dem Thema Seniorinnen und Senioren beschäftigen. Das waren beispielsweise Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen im Main-Taunus-Kreis oder sonstigen sozialen Einrichtungen, politisch tätige Menschen, Ehrenamtliche und Mitarbeitende der Pflegedienste in Hattersheim und Umgebung. Schon vor der offiziellen Begrüßung entstanden lebhafte Gespräche zwischen den rund 80 Gästen bei einem Gläschen Sekt oder einem alkoholfreien Getränk. Eine schöne Unterbrechung des Nachmittagsprogramms wurde von der Theatergruppe der Altmünstermühle geliefert. Durch Sketche sorgten sie für eine angenehme Atmosphäre.

Beim Willkommen erklärte Heike Seibert, dass die Seniorenbegegnungsstätte in der Altmünstermühle 1988 an den Start ging. Die Seniorenberatung folgte 2010. Seitdem gibt es in Hattersheim Beratung und Hilfe zu allen Fragen des Älterwerdens. Hierbei geht es beispielsweise um Angebote zur Bewältigung des Alltags, Leistungen der Pflegeversicherung, Informationen zur Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht oder Betreuungsverfügung und Unterstützung in Lebenskrisen. Auch zum Thema altersgerechtes Wohnen und Wohnraumanpassung, sowie zu Bildungs- und Freizeitangeboten für ältere Menschen kann man sich informieren. Von Beginn an wurde die Beratung gut angenommen und immer stärker nachgefragt, erläuterte Heike Seibert. „2022 gab es 950 Kontakte pro Jahr, das heißt Begegnungen in der Beratungsstelle oder bei Hausbesuchen, heute schon 1300 Kontakte in einem Jahr.“ Sie sei kein Freund von langen Reden, betonte Heike Seibert, aus diesem Grunde wolle sie die Feier durch zwei Podiumsdiskussionen lebhaft gestalten. Sehr freute sie sich, dass Diana Stolz, Hessische Ministerin für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege das Thema Seniorenberatung als wichtig einschätze. Da die Ministerin selbst leider verhindert war, wurde sie kompetent von Katherine Grabolle, der Leiterin ihres Ministerinbüros, vertreten.

Katherine Grabolle lobte die Angebote für Seniorinnen und Senioren in Hattersheim. „Ein so reiches Programm mit bis zu 30 Angeboten pro Woche findet man recht selten.“ Die Unterstützung der Talente und Potentiale der Senioren sehe sie als einen Schlüssel dazu, dass ältere Menschen zufrieden, sicher und selbstbestimmt leben könnten. Dass dieses in Hattersheim so gut funktioniere, liege an allen Beteiligten. So ging ihr besonderer Dank an alle Mitarbeitenden in der Seniorenarbeit, an die Ehrenamtlichen und an die Stadt Hattersheim. Sie war sich sicher: „Das ist nicht das letzte Jubiläum, das wir feiern.“

Rückblick auf 15 erfolgreiche Jahre

Zur ersten Diskussionsrunde bat Heike Seibert Johannes Baron, den Leiter des Dezernates III (Straßenverkehrsamt, kommunales Jobcenter und Amt für Soziales) im Main-Taunus-Kreis. Jürgen Leichtfuß, der von Anbeginn die Seniorenberatung leitete, durfte in dieser Runde natürlich nicht fehlen. Auch Jutta Steinbach, die die Seniorenbegegnungsstätte in der Altmünstermühle 20 Jahre geleitet hat und nun ihre Altersteilzeit genießt, bereicherte die Runde.

Schon vor 30 Jahren habe es eine Enquetekommission im Landtag gegeben, die sich mit dem demografischen Wandel beschäftigt habe, blickte Johannes Baron zurück. Vor 15 Jahren habe sich die Politik dann verstärkt mit altersspezifischen Themen beschäftigt, so wurde zu diesem Zeitpunkt auch die Fachstelle Demenz mit der Caritas gegründet. Gleichzeitig wurde die Seniorenberatung eingeführt. Er fügte hinzu, dass man dem Main-Taunus-Kreis für die Schaffung und jährliche Förderung kommunaler Seniorenberatungsstellen, die es heute im Kreis in jeder Stadt und Gemeinde gibt, ein Lob und Dank aussprechen müsse.

