Auch in diesem Jahr hatten die katholische Pfarrei St. Martinus und die evangelischen Kirchengemeinden wieder in allen drei Stadtteilen zu den traditionellen Martinszügen eingeladen.
Los ging der andächtige Laternenreigen am Samstag in Hattersheim, es folgten weitere Umzüge am Montag in Eddersheim und am Dienstag in Okriftel. In Eddersheim und Okriftel begannen die Veranstaltungen jeweils mit einer Andacht in beziehungsweise vor der Kirche, in Hattersheim versammelten sich die Laternengängerinnen und -gänger vor der katholischen Kirche, wo Pfarrer Andreas Klee um 17 Uhr die vielen gekommenen Bürgerinnen und Bürger herzlich begrüßte, das erste Lied anstimmte und noch einmal die Martinsgeschichte erzählte, bevor sich der große Laternenumzug dann in Richtung Alter Posthof in Bewegung setzte.
Der Legende nach war Martin an einem kalten Wintertag beinahe schon an einem frierenden und hungernden Bettler vorbeigeritten, als er dann doch nicht zögerte angesichts der offensichtlichen Notlage des armen Mannes. Martin hielt sein Pferd an und half ihm, indem er mit dem Schwert seinen warmen Mantel teilte und dem Bettler eine Hälfte abgab. In der Nacht erschien Jesus Martin im Traum, und das bewegte den ohnehin schon eher widerwilligen Soldaten Martin sehr. Er entschied sich, es Jesus gleich zu tun, gütig zu sein und Nächstenliebe zu praktizieren. So wurde er ein Bote des christlichen Glaubens, lebte diesen und verbreitete das Wort Gottes auf seinem späteren Lebensweg als Mönch, Klostergründer und schließlich als Bischof von Tours.
Der Heilige Martin von Tours
Der eigentliche Martinstag wird am 11. November begangen, dem Tag der Beisetzung des Heiligen Martin von Tours im Jahre 397. Dieser wurde im Jahre 316 in der römischen Provinz Pannonien (im heutigen Ungarn) geboren. Nach seiner Militärkarriere gründete er im Alter von 40 Jahren in Ligugé das erste europäische Kloster überhaupt und wurde 362 später zum Bischof von Tours geweiht. Selbst in diesem hohen Kirchenamt zog er eine asketische Lebensweise vor, was ihn beim Volk äußerst beliebt machte. Obwohl Martin nicht den Märtyrertod gestorben war, wurde er direkt nach seinem Ableben heilig gesprochen. Martin wurde damit ein Präzedenzfall für das Erlangen der Heiligkeit durch das Vollbringen guter Taten, Nächstenliebe und Barmherzigkeit.
Die landläufigen Bräuche zum Martinstag entwickelten sich erst etwa 1.500 Jahre später: Die ersten Laternenumzüge mit anschließender Nachstellung der Legende des Heiligen Martin am lodernden Martinsfeuer fanden im späten 19. Jahrhunderts im Rheinland statt.
Vom klassischen "Sankt Martin" über "Ich geh' mit meiner Laterne" bis hin zu "Laterne, Laterne..." war das obligatorische Liedgut auch am vergangenen Sonntag in Hattersheim vollzählig am Start. Gegen 17.15 Uhr setzte sich der Umzug in Bewegung. Die vielen Kinder mit ihren Eltern, Großeltern, Freunden und weiteren Verwandten wurde dabei flankiert von Polizei, Freiwilliger Feuerwehr und Mitgliedern des Deutschen Roten Kreuzes. Und mit dabei natürlich auch der Hauptakteur des Abends: "Sankt Martin" höchstpersönlich, sehnlichst erwartet von den Kindern - und natürlich hoch zu Ross und in passender Rüstung mit dem typischen roten Umhang. Von dessen Anblick waren die Kinder einmal mehr besonders fasziniert.
Viele Kinder hatten extra für diesen Tag eigene Laternen gebastelt und trugen diese besonders stolz durch das abendliche Hattersheim. Tiergesichter, Pokébälle oder einfach nur klassisch ein Mondgesicht: Bunt und abwechslungsreich war er allemal, der diesjährige Martinsumzug. Die mitlaufenden Trompeter stimmten während des atmosphärischen Marsches zum Alten Posthof immer wieder altbekannte Weisen an und sorgten so für einen passenden musikalischen Rahmen. Der Höhepunkt des Martinsumzugs war natürlich einmal mehr das große Martinsfeuer, dessen Helligkeit und Wärme nicht nur die kleinen Zuschauerinnen und Zuschauer zum Staunen brachte.
Nach dem Umzug fanden natürlich auch wieder die beliebten Martinsweck reißenden Absatz. Wie immer genau das richtige Abendessen zur Stärkung nach dieser ganz besonderen Veranstaltung, an die sich alle Kinder zweifellos noch lange erinnern werden - bis sie vielleicht später einmal selbst als Eltern wieder mitlaufen werden.



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