Wärmeplan soll bis August 2026 stehen

Ausschuss Umwelt, Bauen und Verkehr: Magistrat legt Sachstandsbericht zur Kommunalen Wärmeplanung vor

mpk

Zur aktuellen Sitzungsrunde legte der Magistrat einen umfangreichen Sachstandsbericht zum Thema Kommunale Wärmeplanung in Hattersheim vor.

So hat die Stadt Hattersheim am Main mit Beschluss des Magistrats vom 14. Juli 2025 die Erstellung eines Kommunalen Wärmeplans in Auftrag gegeben. Ziel sei es, bis zum Jahr 2045 eine "sichere, bezahlbare und vollständig auf erneuerbaren Energien sowie unvermeidbarer Abwärme basierende Wärmeversorgung im gesamten Stadtgebiet zu erreichen". Mit dieser Entwicklung werde die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern schrittweise beendet und eine langfristige Grundlage für künftige Investitionsentscheidungen geschaffen.

Bereits in den vergangenen Jahren habe die Stadt Hattersheim dem Bericht zufolge "wesentliche Vorarbeiten" geleistet, wie beispielsweise in Kooperation mit Mainova und NTT Data zur Nutzung von Rechenzentrumsabwärme im Landwehrquartier oder mit dem Bau von Nahwärmenetzen in neuen Wohnbaugebieten.

Der Kommunale Wärmeplan knüpfe an diese Initiativen an und führe sie zu einer gesamtstädtischen Strategie zusammen, so der Magistrat. Dabei werden die drei Stadtteile Hattersheim, Eddersheim und Okriftel gleichwertig betrachtet, um "deren spezifische Ausgangslagen, Potenziale und Bedarfe passgenau zu berücksichtigen".

Die fachliche Bearbeitung des Kommunalen Wärmeplans erfolge dabei durch die HessenEnergie Gesellschaft für rationelle Energienutzung mbH. Die erste Projektphase sei bereits abgeschlossen, und dabei wurde eine "fundierte Datengrundlage erhoben, auf der die weiteren Analysen und strategischen Entscheidungen aufbauen können."

Hierzu sammelte man Informationen zu Gebäudestrukturen, Wärmeverbräuchen, bestehenden Wärmenetzen, Energieerzeugungsanlagen sowie zu erneuerbaren Potenzialen und Abwärmequellen. Diese Daten werden nun im Rahmen der aktuell laufenden Bestandsanalyse eingeordnet, um Aufschluss über die aktuelle Versorgungssituation und die räumliche Verteilung des Wärmebedarfs im Stadtgebiet zu gewinnen. Gleichzeitig werde eine Potenzialanalyse durchgeführt, um "die identifizierten erneuerbaren Wärmequellen, Effizienzpotenziale, Abwärmemöglichkeiten und Optionen zur Netzerweiterung im Hinblick auf Nutzbarkeit zu bewerten".

Planerstellung über 13 Monate

Die Erstellung des Kommunalen Wärmeplans für Hattersheim soll sich über insgesamt etwa 13 Monate erstrecken, also nach dem Start im Juli 2025 bis circa Ende August 2026. Als erster "Meilenstein" wurde die Datenanalyse bereits im Oktober abgeschlossen, der Abschluss der Bestandsanalyse soll möglichst zum Jahresende folgen.

Als nächstes sollen im Rahmen der Potenzialanalyse mit Hilfe von Gesprächen und Workshops besonders bedeutsame lokale und regionale Akteure mit einbezogen werden, wie etwa "Energieversorger, Wohnungswirtschaft, Industrie, Gewerbe und öffentliche Einrichtungen". Diese Beteiligungen sollen dazu führen, dass detailliertere Informationen erfasst werden, um "laufende oder geplante Vorhaben frühzeitig einzubeziehen und Synergien zu identifizieren".

Die Ergebnisse dieser Beteiligungsphase bilden dann die Grundlage für die Entwicklung kommender Wärmeszenarien mit verschiedenen Transformationspfaden hin zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung in Hattersheim. Hierbei werden Bewertungskriterien wie Klimawirkung, Wirtschaftlichkeit, technische Umsetzbarkeit und soziale Verträglichkeit festgelegt. Daraus soll sich dann ein Maßnahmenkatalog mit konkreten Handlungsschritten und Prioritäten ergeben.

Außerdem prüfe die Stadt derzeit Fördermöglichkeiten, insbesondere im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW). Erste Zwischenergebnisse sollen im kommenden Frühjahr 2026 vorgestellt werden können, für den Abschluss des Kommunalen Wärmeplans hat man, wie bereits gesagt, Ende August 2026 im Blick.

Unverbindliche Grundlage

Der Kommunale Wärmeplan stellt zwar keinen rechtlich verbindlichen Plan dar, schafft jedoch eine fachliche Grundlage für politische Beschlüsse, Förderanträge und Investitionsentscheidungen. Damit ist er dem Magistrat zufolge als ein "zentrales strategisches Instrument für die zukünftige Stadtentwicklung und Energiepolitik Hattersheims" anzusehen und schafft so einen "verlässlichen Orientierungsrahmen für Verwaltung, Politik und lokale Akteure".

