Angst vor Starkregen, Wut über nächtliche Raser

Infoabend zur bevorstehenden Umgestaltung der Sindlinger Straße / Anwohner fordern Tempo 30 und mehr Kontrollen

Etwa 50 Anwohnerinnen und Anwohner der Sindlinger Straße fanden am Montagabend, 4. Juli, den Weg ins Haus der Vereine, um dem dortigen Informationsabend zur geplanten Umgestaltung der Sindlinger Straße in Okriftel beizuwohnen.

Peter Dengel, Betriebsleiter der Stadtwerke Hattersheim, hieß das Publikum herzlich willkommen. Auch der technische Leiter der hiesigen Stadtwerke, Arnold Müller, wirkte an der Vorstellung der Pläne rund um die Sindlinger Straße mit und stellte sich ebenfalls den Fragen der interessierten und betroffenen Bürgerinnen und Bürger. Und natürlich nahm auch Bürgermeister Klaus Schindling am Informationsabend teil, zusammen mit dem Leiter des Büros des Bürgermeisters Stefan Käck.

Dengel übergab das Wort flugs den beiden anwesenden Vertretern der beauftragten Ingenieurgesellschaft Sommer, namentlich Lars Stephan und dessen Kollegen Herrn Weber, zur Vorstellung der Planung zur grundhaften Erneuerung der Sindlinger Straße. Stephan verdeutlichte zunächst die Natur dieses Termins: Demnach sollte an diesem Abend zum einen der aktuelle Planungsstand präsentiert werden, zum anderen ging es aber auch um das Einfangen eines Stimmungsbildes aus der Bevölkerung; um eine Sammlung von Anregungen, deren Umsetzbarkeit im Rahmen der Planungen man dann frühzeitig in einem nächsten Schritt prüfen will. Ein Umstand, der nicht allen Anwesenden so richtig bewusst war - eine latente Ungeduld war im Publikum vereinzelt durchaus zu spüren, was sicher auch auf eine berechtigte Unzufriedenheit zurückzuführen ist: Im Laufe des Abends wurden immer wieder Beschwerden laut über mangelhaften Hochwasserschutz und insbesondere auch nächtlichen Verkehrslärm, verursacht durch ungeahndete Raserei.

Im Rahmen dieses Umgestaltungsprojektes ist nun geplant, die Sindlinger Straße auf einer Länge von circa 600 Metern zwischen Mainstraße und dem Ortsausgang in Richtung Sindlingen auf Höhe des Mühlgrabenweges auszubauen und grundhaft zu erneuern. Es handelt sich hierbei um eine Gemeinschaftsmaßnahme der Stadt Hattersheim am Main mit Hessen Mobil Straßen- und Verkehrsmanagement. Zudem wurden Fördermittel nach dem Mobilitätsfördergesetz für die Erneuerung von Gehwegen beim Land Hessen beantragt, und auch hieraus ergeben sich weitere Vorgaben für die gesamte Planung.

An der Notwendigkeit einer grundhaften Erneuerung besteht kein Zweifel: Enorme Straßenschäden machen entsprechende Arbeiten dringend notwendig. Diverse Planungsziele wurden definiert: Die Fahrbahn soll erneuert, Gehwegbreiten sollen erhöht werden, unter anderem zum Zwecke der Schulwegsicherung und einer besseren Nutzbarkeit für Eltern, die mit einem Kinderwagen unterwegs sind. Halte- und Querungsstellen sollen barrierefrei gestaltet werden. Das aktuelle System mit wechselseitigem Parken soll im Sinne der Verkehrsberuhigung beibehalten werden, und im Zuge dieser Arbeiten will man auch in Teilbereichen die vorhandenen Entwässerungskanäle und Wasserleitungen erneuern.

Vorausschauende Planung

Bürgermeister Klaus Schindling verwies auf den wichtigen Umstand, dass Hattersheim derzeit noch nicht über 30.000 Einwohnerinnen und Einwohner verfügt (und dem Rathauschef zufolge ist dies nicht mehr lange der Fall) und man es deshalb aktuell hier noch mit einer Landesstraße zu tun hat, weshalb Hessen Mobil Stand jetzt die Umbaukosten in erheblichem Maße mittragen würde. Deshalb packe man jetzt alle relevanten großen Straßen, auf die das ebenfalls zutrifft (also beispielsweise auch den Hessendamm) in Vorverträge zwecks Schonung der Hattersheimer Stadtkasse - und jetzt geschlossene Verträge behalten ihre Gültigkeit auch dann, wenn in naher Zukunft die 30.000er-Marke geknackt wird.

Schindling betonte ebenfalls noch einmal, dass die Straßenausbausatzung in Hattersheim nach wie vor außer Kraft gesetzt ist und deshalb keine Kostenbeteiligungen für die Anwohnerinnen und Anwohner anfallen werden.

