Inklusiver Fußballverein Eintracht Hattersheim

Steigende Mitgliederzahlen - Spaß am Fußball und gutes Miteinander stehen an erster Stelle

Die Mannschaft von Eintracht Hattersheim freut sich über den Scheck der Miami DolFans Germany.

Eintracht Frankfurt kennt im Rhein Main Gebiet jeder. Vielleicht wird die Eintracht Hattersheim, die im März 2023 gegründet wurde, um behinderten Menschen ein Fußballangebot zu machen, bald genauso bekannt sein. Bei der Eintracht Hattersheim ist auf jeden Fall der Name Programm. So bedeutet „Eintracht“ Einvernehmen, Übereinstimmung, Einklang, Verbundenheit. Diese Werte will der Verein vermitteln.

Gelebte Inklusion

Beim Training am letzten Sonntag berichteten Holger und Ralf Kleemann, dass Anfang dieses Jahres in einer kleinen Gruppe überlegt wurde, dass das Sportangebot für behinderte Menschen in Hattersheim und Umgebung recht spärlich sei. Schnell waren Freiwillige gefunden, die sich nach einer anfänglichen Kooperation mit den ansässigen Fußballvereinen und der Stadt Hattersheim entschieden, einen eigenen Fußballverein zu gründen. So übernahm die Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen und Inklusion der Stadt Hattersheim, Tanja Klemm, den Posten der 1. Vorsitzenden; 2. Vorsitzender wurde Hicham Bouazza. Ralf Kleemann wurde Kassierer, sein Bruder Holger Schriftführer. Für weitere organisatorische Aufgaben konnten Henrik Klemm, Eva-Nicole Hamann und Romy Gersdorf-Kowalski gewonnen werden.

In dem Verein soll jeder Mensch als Mitglied willkommen sein, besonders natürlich diejenigen, die sonst keine Möglichkeiten zu einem regulären Training haben. Ziel ist es, niemanden auszugrenzen und gemeinsam Spaß miteinander zu haben, mit einem Wort man will Inklusion leben. So gibt es keine Altersgrenzen, ebenso sind Männer und Frauen gleich gerne gesehen. Das gemeinsame Sporterlebnis, die Freude am Spiel stehen immer im Vordergrund. Hier geht es nicht um große Siege oder Pokale. Auf der Homepage des Vereins liest man: „Wir sind stolz darauf, eine leidenschaftliche und engagierte Gemeinschaft von Menschen zu sein, die den Fußballsport lieben und eine inklusive Umgebung für Menschen mit Behinderung schaffen möchten.“

Trainiert wird einmal pro Woche, immer sonntags von 10 bis 12 Uhr, auf dem Kunstrasenplatz am Karl-Eckel-Weg. Inzwischen gibt es 40 Aktive, die teilweise selbst zum Training kommen oder von Betreuern oder Eltern zum Training gebracht werden. Eine Mitspielerin nimmt jeden Sonntag den langen Fußweg von Okriftel in Kauf, um kein Training zu verpassen. Vernetzt sind die Aktiven untereinander in einer WhatsApp-Gruppe. Als Cheftrainer konnte Antonio Oliva gewonnen werden, der zusätzlich mehrere Mannschaften bei Türk FC Hattersheim trainiert und begeistert vom Engagement der Eintracht Hattersheim ist. Jede Trainingseinheit beginnt mit Übungen an verschiedenen Stationen, die von den Co-Trainern, das bedeutet von Vorstandsmitgliedern, betreut werden. So werden Ballbeherrschung, Laufen und sportliches Miteinander eingeübt. Höhepunkt des Trainings ist dann natürlich das Spiel der beiden aus den Anwesenden zusammengestellten Mannschaften gegeneinander. „Hierbei hat eine wunderbare Entwicklung stattgefunden“, berichtet Ralf Kleemann. „Anfangs fielen noch Kraftausdrücke oder Übereifrige wurden vom Ehrgeiz gepackt. Inzwischen haben alle verstanden, dass es um das harmonische Miteinander geht und man Rücksicht aufeinander nehmen muss.“

Toleranz und Freude

Beim Training am letzten Sonntag war Antonia Pachtner das erste Mal dabei. Sie arbeitet im Café Flair des EVIMs in Hattersheim und hat lange in den USA gelebt und dort auch Fußball gespielt. Sie wurde ohne Zögern sofort von der Mannschaft aufgenommen und fand gleich ihren Platz auf dem Spielfeld. „Wo habt ihr denn die ganze Zeit das Mädchen versteckt?“, äußerte sich Trainer Oliva begeistert. Zum Ende des Spiels kamen drei Jungen mit ihren Fahrrädern vorbei. Die Frage: „Wollt ihr mitspielen“, bejahten sie sofort und brachten nochmal richtig Schwung in das Spiel. Es war schön anzusehen, wie die unterschiedlichen Menschen miteinander kooperierten und alle Spaß hatten. Es war auch kein Problem, wenn jemand eine kurze Auszeit brauchte. Toleranz steht hier an erster Stelle.

Im Gespräch merkt man den Vorstandsmitgliedern an, dass ihnen das Fußballspiel mit den behinderten Menschen richtig Spaß macht. „Das ist für mich wie Urlaub“, betont Holger Kleemann. Besonders schön findet er, dass sich das gemeinsame Fußballspielen positiv auf den Umgang der behinderten Menschen miteinander bei der Arbeit beim Schlockerhof auswirkt. Er berichtete von einigen Freundschaftsspielen, die die Mannschaft hervorragend absolviert hatte. Das Selbstwertgefühl der einzelnen wurde dadurch gesteigert, dass sie feststellten, dass plötzlich Menschen da waren, die ihre Aktivitäten gut fanden.

Sponsoren immer willkommen

Henrik Klemm stellte das Maskottchen der Mannschaft, die Hündin Kayla vor. Sie ist erst 6 Monate jung und soll ein echtes Fan-Geschirr mit Emblem der Eintracht Hattersheim bekommen, wenn sie ausgewachsen ist. Ihre Anwesenheit sorgt in der Regel für gute Stimmung. Die vielen Streicheleinheiten lässt sie sich gerne gefallen. Klemm ist im Verein für das Sponsoring zuständig, dabei gelang es ihm, die Aufmerksamkeit der Miami DolFans Germany zu erlangen. Dieser Fanclub der Miami Dolphins spendete 1.800 Euro, die beim Sommerfest in Kassel zusammenkamen, an die Eintracht Hattersheim. Am letzten Sonntag war Pierre Volkmann am Trainingsplatz vor Ort und überreichte unter großem Jubel der Mannschaft symbolisch einen Scheck. Der Verein ist sehr dankbar für solche Zuwendungen, damit er Trikots, Rucksäcke oder Regenjacken zur Verfügung stellen kann. Mit Stolz werden die roten Trainingstrikots oder bei Spielen die weißen Trikots getragen.

Interessierte können jederzeit bei einem Training vorbeischauen, dabei zunächst einmal vom Rand aus das Spiel beobachten oder gleich voll einsteigen. Ab September wird in einer Halle in der Heinrich-Böll-Schule trainiert. Die Mitglieder des Vorstandes, deren Kontaktdaten man auf der Homepage (www.eintracht-hattersheim.de) findet, geben gerne Auskunft bei Fragen aller Art. Wer erst einmal schauen möchte, wie die Mannschaft spielt, kann sich schon den 30. Dezember vormerken, dann findet ein Fußballturnier für Freizeitmannschaften in der Sporthalle am Karl-Eckel-Weg statt. Die Eintracht Hattersheim spielt dann gegen eine andere Inklusionsmannschaft.

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