Führung durch ein „wundervolles Stück Okrifteler Geschichte“

Anlässlich des Tages des offenen Denkmals öffnete das Okrifteler Rathaus am Sonntag seine Türen

Oliver Schürmann, Geschäftsführer der AWO Main-Taunus (links) und Karl Heinz Spengler von den Geschichtsfreunden Okriftel (rechts) führten am letzten Sonntag, unterstützt von Gerhard Mantel (Mitte links) und Erika Ripperger (Mitte rechts), durch das Alte Okrifteler Rathaus.

Am Tag des offenen Denkmals am letzten Sonntag, 12. September öffnete das ehemalige Okrifteler Rathaus seine Türen. Die Arbeiterwohlfahrt Main-Taunus und die Geschichtsfreunde Okriftel hatten Interessierte zur Besichtigung eingeladen.

Schon vor dem Eingang war eine kleine Ausstellung mit Plänen und Bildern zur Geschichte des unter Denkmalschutz stehenden „alten Rathauses“ zu sehen. Im Mittelpunkt stand jedoch das markante, im Stil der Neuen Sachlichkeit geplante und errichtete Gebäude selbst.

Das Rathaus in Okriftel wurde 1930 nach Plänen des Architekten Heiner Hamburger, in welchen er vor allem die Grundelemente Rechteck, Kreis und Kubus verwendetete, erbaut. So besteht das Haus nun aus einem Hauptbau an der jetzigen Mainstraße (zu Zeiten der Planung noch Hattersheimer Straße), einem kleineren Flügelbau an der Albert-Schweitzer-Straße, es hat einen besonders auffälligen Eingang unter einem „Treppenhaus-Turm“.

Hamburger setzte sich damals mit seiner Planung - vielleicht auch wegen des außergewöhnlichen halbrunden „Treppenhaus-Turms“ - gegenüber den geradlinigeren Entwurfsplanungen von Heinrich Liederbacher durch.

Dem ursprünglichen Bauplan, der vor dem alten Rathaus einzusehen war, ist zu entnehmen, was das Gebäude damals alles beherbergen sollte: nicht nur ein großes Sitzungszimmer für den Ortsbeirat und Räume für die Verwaltung, sondern es befand sich im ersten Stock - mit separatem Eingang - auch die Wohnung des Bürgermeisters. Ebenfalls separat zugänglich war auch das sogenannte „Volksbad“ im Souterrain, welches geplant war, um in einer Zeit, in der ein eigenes Bad im Haus noch nicht üblich war, allen Okriftelern eine bessere Hygiene zu ermöglichen. Dem Volksbad angeschlossen war ein auch Duschraum für Schulklassen. Auch die Gemeindeschwester war damals im Rathaus untergebracht, sie erreichte ihren Arbeitsbereich ebenfalls durch einen separaten Eingang an der südlichen Giebelseite, später befand sich dort sogar eine kleine Polizeistation. Im Dachgeschoss fanden das Gemeinde-Archiv und das sogenannte Aktenzimmer seinen Platz, außerdem war dort ein Zimmer für eine Bedienstete.

Bei der Führung durch das Gebäude konnten Besucher von Karl Heinz Spengler von den Okrifteler Geschichtsfreunden noch einiges mehr über die ehemalige Nutzung des alten Rathauses erfahren.

Heute gehört das Haus der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und dient als Büro und Standort des mobilen Pflegedienstes. Oliver Schürmann, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Main-Taunus, erzählte den Besuchern von den - in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz - vorgenommenen Umbauarbeiten und den heutigen neuen Aufgaben der Räume. Er zeigte aber auch stolz das noch vorhandene Volksbad im Keller mit seinen sechs Badewannenkammern, zwei Duschen und dem Duschraum mit Umkleideraum für Schulklassen, in dem noch wunderschöne, heute sehr wertvolle Fliesen erhalten sind. Die hier eigentlich vorgesehene Kinderbetreuung konnte bisher leider nicht denkmalkonform und im Einklang mit den Bestimmungen für Kindertagesstätten durchgeführt werden. Das Erdgeschoss wird heute von der AWO multifunktional, insbesondere für die Seniorenbetreuung genutzt.

Im ersten Stock, in dem sich die Wohnung (mit Balkon zum großen Garten – heute mit schönem altem Baumbestand) des Bürgermeisters sowie der Sitzungsraum der Gemeindevertretung befand, sind heute Büros und die Räume des mobilen Pflegeteams der AWO untergebracht.

Im Dachgeschoss konnten die Besucher den Archivraum und Wohnkammer in Augenschein nehmen. Noch eine Treppe höher (direkt unter dem Dach des Treppenhausanbaus) staunten alle über das schöne Aktenzimmer mit wunderbarem Blick auf Okriftel. Zu guter Letzt begutachtete man den Keller, mit den Resten des Volksbades, das mit ausgestattet war.

Durch den separaten Eingang des Bades an der hinteren Front des Gebäudes gelangten die Besucher schließlich in den schönen Garten. Dort waren dann auch die Rundgänge durch das Rathaus beendet.

Die Besucher am Tag des Denkmalsschutzes waren begeistert von der informativen Runde durch das geschichtsträchtige Gebäude: „Es war eine tolle und wirklich informative Führung durch unser altes Rathaus. Lieben Dank für die Erzählungen über den Umbau und die fast unüberwindbaren Auflagen des Denkmalschutzamtes - Ihr habt ein wundervolles, geschichtsträchtiges Gebäude zu einem wundervollen Kleinod gemacht. Danke für die Erhaltung eines Stückes Okrifteler Geschichte!“, war im Anschluss etwa in den sozialen Medien zu lesen.

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