Aus Nahtoderfahrungen für das Leben lernen

Gut besuchter Vortrag von Tanja Walter-Dunne im Krifteler Rat- und Bürgerhaus

Tanja Walter-Dunne (rechts) und Gabriele Kortenbusch im Rat- und Bürgerhaus in Kriftel.
Tanja Walter-Dunne (rechts) und Gabriele Kortenbusch im Rat- und Bürgerhaus in Kriftel.

Die Organisatorin des Abends, die Seniorenberaterin der Gemeinde Kriftel, Gabriele Kortenbusch, eröffnete die Veranstaltung am Donnerstag vergangener Woche, zu der etwa 50 Personen gekommen waren. Die Referentin Tanja Walter-Dunne stellte sich selbst vor. Sie arbeitet in der Kommunikationsbranche und hat beruflich nichts mit dem Thema Nahtoderfahrung zu tun. Vor zwei Jahren hat sie eine Ausbildung zur ehrenamtlichen Hospitzbegleiterin absolviert und möchte sich weiter zur Trauerbegleiterin ausbilden lassen. Sie hat sich in ihrer Freizeit stark mit dem Thema Nahtoderfahrungen beschäftigt und viel Literatur hierzu gelesen. Da Tanja Walter-Dunne meint, dass die Erkenntnisse trostreich und hoffnungsspendend sind, möchte sie sie gerne anderen Menschen mitteilen. Sie fragte in die Runde, wer sich schon mit dem Thema beschäftigt habe. Auf diese Frage hin meldeten sich die meisten Zuhörenden. Einige gaben an, bereits ein spirituelles Erlebnis gehabt zu haben.

Zu Beginn des Vortrags ging die Referentin auf die lange Geschichte der Dokumentation und Forschung zu Nahtoderfahrungen ein. Schon Platon berichtete um 350 v. Chr. über dieses Phänomen; bildliche Darstellungen findet man beispielsweise bei Hieronymus Bosch. Elisabeth Kübler-Ross bereitete mit Ihrem Buch „Interviews mit Sterbenden“ der Hospizbewegung den Boden. Weiter sind zu erwähnen Christopher Kerr („Träume der Sterbenden“) und Dr. Raymond A. Moody, letzterer arbeitete die Ergebnisse aus 150 Berichten systematisch auf.

Bericht eines Betroffenen

Der Vortrag wurde von einem Video aufgelockert, in dem ein Mann über seine Erlebnisse nach einem schweren Motorradunfall, bei dem er ein Bein und einen Arm verlor, berichtete. Er fühlte sich im Operationssaal, nachdem die Ärzte ihn aufgegeben hatten, durch ein starkes Licht angezogen, spürte deutlich Wärme und Liebe. Er fühlte sich mit allen Menschen verbunden, nicht mehr als einzelnes, für sich selbst kämpfendes Individuum. Seine materiellen Erfolge im Leben waren nicht mehr wichtig, nur noch die Beziehungen, die er zu seinen Mitmenschen hatte. Schließlich haben seine Kinder ihn zurückgehalten, seinen Weg in das Licht weiter fortzusetzen. Sein Leben wurde auf dem OP-Tisch dadurch gerettet, dass ein weiterer hinzugezogener Arzt den Kampf um sein Leben gewann.

Elemente der Nahtoderfahrung

Tanja Walter-Dunne beschrieb, dass alle Berichte zu Nahtoderfahrungen ähnliche Elemente aufweisen. Dieses sind:┘Außerkörperlichkeit:┘Menschen sehen sich außerhalb ihrer Körper, beispielsweise bei einer Operation sehen sie sich selbst auf dem OP-Tisch liegen.┘Körperliche Unversehrtheit:┘ Sämtliche Schmerzen und Gebrechen sind verschwunden, der Mensch ist wieder ganz.┘Blick durch einen Tunnel in ein Licht, Begegnung mit einem Lichtwesen:┘ Hierbei wird meistens eine starke Wärme und eine tiefe Geborgenheit gespürt. Vom Gefühl des Verschmelzens mit dem Universum wird oft berichtet. Der Gang ins Licht wird nicht beendet, da andere Menschen oder auch Gebete denjenigen zurückhalten.┘Lebensrückblick:┘Wie im Film sehen die Betroffen ihr Leben an sich vorüberziehen, materielle Errungenschaften spielen keine Rolle mehr, viel mehr zählt, wie man mit anderen Menschen umgegangen ist. Aus diesem Grund ändern viele Menschen ihr Leben nach einer Nahtoderfahrung.┘Begegnung mit Verstorbenen:┘ Viele berichten, dass sie Verwandte gesehen haben, aber auch Verwandte kennengelernt haben, denen sie in ihrem Leben noch nicht begegnet sind, da diese schon vor der eigenen Geburt verstorben sind.┘Gefühle von Liebe und Frieden:┘Eine unbeschreibliche Zufriedenheit macht sich breit.┘Unbeschreibbarkeit:┘ Die Erlebnisse sind in der Regel so intensiv, dass sie mit unserem herkömmlichen Vokabular nicht zu beschreiben sind. Dabei erscheinen sie extrem klar, ganz anders als in einem Traum.┘Loslösung von Zeit und Raum: ┘Man empfindet sich selbst in einer anderen Dimension, versteht fremde Sprachen, kann Dinge, die man nie gelernt hat.┘Spüren von einer Schranke:┘ Viele Menschen mit Nahtoderfahrung berichten, dass sie gespürt haben, dass sie nicht mehr in das Leben zurückkehren können, wenn sie eine Schranke überschritten haben. Die meisten kehren nur sehr ungern ins Leben zurück.

