Mobbing gegen Senioren? Altersdiskriminierung? Gibt es das? Wer gibt schon gern zu, dass Vieles nicht mehr so funktioniert wie früher, weil Barrieren es verhindern und unverständliche, technische Neuerungen den Zugang zu vielen Bereichen unmöglich machen. „Diese machen es älteren Menschen schwer, am Leben in der Gesellschaft teilzuhaben“, weiß die Seniorenberaterin der Gemeinde Kriftel, Gabriele Kortenbusch. Um diese und andere Anliegen zu dem Thema zu diskutieren, hatte sie vergangene Woche ins Rat- und Bürgerhaus zu einem Themennachmittag eingeladen. 16 Interessierte kamen – und zeigten damit, dass das Thema durchaus relevant ist. Nur hat nicht jeder und jede den Mut, darüber auch zu sprechen.
Angeregt hatte die Veranstaltung unter anderem die Kriftelerin Karin Muhr, die mit Elke Reinhardt vor Jahren eine Mobbingselbsthilfe-Gruppe in der Obstbaugemeinde gegründet und geleitet hat. Auch wenn diese damals altersoffene angelegte Gruppe inzwischen nicht mehr besteht, so erlebt sie selbst als Seniorin doch immer wieder Situationen, in denen sie sich ausgeschlossen fühlt. Und das Spektrum solcher Situationen ist groß: Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten nicht nur über tatsächliche Barrieren und Hindernisse im Alltag, die baulicher Natur sind, sondern auch über respektloses Verhalten. „Sie sind Rentner, Sie haben doch Zeit und können warten“ – diesen Satz hat fast jeder schon gehört, sei es beim Arzt oder in einer Behörde. Ein Auto zu mieten im Urlaub ist ab 75 Jahren so gut wie unmöglich, Schöffe oder Schöffin zu werden geht nicht mehr, auch bei Darlehen und Versicherungen fühlen sich die Seniorinnen und Senioren im Nachteil.
Interesse an Austausch
„Da viele Dienstleistungen heutzutage online zu buchen sind, wie Arzttermine, Tickets für kulturelle Veranstaltungen, Termine in Ämtern oder auch Apps die direkte Kommunikation mit Krankenkassen oder Banken erschweren, fühlen sich ältere Menschen zunehmend ausgeschlossen“, fasst Gabriele Kortenbusch die Berichte und Erlebnisse zusammen. „Es ist eben nicht immer ein Enkelkind da oder greifbar, um hier weiterzuhelfen.“ In Kriftel helfen hier zwar Angebote des Familienzentrums, wie das „Handy Café“, oder auch Digitallotsen weiter, doch sind hier die Kapazitäten beschränkt.
„Es war mir wichtig, Betroffenen eine Plattform für einen Austausch zu bieten“, so die Seniorenberaterin. „Von Anliegen und Betroffenheiten zu erfahren, hilft mir auch in meiner Arbeit weiter.“ Besonders gefreut hat sie sich daher, dass auch Seniorenberaterinnen aus den Nachbargemeinden teilgenommen haben sowie der Altenhilfeplaner des Main-Taunus-Kreises, Michael Poenitz. Das Fazit der Veranstaltung ist positiv: „Mehrere Teilnehmende betonten, dass sie es wichtig fanden, über ihre Probleme zu reden und Menschen zu treffen, denen es ähnlich geht“, so Gabriele Kortenbusch. Eine ältere Dame machte aber auch deutlich, dass es heute viele Errungenschaften gibt, zum Beispiel in der Medizin, die wiederum das Leben der älteren Menschen erleichtern und besser machen.
Wer Interesse daran hat, sich weiterhin zu dem Thema Altersdiskriminierung auszutauschen, kann sich gerne direkt an Karin Muhr unter karin.muhr[at]gmx[dot]de wenden. Weitere Infos gibt Gabriele Kortenbusch unter Telefon 06192/4004-26, E-Mail gabriele.kortenbusch[at]kriftel[dot]de.

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