Der Leistungskurs Kunst der Heinrich-Böll-Schule, geleitet von Nina Chambre, beschäftigte sich in der Qualifikationsphase Q2 mit dem Thema Fotografie. Begleitend zu ihrer eigenen fotografischen Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Motiven, lernten die Kunstschaffenden ausgewählte Fotografinnen und Fotografen kennen. Angeregt durch die Porträts von Vivian Maier und die Fotografien von Barbara Klemm wurden viele Schwarz-Weiß-Fotos erzeugt. „20 Schülerinnen und Schüler sind in dem Leistungskurs Kunst“, erläuterte Nina Chambre. Sie habe unterschiedliche Aufgaben gestellt, so entstanden von jeder Schülerin und jedem Schüler 20 bis 25 Bilder. Diese mehr als 400 Fotos wurden anschließend von Nina Chambre bewertet und daraus von allen Fotografinnen und Fotografen in einem demokratischen Prozess die 40 geeignetsten für die Ausstellung ausgewählt. Damit war die Vorarbeit für die Präsentation der Bilder aber noch nicht beendet. Die Einladung, das Werben für die Ausstellung und alle sonstigen Vorbereitungen wurden von den Schülerinnen und Schülern selbst übernommen.
Zur Ausstellung in der Galerie Nassauer Hof waren die meisten der Künstlerinnen und Künstler anwesend. In ihrer Eröffnungsrede ging Nina Chambre auf die verschiedenen Kategorien der ausgestellten Fotografien ein. Zum Thema Schule wurden Bilder aus der Heinrich-Böll-Schule gezeigt, wobei besonders das Foto der nach oben verlaufenden Treppe, Symbol für die schulische Laufbahn, zu regen Diskussionen führte: „Ist da nun ein Podest oder nicht?“ „Herr Dr. Heither, Sie müssten das doch wissen, als Schulleiter.“
Mehrere der insgesamt sehr gelungenen Arbeiten setzten sich mit dem Feld „Spiegelungen“ auseinander. Selbstporträts zeigten einen völlig neuen Blickwinkel durch den Einsatz von Spiegeln. Aber auch in der Natur kann man frisches Grün oder den Himmel im Spiegel darstellen und diese Ansicht in ein anderes Umfeld setzen.
Wasser wurde aus ungewöhnlichen Perspektiven dargestellt: Tropfen, einmal auf einer Autoscheibe oder auch aufspringend in einem See oder einer Schüssel, aber auch wilde Wasserwirbel, die aussehen wie gefrorenes Eis.
Ein weiterer Themenkomplex war „Heimat“. Hierzu gab es alltägliche Anblicke in Szene gesetzt, wie beispielsweise Heuballen, Wohnwagen oder Gullydeckel. Aber auch das Foto „Bauarbeiter in Hattersheim“, das erscheint wie aus einer anderen Zeit, kann man diesem Komplex zuordnen. Weiter wurden Augenblicke in der Natur mit der Kamera eingefangen.
Einige der Künstlerinnen hatten mit Licht, Schatten und Farbe experimentiert, was zu ungewöhnlichen visuellen Erlebnissen bei den Betrachtenden führte. In dem Katalog zur Ausstellung konnte man die Titel der Fotos und Erklärungen der Kunstschaffenden nachlesen.
Schulleiter Dr. Dietrich Heither sprach in seiner Rede das Motto der Ausstellung an. Beim Kinderspiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“ geht es noch weiter mit „und das ist … blau“ (Nennung einer Farbe). Dieses bedeute, für die Beziehung des Fotografierenden zum Betrachtenden, dass der Erste etwas sieht, das der Zweite noch nicht bemerkt hat. Mit dem Foto wurde diese Wirklichkeit des Künstlers oder der Künstlerin eingefroren. Der Fotografierende wird damit zum eigentlichen Pädagogen, er zeigt den Eltern oder sonstigen Betrachtern seine besondere Sichtweise. Für die Ausstellung war ihm das Zitat von Bertolt Brecht eingefallen: „Denn die einen sind im Dunklen und die anderen sind im Licht“. Er dankte allen Fotografinnen und Fotografen, dass sie durch ihre Werke neue Perspektiven geschaffen haben.
Die Fotos der Ausstellung, jedes einzelne für sich wunderbar, waren schon bei der Vernissage käuflich zu erwerben. Interessenten wurden gebeten, farbige Punkte auf das Bild zu kleben, das sie kaufen wollten. Bei mehreren Punkten war eine Versteigerung geplant. Der eingenommene Betrag soll für Exkursionen oder Weiterbildung genutzt werden. Dieses Vorgehen ist auch für die weiteren Tage der Ausstellung geplant. Das sind Samstag und Sonntag des kommenden Wochenendes (2. und 3. Dezember), wie auch Dienstag, 5. Dezember, jeweils von 15 bis 18 Uhr. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, allein schon, um den eigenen Blick zu erweitern.
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