Maximal 1,64 Millionen Euro Kosten

Mit großer Verwunderung nehme ich zur Kenntnis, dass die Fördermittel von 1,95 Millionen Euro zur geplanten Schaffung von Kitaplätzen nun in die Sanierung der Stadthalle fließen sollen. Angeblich lagen der Stadt Hattersheim bis zum befristeten 31. Dezember 2016 keine konkreten Planungen als Projekt zur Schaffung von Kitaplätzen vor, um die Fördermittel hierzu zu verwenden.

 

Allein die Tatsache, dass eine Kostenschätzung von über 3 Millionen Euro für die Sanierung des alten Kindergartens in der Bahnhofstraße 1 vorliegt, deutet darauf hin, dass man sich mit diesem Projekt beschäftigt hat. Hätte man dieses Projekt konkretisiert, wäre man zu dem Ergebnis gekommen, dass die vorliegende Kostenschätzung nicht annähernd zutrifft.

Bei einer vorhandenen Grundfläche von circa 250 Quadratmetern und einem hoch angesetzten Neubau-Quadratmeterpreis von 3.000 Euro ergibt das rechnerisch ein Betrag von 750.000 Euro für einen hochwertigen, eingeschossigen Neubau des Kindergartens. Setzt man für den Abriss und die Entsorgung des Bestandsgebäudes 25.000 Euro an und 225.000 Euro für die Außenanlagen mit Spielgeräten, ergibt das unterm Strich 1 Million Euro. Mit 20 Prozent Nebenkosten kommt man schließlich auf 1,2 Millionen Euro brutto für Bau- und Nebenkosten. Hinzu käme der Bodenwert – 1.329 Quadratmeter Grundstücksfläche x 330 Euro Bodenrichtwert – mit 440.000 Euro.

Der Gesamtaufwand für einen Neubau des Kindergartens, einschließlich Erwerb der Grundstücksfläche liegt mit maximal 1,64 Millionen Euro deutlich geringer als die vorgesehenen Fördermittel und die Kostenschätzung für eine Sanierung. Dieses Projekt hätte problemlos, gemäß Auflagen zur Verwendung der Fördermittel, bis Ende 2020 realisiert und abgeschlossen werden können.

Hier fragt man sich, warum dieses Projekt nicht weiterverfolgt und die Kostenschätzung deutlich überteuert dargestellt wurde. Stattdessen werden nun „vorübergehend“ kostenpflichtige Container zur Schaffung der erforderlichen Kindergartenplätze in Eddersheim aufgestellt. Ob diese Alternative am Ende günstiger ist, wird man sehen.

Mit der Erhaltung des Kindergartens in der Bahnhofstraße 1 hätte man nicht nur weitere Kindergartenplätze wirtschaftlich sinnvoll geschaffen, sondern auch die alte historische Friedhofsmauer und den Baumbestand erhalten. Man hätte auch verhindert, dass die derzeitig geplanten Reihenhäuser auf dem Kindergartengrundstück, die selbst Herr Bürgermeister Klaus Schindling nicht schön findet und welche nicht den Vorgaben des Baugesetzbuches entsprechen, realisiert werden. Die katholische Kirche hätte endlich das Grundstück sinnvoll an den ursprünglichen Eigentümer verkaufen können. Die bestehenden Grabstätten hätten weiterhin verbleiben können, da keine zusätzlichen Aushubmaßnahmen mit dem Neubau des Kindergartens auf der bestehenden Grundfläche des Bestandsgebäudes mit dem Bauvorhaben verbunden gewesen wären.

Es scheint fast so, als wollte man von vornherein die Fördermittel für die geplante Schaffung von Kitaplätzen weder für dieses Projekt, noch für ein anderes Kita-Projekt nutzen, sondern zur Umwidmung für die Stadthallensanierung. Oder wieso lagen bis Ende 2016 keine konkreten Planungen für Kitaplätze vor? Das leidige Thema Friedhof/Kindergarten in der Bahnhofstraße 1 ist nicht seit gestern bekannt.

Dipl.-Ing. Urs Höhne, Eddersheim

Durchschnitt: 4.4 (5 Bewertungen)


X