┘Zu jedem Punkt hatte Tanja Walter-Dunne Berichte von Betroffenen mitgebracht, die von einer Zuhörerin vorgelesen wurden.

Nicht unerwähnt blieb die Tatsache, dass es auch negative Nahtoderfahrungen gibt. Bei diesen berichten die Betroffenen von höllischen Welten, Angst und Hass. Etwa vier Prozent der Berichte beschäftigen sich mit diesen negativen Erfahrungen, wobei man davon ausgehen muss, dass über Negativerlebnisse wahrscheinlich weniger gern berichtet wird als über positive und man allein schon deshalb weniger Literatur findet.

Erklärungsversuche

Natürlich haben Ärzte und Forschende versucht die Nahtodphänomene wissenschaftlich zu erklären. Zur Debatte stehen Einfluss von Medikamenten oder Hormonen, Halluzinationen, Drogen oder ein Neuronenfeuerwerk im Gehirn am Ende des Lebens. Schlüssige Erklärungen konnten bis heute nicht gefunden werden. Pim van Lommel hat sich in seinem Buch „Unendliches Bewusstsein – Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung“, damit beschäftigt zu erforschen, ob ein Bewusstsein ohne den Körper möglich ist. Dieses müsste man sich so vorstellen, dass das lokale Bewusstsein, das an jeden individuellen Menschen gebunden ist nach dem Tod in ein nicht lokales, erweitertes Bewusstsein übergeht.

Auch Kinder haben teilweise schon im Säuglingsalter oder im Mutterleib Nahtoderfahrungen, die sie allerdings nicht gut verarbeiten können. Diese Kinder haben im späteren Leben oft Drogen- oder Alkoholprobleme oder sind suizidgefährdet.

Diskussion

Nach dem Vortrag kamen die Teilnehmenden zu Wort. Eine Frau bestätigte in ihrer Schilderung vom Überleben eines Aneurysmas das wunderbare Gefühl der Geborgenheit und die Begegnung mit Verwandten. Eine andere schilderte die Erlebnisse ihres Großvaters.

Durch das weitere Gespräch wurde noch einmal deutlich, was die Menschen mit einer Nahtoderfahrung gelernt haben, nämlich dass der Umgang mit anderen Menschen, die Bereitschaft Liebe zu geben und zu empfangen das Leben ausmacht. Von daher hat Tanja Walter-Dunne ihr Ziel erreicht, den Zuhörenden Hoffnung zu geben.

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Wenn die ´Nahtod-Erfahrung´(NTE) noch immer als unerklärbar oder im subjektiven Zusammenhang mit Sterben dargestellt wird - dann bedeutet dies, dass man entweder keine Recherche zum Thema gemacht hat oder mit Absicht vorsätzlich falsche Behauptungen verbreitet.
Denn NTEs sind längst komplett erklärbar - ich habe seit 2006 ein komplettes Erklärungsmodell entwickelt und veröffentlicht (Z.B. im Buch ´Kinseher Richard: Pfusch, Betrug, Nahtod-Erfahrung).
Wenn wir eine neue Erfahrung machen, einen neuen Reiz wahrnehmen - dann REAKTIVIERT unser Gehirn sofort eine vergleichbare Erfahrung aus unserem Gedächtnis (Fachbegriff. predictive coding) - dies ist unsere wichtigste Überlebensstrategie, da wir damit sofort auf den neuen Reiz reagieren können.
Wenn aber keine vergleichbare Erfahrung gefunden werden kann - dann konzentriert sich das Gehirn so stark auf die Verarbeitung des unverständlichen Reizes, dass wir seine Arbeitsweise nun bewusst wahrnehmen können. Die NTE beginnt - Zwei Strategien werden erkennbar
Strategie A: der unverständliche Reiz wir der Reihe nach mit im Gedächtnis gespeicherten Erlebnissen verglichen - diese werden dazu REAKTIVIERT und somit der bewussten Wahrnehmung zugänglich. Dann erleben wir im Schnelldurchlauf einen Lebenslauf in a) hierarchisch AUF-steigender Reihenfolge (ab dem 5. Schwangerschaftsmonat bis zum aktuellen Alter) oder in b) hierarchisch AB-steigender Reihenfolge (vom aktuellen Alter bis zum 2.-4. Lebensjahr, Erinnerungsschwelle: infantile Amnesie).
Strategie B) manchmal erstellt das Gehirn eine virtuelle Simulation der als aktuell erlebten Situation - die außerkörperliche Erfahrung; wo man den Eindruck hat, von außen auf sich hinab zu sehen. Dass dieses Erlebnis nur vom Gehirn konstruiert ist, erkennt man an vielen Details: z.B. ´sah´ ein Mann, dem ein Bein amputiert wurde, sich noch als vollständig daliegen.
Wenn das Gehirn sich der Verarbeitung eines anderen reizes zuwendet ist die NTE vorbei
(Beim Erinnern werden Gedächtnisinhalte neu interpretiert (Fachbegriff: state dependent retrieval) - so wird z.B. aus den Erlebnissen zur Entwicklung des Sehsinns beim Fötus, die optische Illusion sich in einem dunklen Tunnel auf ein rasch größer werdendes Licht hin zu bewegen. Und unsere Eltern werden in Erlebnissen aus der Babyzeit beim erinnern zu liebevollen Lichtwesen, bei denen man sich grenzenlos geliebt, geborgen, angenommen und verstanden empfindet.
Alle unsere Erfahrungen werden in der zeitlichen Gegenwartsform erlebt, im Gedächtnis abgespeichert und genau so wieder reaktiviert/erinnert - d.h. wir erleben das Ganze noch einmal: deswegen werden Erinnerungen an verstorbene Personen wie ein lebensechtes Zusammentreffen erlebt.)



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