Kein Herausforderer für Seitz

Warum die Krifteler Oppositionsfraktionen auf die Nominierung eigener Kandidaten zur Bürgermeisterwahl verzichteten

Seit 1992 werden in Hessen die Landräte und die Bürgermeister in einer Direktwahl gewählt. Hierzu musste seinerzeit die Hessische Verfassung von 1946 geändert werden. In der dazugehörigen Volksabstimmung votierten 1991 über 75 Prozent der Wählerinnen und Wähler für die entsprechende Verfassungsänderung. Davor war es Usus, dass das jeweilige Parlament den Bürgermeister oder Landrat per Wahl bestimmte. Paul Dünte (CDU) war 1994 der erste Bürgermeister, der in Kriftel in dieser neuen Ära gewählt wurde.

Die Reform änderte nichts an der hier herrschenden und erstaunlich konstanten politischen Landschaft: Seit 1945, beginnend mit Willy Wolfermann, stellten die Christdemokraten ununterbrochen den Rathauschef der Obstbaugemeinde. Es folgten 1949 Georg Richberg, 1967 Josef Wittwer, 1970 Hans-Werner Börs, 1994 Paul Dünte und 2006 Christian Seitz. Letzterer kandidiert nun am Sonntag, 3. März, zur erneuten Wiederwahl. Es wäre seine vierte Amtszeit, an deren Ende 2030 er 24 Jahre im Amt wäre - so lange hat noch kein anderer Bürgermeister über Kriftel regiert.

Hohe Siege bei den vergangenen Wahlen

Nun findet die diesjährige Wahl unter besonderen Vorzeichen statt: Christian Seitz ist der einzige Kandidat. 2006 lieferte er sich noch einen Wahlkampf mit Karl-Heinz Greb (SPD) und konnte diesen mit gut 60 Prozent der Stimmen schließlich für sich entscheiden und die Nachfolge von Paul Dünte antreten.

2012 war dann Regina Vischer von Bündnis 90/Die Grünen die Herausforderin; sie musste sich einem erdrückenden Stimmenanteil von über 75 Prozent für Seitz geschlagen geben. Und vor sechs Jahren schließlich setzte sich Seitz mit stolzen 77,53 Prozent gegen den jungen Flörsheimer Sozialdemokraten Philipp Moritz durch.

Erfolglose Suche nach Kandidaten

2024 wird es nun kein Duell um den Chefsessel im Krifteler Rat- und Bürgerhaus geben, da die Krifteler Oppositionsfraktionen diesmal allesamt keinen Gegenkandidaten bzw. keine Gegenkandidatin aufgestellt haben. Grund genug einmal nachzufragen, warum die jeweiligen Entscheidungen zu diesem Schritt so gefällt wurden.

Die Krifteler Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Regina Vischer, erklärte gegenüber dieser Zeitung, dass man zwar grundsätzlich gerne jemanden benannt hätte um Christian Seitz herauszufordern - es habe sich jedoch schlicht und einfach niemand aus den eigenen Reihen hierzu bereiterklärt.

Eine ähnliche Begründung lieferte der FDP-Fraktionsvorsitzende Florian Conrad: Trotz intensiver Suche habe man leider keinen geeigneten Kandidaten finden können. Zudem verfüge man momentan nicht über die notwendigen Ressourcen, um zusätzlich zum Wahlkampf zur Europawahl am 9. Juni in diesem Jahr noch einen weiteren Wahlkampf zu stemmen.

Die Fraktionen von SPD, Grünen und FDP hatten im vergangenen Jahr allesamt beantragt, die Bürgermeisterwahl taggleich mit der Europawahl stattfinden zu lassen - jener Antrag wurde mit den Stimmen der regierenden CDU mehrheitlich in der Gemeindevertretersitzung abgelehnt.

Bedauern seitens der SPD

Für die SPD gaben die Fraktionsvorsitzende Dorothea Barth und der 1. Vorsitzender des Ortsvereins Daniel Backes den Krifteler Nachrichten gegenüber zu Protokoll, dass man sich beizeiten mit dem Thema Bürgermeisterwahl beschäftigt und zunächst in den eigenen Reihen nach einer Kandidatin oder einem Kandidaten gesucht habe. "Derzeit sind die in Frage kommenden Vorstandsmitglieder jedoch beruflich und familiär stark eingespannt und wollen zudem den Fokus ihrer Arbeit im Augenblick auf die parteiinterne Arbeit und eine bessere Aufstellung des Ortsvereins richten", heißt es in der Stellungnahme der Sozialdemokraten. Eine Suche im Unterbezirk Main-Taunus habe leider ebenfalls keine Interessenten erbracht. "Kriftel eilt der Ruf voraus, eine 'schwarze Hochburg' zu sein. Dies hat wohl potenzielle Kandidatinnen oder Kandidaten abgeschreckt."

Barth und Backes bedauern, dass man diesmal keine Alternative aufbieten konnte. Denn Demokratie lebe von der Vielfalt, und in der eigenen Parlamentsarbeit betone man auch immer wieder, wie wichtig eine Opposition sei. "Gerne hätten wir daher den Bürgerinnen und Bürgern noch einmal vor Augen geführt, welche Themen der Bürgermeister aus unserer Sicht vernachlässigt. Doch für dieses Mal wird das nicht klappen", stellen Barth und Backes abschließend in ihrem gemeinsamen Statement fest.

So kommt es nun, dass am 3. März (und bereits jetzt via Briefwahl) die Stimmzettel zur Wahl des nächsten Krifteler Bürgermeisters nur einen Namen aufweisen: Jenen des Amtsinhabers Christian Seitz, gepaart mit jeweils einem Kästchen für "Ja" und "Nein".

Noch keine Bewertungen vorhanden


X