Ende nach drei Generationen

Nach über 87 Jahren schließt die Bäckerei und Konditorei Kilb in diesem Monat für immer

Eine Ära geht in Kriftel zu Ende: Am Samstag, 23. Dezember, wird die Bäckerei und Konditorei Kilb in der Krifteler Schulstraße 16 zum letzten Mal geöffnet haben. Konditormeister Markus Kilb, der den Familienbetrieb seit 1999 in dritter Generation führt, hat sich für das Ende der Bäckerei entschieden - eine Entscheidung, die bereits im Sommer gefallen ist und die er sich nicht einfach gemacht hat, wie er im Gespräch mit dieser Zeitung schilderte.

Die Gründe für die Geschäftsaufgabe sind vielfältig: Die stetig steigenden Energiepreise fraßen zuletzt immer stärker den Gewinn auf, so dass auch anstehende Modernisierungen nicht mehr wirtschaftlich erschienen. Auch der Fachkräftemangel machte Kilb zunehmend zu schaffen: Zuletzt kümmerte man sich zu zweit um den Backbetrieb, und diese viel zu knappe Personaldecke ließ keinen Raum für Auszeiten. Und schließlich war auch kein williger Nachfolger in Sicht, der den Betrieb anstelle von Markus Kilb hätte fortführen wollen.

Es zeichnete sich also leider schon etwas länger ab, wohin die Reise wohl gehen würde für die traditionsreiche Bäckerei und Konditorei, und Markus Kilb wollte hierbei zum einen selbst den Zeitpunkt des Endes bestimmen und zum anderen sein Personal frühzeitig von diesem Schritt informieren können, damit seine geschätzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genug Zeit haben, eine neue Anstellung zu finden.

87 Jahre Bäckereigeschichte

Am Dienstag, 11. Februar 1936, wurde die Bäckerei und Konditorei Kilb einst feierlich eröffnet. Andreas und Wilhelmine Kilb kauften die Bäckerei und Konditorei im Jahre 1936, doch eigentlich ist sie noch ein ganzes Stück älter: Gegründet wurde sie im Jahre 1892 von Bäckermeister Georg Noll. Dieser kehrte als Schiffskoch wieder nach Kriftel zurück, baute hier ein Haus und gründete eine Bäckerei in der Schulstraße. Diese war damals als "Feldbäckerei" bekannt - es gab nämlich rund um die Bäckerei seinerzeit nur Feld und das Schulgebäude. Als Andreas Kilb im Januar 1936 seine Wilhelmine aus Martinsthal heiratete, hatte er schon einige Jahre bei Georg Noll in Kriftel gearbeitet und kaufte dann die Bäckerei, um sie am 11. Februar 1936 zu eröffnen. Heute befindet sich die Bäckerei und Konditorei Kilb in der alten "Feldbäckerei".

Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges entwickelte sich alles positiv: Zwei Kinder wurden geboren, Christa und Albrecht. 1939 musste Andreas Kilb dann in den Krieg ziehen. Erst zehn lange Jahre später kam er aus der Kriegsgefangenschaft wieder zurück nach Kriftel. 1949 kennzeichnete dann für die Familie einen Neubeginn. Das Haus in der Schulstraße wurde umfangreich renoviert, der Geschäftsbetrieb konnte wieder aufgenommen werden.

1973 übernahm Albrecht Kilb mit seiner Ehefrau Hildegard das Geschäft seiner Eltern. Nach 1949 und 1965 folgte 1974 ein weiterer größerer Umbau. Albrecht Kilb führte die Bäckerei 26 Jahre lang, bis 1999. Dann ging der Betrieb in die Hände von Sohn Markus Kilb über, der zu diesem Zeitpunkt bereits seine Meisterprüfung als Konditor in Wolfenbüttel bestanden hatte. Unter dessen Leitung ist die Bäckerei-Konditorei bis heute noch ein Familienbetrieb. Der letzte größere Umbau des Verkaufsraums erfolgte 2006, im Jahr des 70-jährigen Jubiläums.

Enge Verbundenheit zu Kriftel

Die Familie Kilb pflegt einen engen Bezug zu ihrer Heimatgemeinde. So gab es einige traditionelle Aktionen, mit denen man diese Verbundenheit unter Beweis stellte: Zum Kreppelkaffee, zur Ersteinschulung und zum Martinszug, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Markus Kilb weiß die Treue der Kundschaft über die vielen Jahrzehnte hinweg sehr zu schätzen. Man habe sich in der Bäckerei und Konditorei Kilb stets größte Mühe gegeben, der Kundschaft das zu liefern, was diese auch erwartet. Die Treue der Kundinnen und Kunden zeigt bis heute, dass dies der Familie Kilb auch über Generationen hinweg gelungen ist.

Als nächstes steht für Markus Kilb der Rückbau der Bäckerei an. Was er danach machen wird, steht noch nicht fest; es gebe da verschiedene Möglichkeiten - nur eines ist sicher: Die neue Tätigkeit wird nichts mehr mit dem Bäckerei- und Konditorwesen zu tun haben.

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