„Die kirchliche Präsenz soll in Okriftel dauerhaft und nachhaltig gesichert werden“, das machte Pfarrer Andreas Klee gleich nach der Begrüßung der rund 70 Besucherinnen und Besucher der Versammlung klar. Schon 2022 war über das geplante Projekt im Pfarrbrief von St. Martinus berichtet worden. Nun konnte ein konkreter Plan für die Neuaufstellung präsentiert werden. Pfarrer Andreas Klee erläuterte die Ausgangssituation, nachdem er die anwesenden Vertreter des Investors und seines Teams sowie die Beteiligten der kirchlichen Gemeinde vorgestellt hatte. Im Rahmen der Kirchlichen Immobilien Strategie (KIS) wurde die Nutzung der vorhandenen Flächen in Okriftel neu bewertet. Die Gesamtfläche, im Besitz der Pfarrei St. Martinus, zwischen Buchenstraße, Mainstraße, Erlenstraße, und Sperlingweg mit den Bauten Christ-König-Kirche, Jugendheim, Pfarrhaus und Sakristei umfasst eine Größe von rund 4900 Quadratmetern. Bei der Erhebung von belastbaren Zahlen stellte man fest, dass zum Gottesdienst nur rund 30 Personen regelmäßig erscheinen. Das sind nur zwei bis drei Prozent der katholischen Christen in Okriftel. Weiter musste man den Investitionsrückstau, hohe Unterhaltungskosten, fehlende Barrierefreiheit im Jugendheim und auch die große, nicht genutzte Außenfläche in der Ortsmitte bedenken.
Bedarfskonzept und Suche eines Investors
Dr. Ulrich Göbel, der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, erläuterte, wie es nach der Gebäudeklassifizierung, die einen Handlungsbedarf zum dauerhaften Erhalt des Kirchortes Okriftel zeigte, mit dem Projekt weiter ging. Unterstützt wurde er bei seinen Ausführungen von Oliver Leicht, dem Verantwortlichen des Bistums für die Umsetzung des Projektes.
In einem dreijährigen Prozess unter Beteiligung von Vertretern aus dem Pfarrgemeinderat, Verwaltungsrat, den Ortsausschüssen, dem Bistum Limburg sowie der Stadt Hattersheim wurde ein fundiertes Konzept erarbeitet. Zunächst wurde das Bedarfskonzept für die Räume festgelegt. So entschied man, dass für den Sakralen Raum etwa 20 Quadratmeter ausreichen, dazu benötige man noch einen Versammlungsraum für etwa 50 Personen, ebenso einen Gruppenraum für etwa 30 Personen, sowie Küche und Lagerräume. Die einzelnen Räume sollen jeweils erweiterbar gestaltet werden, so dass auch beispielsweise für den Weihnachtsgottesdienst ausreichend Platz vorhanden ist. Mit der Feststellung der zu veräußernden Fläche und der Entscheidung, ein neues Gemeindezentrum innerhalb eines innerstädtischen Quartiers zu errichten, wurden Investoren eingeladen, Planungen durchzuführen und ein Kaufpreisangebot abzugeben. Die Hälfte der angeschriebenen potenziellen Investoren sagte gleich ab. Fünf erschienen geeignet und wurden eingeladen, ein Angebot zu entwickeln. Zwei Siegerentwürfe blieben übrig. Im Frühjahr dieses Jahres entschied man sich für die finalen Partner: ein Team aus dem Investor Jökel (ein Bauunternehmen mit Zentrale in Schlüchtern), den Planern Martin & Partner Freie Architekten (M & P Architekten) und Vetter & Partner, einem Spezialanbieter für intelligente Wohnkonzepte.