Und schließlich stellte Bürgermeister Schindling auch klipp und klar fest, dass - sofern technisch möglich - im Zuge dieser Umbaumaßnahme auch Leitungen für Fern- beziehungsweise Nahwärme verlegt werden müssen. Die hiesigen neuen Rechenzentren produzieren in den nächsten Jahren eine massive Abwärme, die unter anderem schon zum Beheizen der 450 an der Voltastraße neu entstehenden Wohnungen genutzt werden wird - und man hätte eigentlich sogar genug Abwärme zum Beheizen von 45.000 Wohnungen zur Verfügung, so Schindling. Deshalb müsse man in Hattersheim so klug sein, nicht nur die Neubaugebiete entsprechend auszustatten, sondern auch sukzessive alle Straßenbaumaßnahmen im Stadtgebiet dafür zu nutzen, vorausschauend passende Leitungen etc. direkt mit zu verbauen. Neben der Schaffung von Möglichkeiten zur Fernwärmenutzung gelte dies beispielsweise auch für Breitbandanschlüsse. Auf keinen Fall wolle man binnen weniger Jahre aus verschiedenen Gründen mehrfach Straßen aufreißen.

Auch die Frage der Entkoppelung will man in diesem Zuge angehen, damit dank des Busverkehrs in der Sindlinger Straße künftig "bei Ihnen die Gläser nicht mehr wackeln", stellte Schindling den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern in Aussicht.

Und schließlich ging der Bürgermeister auch auf die Hochwasserproblematik ein: Zunächst verwies er in diesem Zusammenhang auf die Überschwemmungs- und Starkregenereigniskarten auf der städtischen Homepage unter www.hattersheim.de/starkregen. Ein Mittel zum besseren Management von Starkregenereignissen sei die (hier aktuell auch vorgesehene) Vergrößerung der Durchmesser der abwasserführenden Kanäle. Doch die Platzverhältnisse in der Sindlinger Straße sorgen hier auch für fixe Grenzen, innerhalb derer man sich bewegen muss. Und es ergebe natürlich auch keinen Sinn, in der Sindlinger Straße Kanäle zu verlegen, welche die entsprechenden Kapazitäten der umliegenden Straßen überschreiten. Aber man werde natürlich alles tun, hier die größtmögliche präventive Maßnahme in Hinblick auf Starkregenereignisse zu realisieren, versicherte der Rathauschef.

Reizthema Verkehrslärm

Die Anwohnerinnen und Anwohner der Sindlinger Straße nutzten die Bürgerinformationsveranstaltung auch um ihr Leid angesichts eines Missstands zu klagen, der mit den angedachten Umbauarbeiten nur indirekt etwas zu tun hat: Es geht um den dortigen Verkehrslärm, der insbesondere von nächtlichen Rasern auf die Spitze getrieben wird. Viele beschwerten sich über regelrechte Straßenrennen in der Nacht und röhrende Boliden aus der Tuning-Szene, die immer wieder dafür sorgen, dass man plötzlich "senkrecht im Bett steht". Keine Frage: Gesund sind solche Verhältnisse sicher nicht.

Von den bevorstehenden Straßensperrungen während der Bauphase verspricht man sich in der Sindlinger Straße nun wenigstens für anderthalb Jahre eine halbwegs normale Nachtruhe - aber natürlich schwebt den dort lebenden Menschen eher eine dauerhafte Lösung vor.

Über Tempo 30 in der Sindlinger Straße wurde schon wiederholt diskutiert, und das Publikum im Haus der Vereine war sich an diesem Abend auch in dieser Frage einig: Einmütig erachtete man eine solche Geschwindigkeitsbegrenzung als wünschenswert.

An einer Landesstraße wie der Sindlinger Straße kann man Tempo 30 anordnen - die Schaffung einer waschechten Tempo-30-Zone ist an dieser Stelle aber ausgeschlossen; diese werden vor allem in reinen Wohngebieten ausgerufen.

Aber egal, ob dort nun Tempo 30 herrscht oder nicht: Die unverbesserlichen Raser sind zweifellos auch mit Geschwindigkeiten deutlich jenseits der 50 Stundenkilometer unterwegs, und man könnte auch schon jetzt mit verstärkten Kontrollen und Blitzereinsätzen etwas bewirken - das rücksichtslose Verhalten könnte man so wenigstens kostspieliger machen. Fehlende Konsequenzen sind sicher ein Hauptgrund dafür, warum so ungeniert durch die Sindlinger Straße geheizt wird. Forderungen nach verschärften Radarkontrollen, insbesondere zu später Stunde am Wochenende, fielen bei Bürgermeister Schindling auf fruchtbaren Boden: Den Anwohnern wurde versichert, dass derartige Blitzereinsätze durchgeführt werden.

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