Für die Hattersheimer Bürgerschaft bedeutet der Wärmeplan laut Magistrat ganz konkret, dass dieser Transparenz darüber schafft, welche Wärmeversorgungsoptionen in welchem Stadtgebiet langfristig verfügbar seien. "Eigentümerinnen und Eigentümer erhalten damit eine verlässliche Entscheidungsgrundlage, wenn es um den Austausch oder die Modernisierung ihrer Heizsysteme geht. Ob sich die Liegenschaft in einem Potenzialgebiet für Wärmenetze befindet, wo Wärmepumpen oder Solarthermie besonders geeignet sind, und welche Investitionen sich langfristig lohnen, wird durch die Wärmeplanung nachvollziehbar aufgezeigt", heißt es im Sachstandsbericht.

Und auch große Akteure wie Netzbetreiber, Energieversorger oder die Wohnungswirtschaft würden davon profitieren, denn der Wärmeplan ermögliche eine bessere Abstimmung zwischen privater und öffentlicher Planung, von der Gebäudesanierung bis hin zum Ausbau der Netzinfrastruktur.

Gleichzeitig leiste der Wärmeplan einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zum Erreichen der städtischen Klimaschutzziele und zur Gestaltung einer zukunftsfähigen Wärmeversorgung. Damit bilde er "die Grundlage um Förderprogramme auf Landes- und Bundesebene gezielt nutzen zu können", heißt es im Bericht des Magistrats abschließend.

Grüne kritisieren Informationsgehalt

Die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Nathalie Ferko, kritisierte im Ausschuss für Umwelt, Bauen und Verkehr den tatsächlichen Informationsgehalt des Sachstandaberichts. Man hatte sich seitens ihrer Fraktion zu diesem Zeitpunkt schon konkretere Aussagen beispielsweise darüber erhofft, inwieweit die Abwärme der hiesigen Rechenzentren zur Wärmeversorgung genutzt werden kann. So wurde vor anderthalb Jahren mal gesagt, dass die Abwärme des Rechenzentrums im Kastengrund potenziell für ein Neubaugebiet "Marxheim 2" in Hofheim genutzt werden könnte - das nun aller Voraussicht nach gar nicht gebaut werden wird. Hier stelle sich nun die Frage, ob und wie die Abwärme dieses Rechenzentrums andersweitig genutzt werden kann. Ähnliche Fragestellungen drängen sich auch in Hinblick auf die anderen bestehenden beziehungsweise noch kommenden Rechenzentren in Hattersheim auf. Ferko klagte an, dass hier "von Anfang an nicht richtig mitgedacht" wurde, wie man die Möglichkeiten zur Abwärmenutzung aktivieren könne.

Bürgermeister Klaus Schindling stellte daraufhin fest, dass sich die Sinnhaftigkeit der Nutzung dieser Abwärme nicht nur aus der Verfügbarkeit ergebe, sondern auch unter ökonomischen Aspekten geprüft werden müsse, ob dies im Einzelfall überhaupt sinnvoll sei. Eine ins Fernwärmenetz eingespeiste Abwärme müsse eben auch noch bezahlbar beim potenziellen Nutzer in einem bestimmten Wohnquartier in bestimmter Entfernung ankommen können.

Schindling wollte ausdrücklich nicht die Ergebnisse der Wärmeplanung vorwegnehmen, aber er ist schon heute davon überzeugt, dass die Abwärme der Rechenzentren nur einen Teil der Wärmelieferungsmöglichkeiten in Hattersheim darstellen werden. "Wir werden einen kleinen Teil haben aus Wasserkraft, wir werden einen kleinen Teil haben aus Eisspeicher, wir werden einen Teil haben aus anderen möglichen Wärmeformen und wie werden eben auch Bereiche haben, wo die Wärmepumpe eingesetzt werden muss", so die Prognose des Rathauschefs.

Schindling wies in diesem Zusammenhang auch nochmal darauf hin, dass man seitens der Stadt eben nicht erst die Ergebnisse der Kommunalen Wärmeplanung abwarten will, sondern bereits im November 2024 mit der Süwag eine gemeinsame Gesellschaft namens „Wärmeversorgung Hattersheim GmbH“ mit Sitz in Hattersheim am Main gegründet hat, an der die Stadt Hattersheim und die Süwag Grüne Energien und Wasser AG & Co. KG jeweils 50 Prozent des Stammkapitals halten. Diese Gesellschaft soll Projekte zur effizienten und klimafreundlichen Energieversorgung unter anderem auch via Abwärme entwickeln, steuern, finanzieren und deren Umsetzung und den Betrieb sicherstellen. Dabei soll die Wärmeversorgung unter Nutzung von Abwärme im Stadtgebiet ein zentrales Projekt der Gesellschaft sein.

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