Großes Interesse an NTT Global Data Centers

Offene Türen in Hattersheim während der Tage der Industriekultur Rhein-Main am 8. September

Zum zwanzigsten Mal fanden in der zweiten Septemberwoche die Tage der Industriekultur Rhein-Main statt. Die Veranstaltungsreihe begann 2003 mit der Dauer von einem Tag und wird seit 2014 an neun Tagen im Sommer veranstaltet. Ziel ist es, einem breiten Publikum industriekulturelle Orte zu zeigen, die sonst nicht zugänglich sind. Am 8. September stand der Besuch des NTT Global Data Centers EMEA in Hattersheim in der Voltastraße 15 auf dem Programm. Anastassia Tanopoulou vom Kulturforum Hattersheim hatte die vorbereitende Organisation übernommen. Es gab insgesamt vier Führungen, zu denen jeweils zehn Personen zugelassen waren. Die Neugier und das Interesse waren sehr groß, so dass die Veranstaltungen praktisch sofort ausgebucht waren.

Kay-Hermann Hörster vertrat die KulturRegion FrankfurtRheinMain gGmbH. Diese ist ein Zusammenschluss von 53 Städten, Landkreisen und dem Regionalverband zur Vernetzung von lokaler und regionaler Kultur. Hörster ist Projektleiter für die Tage der Industriekultur. Zur Führung um 12 Uhr gesellte er sich zu der Gruppe hinzu und erläuterte, dass das Thema der diesjährigen Veranstaltungsreihe „Zukunft(s)formen“ sei. Hierbei geht es um die Fragen der Zukunft und wie man sie gestalten, also formen, kann. Es soll ein Einblick gegeben werden, wie lebendige Industriekultur den Alltag beeinflusst.

Gebäude mit ausgefeiltem Sicherheitskonzept

Schon beim Eintreffen vor Ort wurde deutlich, dass ein strenges Sicherheitskonzept zum Betreten des Geländes vorliegt. Nur nach Anmeldung und Ausweiskontrolle ist ein Zutritt möglich. Als Vertreter der NTT Global Data Centers EMEA GmbH und Leiter der Führung hieß Günter Eggers, Director Public, die Anwesenden willkommen. NTT Global Data Centers ist ein Geschäftsbereich der NTT Ltd., einer japanischen Telekommunikationsgesellschaft. In mehr als 20 Ländern werden Rechenzentren zur Verfügung gestellt, in Europa 18, davon momentan vier in Frankfurt. Das Rechenzentrum in Hattersheim wird unter dem Namen „Frankfurt 4“ geführt.

Günter Eggers erste Frage war, wer sich schon einmal näher mit einem Rechenzentrum beschäftigt hätte. Nur zwei Hände gingen hoch. Dann wurde sehr schnell klar, dass wir alle Kontakt zu Rechenzentren haben, wenn wir unser Handy bedienen. Sowohl das Verschicken von Nachrichten wie auch eine Suchanfrage sprechen einen Server an. Vor dem Betreten des Geländes gab es noch einen Hinweis auf das eigene Umspannwerk, dann wurde das erste Drehkreuz passiert.

Beim Rechenzentrum Frankfurt 4 handelt es sich um ein Colocation-Zentrum. Colocation bedeutet, dass Dienstleistungen zur Bereitstellung von Rechenzentrumsflächen für Dritte geliefert werden. Günter Eggers erklärte, dass von NTT Global Data Centers EMEA sozusagen die „Hülle“ für die Aufnahme und den Betrieb der Server gestellt wird. Geliefert wird neben einem sicheren Gebäudekomplex eine immer verfügbare und stabile Stromversorgung mit entsprechender Kühlung. Die Kunden betreiben die Server in eigener Verantwortung. Der Strom wird aus dem öffentlichen Netz bezogen, bei Wunsch nach nachhaltigem Strom werden von NTT Global Data Centers CO2-Zertifikate zur Kompensation gekauft.

Blick in einen Serverraum

Zunächst wurde das „Herz“ der Anlage, ein Server besichtigt. Die Gruppe wurde in einen geschlossenen Raum geführt, in einen sogenannten "Cage". Der gezeigte kleine Raum dient zur Demonstration und für Kleinkunden. Hier konnte man auf Racks einige laufende Server-Module sehen. Zur Kühlung der Rechnereinheiten wird ständig kühle Luft durch Gitter im Fußboden angesaugt, die an den elektrischen Einheiten vorbeiströmt und diese kühlt. Die kleinste Einheit, die sich anmieten lässt, ist ein halbes Rack. Großkunden haben Räume mit bis zu 5.000 Racks in mehreren Cages. Die Kunden haben jederzeit, auch nachts, Zugang zu ihren Systemen. Einige, beispielsweise Cloudbetreiber, kommen nur etwa viermal im Jahr vorbei, um Wartungsarbeiten durchzuführen. Andere Kunden schauen jeden Tag vorbei. Etwa 50 Mitarbeitende sind bei NTT Data Centers in Hattersheim beschäftigt. Dazu kommen von Kundenseite her etwa weitere 50 Personen, die vor Ort arbeiten.