Jutta Steinbach blickte ins Jahr 2005 zurück als der Arbeitskreis „Älter werden in Hattersheim“ gegründet wurde. Die 2010 eingerichtete Beratungsstelle mit Jürgen Leichtfuß und Nicole Köhler sei dann sofort gut angenommen worden, berichtete sie. Sehr eindringlich machte sie klar, wie wichtig eine Beratung sei. Sie habe dieses am eigenen Leib erfahren, als sie für eine Verwandte einen Treppenlift beantragen musste. „Es ist unendlich wichtig, Hilfe zu bekommen.“

Bei der Gründung der Seniorenberatung habe man komplettes Neuland betreten, erläuterte Jürgen Leichtfuß. Man musste die Struktur entwickeln, überlegen, was angeboten wird und die Zielgruppe definieren. Für die Öffentlichkeitsarbeit waren Flyer und Artikel in der Presse nötig. Das Einrichten des Büros in der Altmünstermühle in der Nähe der Begegnungsstätte sei ein Glücksfall gewesen. In der Anfangszeit seien die Beratung zur Pflegestufe oder zum Essen auf Rädern oft Thema gewesen. „Heute hat sich viel verändert. Es gibt die ganze Bandbreite an Themen, oftmals müssen meine Kollegin Angela Jürgens und ich weitervermitteln.“ Es gebe Fragen zur Vorsorge, zu Vollmachten, aber auch zu Problemen, wenn Strom oder Heizung abgestellt seien und die älteren Menschen nichts zu essen haben. Auch das Thema Vereinsamung habe zugenommen.

Was bringen die nächsten Jahre?

Johannes Baron und Heike Seibert blieben in der zweiten Diskussionsrunde. Dazu gesellten sich Angela Jürgens, die ihren Kollegen Leichtfuß von der Seniorenberatung ablöste, Nadja Tepe, die Leiterin des Pflegediensts Germann, und Benedict Pretnar, Abteilungsleiter Gesundheitsdienste und Altenhilfe beim Caritasverband Taunus.

Denkt man über die Zukunft nach, so kommt man an den Finanzen nicht vorbei. „Können wir es uns leisten, die Beratung weiterhin als freiwillige soziale Leistung der Kommunen einzustufen?“ Diese Frage stellte Heike Seibert am Anfang der Diskussionsrunde. Die Einstufung der Seniorenberatung als Pflichtleistung könne nur vom Bund kommen, sei aber nicht unbedingt ein Vorteil, erläuterte Baron.

Benedict Pretnar beschrieb, dass wenn Menschen aus dem Krankenhaus entlassen werden, oftmals keine Hilfe für geringfügige Unterstützung geboten werden könne. Dann ginge es nach dem Motto „wir kommen gerne, aber was können wir noch machen, weitere Betreuung oder Hauswirtschaft“. Ergänzend wies Angela Jürgens darauf hin, dass Pflege bezahlbar bleiben müsse und auch bezahlbarer Wohnraum wichtig für ältere Menschen sei, die teilweise nur in ihrer viel zu großen Wohnung bleiben, da kleine Wohnungen nicht günstig verfügbar seien. Sie berichtete, dass sie oft von den Kindern der alten Menschen angesprochen würde. Insgesamt leide man unter steigender Bürokratie, beispielsweise sei es schwierig, wenn man wegen des Datenschutzes weiteren Institutionen keine Auskunft geben dürfe.

Aus Sicht der Pflegenden schilderte Sandra Tepe die Situation: Oftmals sei die Gefahr, dass man durch ständig neue Rahmenbedingungen durch die Gesetzgebung oder Auflagen die eigentliche Pflege aus den Augen verliere. Dazu käme der Fachkräftemangel. Trotzdem ist sie sicher, dass die Pflegenden hochwertige und engagierte Pflege anbieten. Sie freut sich, dass durch die politischen Bemühungen in den letzten Jahren die Pflegekräfte nun gut bezahlt seien und meint, es läge nun an den Arbeitgebern, also den Pflegedienstleitern, die Arbeit attraktiv zu gestalten. Sandra Tepe setzt auf Vernetzung vor Ort und Zusammenarbeit mit weiteren Pflegenden. Für ihr Unternehmen hat sich eine Kooperation mit dem Pflegedienst Ute Bayer hervorragend bewährt. Auch Benedict Pretnar wünscht sich eine gute Zusammenarbeit aller Stellen zum Wohle der alten Menschen. Johannes Baron betonte, dass er hierzu durchaus Ansätze gebe, wie beispielsweise den „Fachtag Pflege“ im Landratsamt.

Der Nachmittag endete mit einem großen Dank an alle Mitwirkenden in der Seniorenberatung für die erfolgreichen 15 Jahre. Man war sich einig, dass auch noch weitere 15 gute Jahre folgen werden.

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