Wohnquartier mit Gemeindezentrum
Peter Jökel erklärte bei der Versammlung, dass die drei Partner schon seit 19 Jahren sehr erfolgreich im Team zusammenarbeiten. Er erläuterte anhand von Modellbildern den Entwurf, der vorsieht, das Gelände komplett neu zu gestalten. Der Plan ist, auf einer gemeinsamen Tiefgarage sieben Gebäude entstehen zu lassen, die sich in Größe und Dachform an der umgebenden Bebauung orientieren. Damit wird ein neues Christ-König-Quartier in Okriftel entstehen. Geplant sind insgesamt 52 Wohnungen, davon 37 in einer Seniorenresidenz und 15 im freien Wohnungsbau. Ergänzend sind Räumlichkeiten vorgesehen für Tagespflege und Physiotherapie, weiter ein Café mit Bäckerei, wie auch Gewerbeflächen und gemeinschaftliche Flächen.
Ein Animationsfilm machte die Gebäude und Möglichkeiten für die Zuschauer gut vorstellbar. So schritt man visuell auf unterschiedlichen Wegen durch das Quartier, und gelangte immer an einen zentralen Platz, der vor dem neuen Gemeindezentrum liegen wird. Das Gemeindezentrum, das in Haus 7 sein wird, bietet ausreichend flexiblen Raum für vielfältige Angebote wie Gottesdienste, Zusammenkünfte und Veranstaltungen. In der Planung ist vorgesehen, von der jetzigen Kirche die Tür, Teile der Fenster und des Wandreliefs sowie den alten Grundstein für das neue Gemeindezentrum wieder zu verwenden. Über sonstige bewegliche Gegenstände wird bei der Umsetzung des Projektes entschieden. Über die Befestigung einer Glocke als kirchliches Symbol in einem kleinen turmartigen Bauwerk wird ebenfalls nachgedacht.
Selbstverständlich wird das Quartier mit allen modernen, umweltfreundlichen Ausstattungen wie begrünter Innenhof, Photovoltaikanlagen und Regenwasserrückhaltung auf begrünten Dächern ausgestattet. Auch an Plätze für Carsharing, Fahrradstellplätze und E-Ladepunkte hat man gedacht.
So geht es weiter
Als nächstes steht die Genehmigung der Pläne durch das Bischöfliche Ordinariat an, sowie der Entwurf eines Kaufvertrages. Bis Jahresende soll der Vertragsabschluss erfolgt sein. Für die Baugenehmigung rechnet man mit einer Zeitspanne von 1,5 Jahren. Bis zum Baubeginn findet die Nutzung der Kirche, des Jugendheims und der Freifläche wie gewohnt statt.
Nach der Präsentation machten die Zuhörer und Zuhörerinnen einen zufriedenen Eindruck. Die Darstellung war so klar, dass sich kaum Fragen ergaben. Ein Zuhörer wollte wissen, wie man die Bauzeit von zwei bis drei Jahren überbrücken wolle. Darauf antwortete Dr. Ulrich Göbel, dass das Planungsteam zunächst entscheide, wie die Räume im Gemeindezentrum innen ausgestaltet würden und sich dann damit auseinandersetzen werde, welche Räumlichkeiten in der Zeit der Bauphase genutzt werden können. Auf jeden Fall werde eine Zwischenlösung in Okriftel gefunden.
Das Team um Peter Jökel sah keine Schwierigkeiten, Nutzer für die Bäckerei oder die Physiotherapie zu finden. Man habe in Eltville ein ähnliches Projekt erfolgreich bewältigt.
Die Planer hatten zur weiteren Veranschaulichung ein Modell des neuen Quartiers, eingebunden in die umgebenden Häuser in Okriftel, mitgebracht. Dieses konnte man sich nach dem Vortrag anschauen und weitere Fragen an alle Beteiligten stellen, was rege genutzt wurde.
Pfarrer Andreas Klee ließ es sich nicht nehmen, dem gesamten Team von Kirche, Stadt und Planern für die gute Zusammenarbeit über die lange Projektzeit zu danken. Man habe gemeinsam ein Konzept entwickelt, das Zukunft habe. An alle Anwesenden gerichtet war sein Schlusssatz: „Nehmt es an und macht was daraus.“
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