Eine Pilotanlage für 20 Millionen Euro

An der Staustufe Eddersheim soll bis 2029 eine moderne Fischaufstiegsanlage neu gebaut werden

Sitzung des Ausschusses UBV am 23. November. Das zentrale Thema war die Präsentation der Planungen zur neuen Fischaufstiegsanlage in Eddersheim. In der Mitte Bürgermeister Klaus Schindling, flankiert links vom Stadtverordnetenvorsteher Günter Tannenberger und rechts vom stellvertretenden Ausschussvorsitzenden Georg Reuter.

Die Eddersheimer Schleuse wird sich in den kommenden Jahren stark verändern. Zum einen ist ein Umbau hin zur Barrierefreiheit geplant. Hier laufen noch Gespräche mit dem Amt für Denkmalpflege, da es sich bei den Bauwerken, die das barrierefreie Queren der Schleuse ermöglichen sollen, um Spiralbauwerke handelt, die es mit dem Gesamtensemble in Einklang zu bringen gilt.

Zudem soll die Durchlässigkeit des Fließgewässers des Main für heimische Fischarten wieder verbessert werden, damit diese sich dort wieder verstärkt ansiedeln und reproduzieren - und das nicht nur als Leben zwischen zwei Schleusen, sondern mit einem wieder ermöglichten Fischaufstieg.

Diese Aufgabe soll eine neue Fischaufstiegsanlage an der Staustufe Eddersheim übernehmen, die im Rahmen der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Bauen und Verkehr (UBV) am Dienstagabend vergangener Woche von Silke Wilde vom Aschaffenburger Wasserstraßen-Neubauamt ausführlich präsentiert wurde. Ebenfalls zu Gast im Ausschuss waren Natalie Breunig, eine Kollegin von Silke Wilde, sowie die Amtsleiterin Mareike Bodsch.

Eines von sieben Pilotprojekten

An der Staustufe Eddersheim ist die Durchgängigkeit der Bundeswasserstraße Main unterbrochen. Der dortige Fischpass ist nach heutigen Maßstäben nicht mehr effektiv genug - eine Fischaufstiegsanlage muss wirksamer sein. Die Staustufe ist für Fische weitgehend unüberwindbar. Zu Ausnahmen kommt es lediglich durch den Schleusenbetrieb, während eines durchströmten Wehrs oder durch eine (eher zufällige) Auf- und Abwärtswanderung durch die dort bestehende Anlage.

Am besagten Standort ist deshalb im Rahmen eines Forschungs- und Entwicklungskonzepts der Bundesanstalt für Wasserbau und der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) die Errichtung einer von bundesweit bislang nur sieben Pilotanlagen vorgesehen. Dort sollen wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt werden, die den Forschungsbereichen zur Auffindbarkeit und Passierbarkeit von Fischaufstiegsanlagen zuzuordnen sind. Das Hauptaugenmerk wird hierbei auf Wanderkorridore im Umfeld von Staustufen, die Entwicklung und Erprobung hydraulisch und ökologisch optimierter Einstiegsgestaltungen sowie die Erprobung unterschiedlicher Varianten von Fischaufstiegsanlagen gelegt. Zudem werden Optionen zur Herstellung einer Fischschutz- und -abstiegseinrichtung geprüft und analysiert. Diese werden bei der Planung der Fischaufstiegsanlage berücksichtigt.

Die übrigen Pilotstandorte in Deutschland sind Dörveden (Niedersachsen), Koblenz, Lehmen (Rheinland-Pfalz), der Mannheimer Stadtteil Wallstadt sowie Kochendorf (Bad Friedrichshall) und Lauffen am Neckar.

Von der Barbe bis zum Maifisch

Natürlich hat man eine Vorstellung, welche Fischarten durch die Fischaufstiegsanlage wieder verstärkt "angelockt" werden sollen. Läuft alles wunschgemäß, sind dies Barbe, Hecht, Brachsen, Karpfen, Nase, Maifisch und der Atlantische Lachs.

Das Bauwerk, das immerhin etwa 20 Millionen Euro kosten wird, wird von enormer Größe sein: Die Gesamtlänge wird 400 Meter betragen.

Vier Einstiege wird es geben: Zwei davon uferseitig links; zum einen direkt am Kraftwerk, zum anderen unterhalb der Turbulenzzone des Kraftwerks. Der dritte Einstieg liegt wehrseitig rechts, direkt am Kraftwerk; der vierte über dem Turbinenauslass. Zusätzlich zum Betriebsdurchfluss wird an den einzelnen Einstiegen der Fischaufstiegsanlage Wasser zugegeben, um die Auffindbarkeit der Einstiege für die Fische zu verbessern.

Auswirkungen für Eddersheim

Ein solches Bauprojekt entsteht freilich nicht von heute auf morgen - und auch nicht geräuschlos. Aktuell ist geplant, dass die bauliche Herstellung etwa dreieinhalb Jahre dauern soll. Als Zeitraum hierfür sind grob die Jahre 2025 bis 2029 vorgesehen. Die Untersuchungen im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungskonzepts sollen dann von 2030 bis 2038 durchgeführt werden.

Bezüglich einer vorübergehend zu erwartenden Lärm- und Erschütterungsbelästigung in Eddersheim während der Bauzeit wurden die Auswirkungen des Baustellenverkehrs sowie des Geräte- und Maschineneinsatzes bereits gutachterlich untersucht. Demnach werden die Lärmgrenzwerte für die Anwohner von 55 Dezibel eingehalten. An lautesten wird es wohl, wenn die Abbrucharbeiten mit Meißeleinsatz stattfinden. Dann ist Lärm in Höhe von 54,8 Dezibel zu erwarten. Die Arbeiten finden jeweils zwischen 7 Uhr und 20 Uhr statt.

Der Wehrsteg, der den Stadtteil Eddersheim mit dem Industriegebiet Mönchhof verbindet, soll - mit Ausnahme von kurzfristigen vorübergehenden Sperrungen - während der gesamten Bauzeit nutzbar bleiben. Aller Voraussicht nach wird während der Bauarbeiten ein Treppenturm vom Wehrsteg auf die Schleuseninsel errichtet.

Schäden an Gebäuden am rechten Mainufer werden dem Erschütterungsgutachten zufolge ausgeschlossen. Und die spätere Lärmbelästigung durch die fertige Fischaufstiegsanlage im Betrieb wird als "nicht relevant" eingestuft.

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