Neue Blicke auf historisches Bauwerk

Nach zwei Wochen Abrissarbeiten an der alten Dammmauer ist die Patina ab

GINSHEIM (ast) – Sieht so eine marode Mauer aus? Die zahlreichen Zuschauer können es kaum glauben. Seit Montag steht ein Stück rote Sandsteinmauer auf dem Damm, das wie frisch gemauert aussieht. Der Schein trügt. Es ist weiterhin die historische Dammmauer, von der aber beidseitig zehn Zentimeter Oberfläche abgetragen wurden. 

 

Die Deichsanierung Ginsheim II (im Bereich Dammstraße von der Schwarzbachmündung bis zum Kindergarten) und Ginsheim V (in Gustavsburg) schreiten langsam voran. Allerdings wurde, nach zwei Wochen Abrisstätigkeit an der historischen Dammmauer in Ginsheim, am vergangenen Montag die Taktik geändert. 
Bisher trugen die Arbeiter mit einem Flachmeißel Stein für Stein vorsichtig ab und stapelten sie auf Paletten. Es war geplant, die Quader in zehn Zentimeter breite Stücke zu schneiden und damit die neue Betonmauer zu verkleiden. Der Abriss ging nur schleppend voran. 
„Die Wiedergewinnung war nicht so ertragreich“, sagt dazu jetzt Süreyya Bumin von der Abteilung „Arbeitsschutz und Umwelt“, Staatlicher Wasserbau, Regierungspräsidiums Darmstadt. Die Projektleiterin der Deichsanierung Ginsheim II und V bemängelt, dass es zu viele Bruchstücke beim Meißeln gegeben habe. „Es ist ein schonender Abbau vorgesehen. Die Zeit ist nicht so relevant“, erklärt sie. Die Planänderung: Mit einem riesigen Steinschneider, der an der historischen Mauer entlangfährt, werden zehn Zentimeter der Steinoberfläche abgetrennt und dann mit dem Hammer von Hand vorsichtig abgelöst. Zum Vorschein kommt roter Sandstein ohne die rund 120 Jahre alte Patina. Für den zufällig vorbei kommenden Betrachter erscheint die historische Mauer wie gerade frisch gebaut.
Die abgetragenen Steinplatten sollen von Mörtel gereinigt und später mit der Patinaseite nach außen auf die neue Betonmauer aufgebracht werden. Auch die Einfärbung der Betonauflage für die neue Deichmauer sei mit der Denkmalpflege und der Gemeinde Ginsheim-Gustavsburg abgestimmt, betont Bumin. Der Beton soll einen Anthrazitton erhalten und damit optisch die Farbe des alten Sandsteins aufnehmen. 
Wenn die Oberfläche der Mauer abgetrennt ist, könne die Restmauer mit dem Bagger zügig abgerissen werden, hofft Thomas Schmidt, Maschinist der Firma Feickert. Auch im Untergrund haben die Arbeiter schon gewühlt. Wie vermutet, steckt der größte Teil der Mauer im Erdreich. In Höhe der Schwarzbachmündung reichte die alte Dammmauer 1,60 Meter in die Tiefe. 
„Die Standsicherheit für die bestehende Mauer ist erbracht worden“, betont Projektleiterin Bumin. Das Problem wäre, wenn die historische Dammmauer mit mobilen Elementen für ein 200-jähriges Hochwasser ausgestattet würde. Der Standsicherheitsnachweis falle dann negativ aus. „Die Mauer würde kippen“, sagt die Projektleiterin. Sie geht damit auf die Kritik der örtlichen Initiative ein, die immer wieder darauf aufmerksam gemacht hat, dass die Mauer nicht marode sei und deshalb auch erhalten werden kann (wir berichteten). „Die Mauer hätte nicht mehr auf Jahrhunderte gehalten“, zeigt sich auch Klaus Lenz vom zuständigen Ingenieurbüro Wald und Corbe überzeugt.
„Der Baufortschritt ist gar nicht so schlecht“, beurteilt der Ingenieur die Gesamtlage am Altrhein positiv. Es werde eine sogenannte Linienbaustelle geben. Während in Richtung evangelische Kirche historische Steine gesichert und dann die Restmauer abgerissen wird, soll in Höhe des Schwarzbaches bald mit der Proberammung von Spundwänden begonnen werden. In der kommenden Woche wird das dazu benötigte Schwergerät angeliefert. Die mobilen Wände, die die Baustelle im Falle eines Hochwassers sichern sollen, stehen in Gustavsburg bereit. In einem zweiten Bauabschnitt wird dann der Damm von der Rheinstraße bis zum Kindergarten saniert. Hier wird die neue Betonmauer ohne historische Verkleidung sichtbar sein. 
Wenn alles gut geht, könne die gesamte Baumaßnahme in Ginsheim zum 31. März 2013 beendet sein, hofft Lenz. Bei akzeptabler Witterung werde im Winter durchgearbeitet, versichert er. Die geplante Verlegung von Leitungen in der Dammstraße sei allerdings frostabhängig, betont der Ingenieur.
Das Baubüro für die Deichsanierung Ginsheim II und V wurde in Gustavsburg an der Landdammstraße errichtet. Hier hat man mit Kanalverlegungsarbeiten in Höhe des Bleiauwegs begonnen.

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