Kühlung und Strombereitstellung

Bei der weiteren Führung wurde der Weg der durch das Kühlen erwärmten Luft verfolgt, dazu ging es in einen großen Raum. Über Lamellenwärmeaustauscher, die auf der Außenseite (also im Bereich der Lamellen) von der warmen Luft umströmt werden und innen (in den geschlossenen Rohren) von Wasser durchflossen sind, gibt die Luft ihre Wärme an das Wasser ab. Gleichzeitig wird die Luft auf Partikel hin überwacht, so dass sofort, schon bei dem kleinsten Verdacht auf Rußpartikel durch einen Brand, Feueralarm ausgelöst werden kann. Es wird dann nicht nur die Sirene ausgelöst, sondern auch der Raum sofort mit Stickstoff geflutet und die Feuerwehr alarmiert. Die Wärme der Luft wird zum Heizen der Büroräume und der Räume für die Notstromaggregate genutzt.

Das Wasser, das durch den Wärmeaustausch mit der Luft Temperaturen von 25 bis 30 °C angenommen hat, wird in einem Kühlsystem auf dem Dach wieder auf eine Temperatur von etwa 15 °C gebracht. Da es sich um einen geschlossenen Kreislauf handelt, ist der Wasserbedarf gering, verwendet wird Grundwasser. Die dem Wasser entzogene Wärme wird an die Umgebung abgegeben. Wünschenswert wäre es, die Wärme weiter zu nutzen. Gebräuchliche Fernwärmesysteme arbeiten meistens mit einer sehr viel höheren Wassertemperatur. Eine Zufuhr von weiterer Wärme zu dem vorliegenden Wasser wäre energetisch nicht sinnvoll, es wäre aber möglich das Wasser für eine Flächenheizung zu benutzen, was momentan wegen der fehlenden Infrastruktur in Hattersheim noch nicht realisiert werden kann. Für den Neubau von Frankfurt 5 ist solch ein Konzept fest eingeplant.

Eine entscheidende Komponente für das Rechenzentrum ist die stabile Stromversorgung. Der vom Umspannwerk ankommende Strom wird gleichgerichtet und zum Laden von Akkumulatoren genutzt. Beim Entladen wird wieder Wechselstrom erzeugt, der zur Versorgung der Server genutzt wird. In dem besichtigten Raum sah man eine große Anzahl von Bleiakkus - ähnlich den bekannten Teilen aus Fahrzeugen - nebeneinanderstehen. Günter Eggers erläuterte, dass die Bleiakkus große Vorteile hätten: sie sind robust, gut recyclebar und haben eine lange Lebensdauer von bis zu zehn Jahren. Der „Umweg“ des Stroms über die Bleiakkus hat den Vorteil, dass er so schwankungsfrei zur Verfügung gestellt werden kann. Bei Stromausfall stellen die Akkus noch eine weitere Laufzeit von zehn Minuten sicher. Erst nach dieser Zeit müssen die Netzersatzanlagen benutzt werden. Hierbei handelt es sich um Dieselgeneratoren, die sich in einem geheizten Raum (um im Notfall ein problemloses Anlaufen zu gewährleisten) befinden. Da die Aggregate nur sehr kurz in Betrieb sind, normalerweise ein Testlauf einmal alle zwei Monate, ist die Belastung der Umwelt gering. Bis jetzt gab es noch keinen Fall, bei dem die Netzersatzanlagen benötigt wurden.

Ausblick

Eggers wies darauf hin, dass Rechenzentren etwa drei Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland benötigen. Die Tendenz des absoluten Strombedarfs ist auf jeden Fall steigend. Eine Ausweitung der Kapazitäten würde allein durch das veränderte Verhalten der Menschen nötig, so würde es etwa zehnmal mehr Energie kosten einen Film zu streamen, anstelle ihn im Fernsehen anzuschauen.

In einer Studie der Bitkom e.V., Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V., Stand 2022, findet man, dass der Energiebedarf der Rechenzentren 2010 in Deutschland 10,5 Mrd.kWh/Jahr betrug und bis 2020 auf 16 Mrd.kWh/Jahr stieg. Für 2030 wird eine Steigerung auf 28 Mrd.kWh/Jahr prognostiziert. Im Vergleich dazu verbrauchten im Jahr 2018 die Haushalte in Deutschland 644 Mrd.kWh/Jahr (Angaben Umwelt Bundesamt).

Da die Führungen durch das NTT Data Center auf so großes Interesse gestoßen sind, werden im nächsten Jahr weitere geplant.

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