Symbolisch für das Klimaziel in die Pedale treten

Startschuss für kreisweite Beteiligung an Klimabündnis-Aktion „Stadtradeln“ war das RVB-Heim

Los ging es am 1. Juli mit einem symbolischen „Anfahren“ am RVB-Heim und den ersten Kilometern für die Bischofsheimer Seite.
(gus/Fotos: Steinacker)

BISCHOFSHEIM (pm) – Die Veranstaltung ist ganz nebenbei ein Beispiel dafür, wie die Verzweigungen in unserem föderalen System funktionieren. „Stadtradeln“ heißt die bundesweite Veranstaltung, die das „Klima-Bündnis“ vor einigen Jahren ins Leben rief. Dieses Bündnis, ein Netzwerk von Städten, Gemeinden und Landkreisen, das sich dem Schutz des Weltklimas widmet, ist mit über 1700 Mitgliedern in 25 europäischen Ländern durchaus breit aufgestellt. Doch schon in der Struktur des Bündnisses ist es angelegt, dass der Erfolg des Ziels, den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu verringern, von den Aktionen und ihrem Zuspruch in jeder einzelnen Kommune abhängig ist.

Deshalb müssen die kommunalen Gremien aktiv dem Bündnis und seinen Aktionen beitreten. Das haben sowohl der Landkreis Groß-Gerau als auch die Gemeinde Bischofsheim beim „Stadtradeln“ getan. Seit vergangenem Mittwoch zählt es: Alle Kilometer, die von registrierten Bischofsheimern auf dem Rad zurückgelegt werden, werden von den beteiligten Gruppen, die sich dazu angemeldet haben, notiert und am Ende addiert. Gesucht wird, ganz sportlich, ohne dass es auf den Rädern dabei sportlich zugehen muss, die „pedalophilste“ Kommune Deutschlands.
Im Rahmen 1. Mai bis 30. September können die Kommunen und Landkreise Aktionszeiträume von jeweils drei Wochen ausrufen. Kreisweit fiel der Startschuss für die Groß-Gerauer Aktion am Mittwoch, 1. Juli, vor dem Vereinsheim des Radfahrervereins Bischofsheim, Am Mainweg. Bis zum 21. Juli gilt es nun zu beweisen, dass im Landkreis besonders viele Wege auf dem Rad zurückgelegt werden. Ausgewertet wird allerdings Kommune für Kommune. Aus dem Landkreis ist außer Bischofsheim auch nur die Stadt Groß-Gerau und die Kreisverwaltung selbst beteiligt, Rüsselsheim hat eine eigene Aktion bereits abgeschlossen und dabei über 200.000 Kilometer eingetragen.
Ganz schlüssig ist es zwar nicht, wieso speziell für die Aktion gestartete Radfahraktionen den CO²-Ausstoß verringern sollen, weil hierbei von dem eigentlichen Ziel des Klima-Bündnisses, der Ersatz von Autofahrten, nicht die Rede sein kann. Doch wenn es der Popularität des Radfahrens weiter Aufschwung bringt, bleibt in Zukunft vielleicht beim einen oder anderen das Auto auch mal stehen, wenn es um das Zurücklegen kürzerer Strecken geht. Bei Landrat Thomas Will haben zudem einzelne Mitarbeiter, wie er berichtete, tatsächlich ihren Autoschlüssel hinterlegt, um in den drei Wochen komplett aufs Rad umzusteigen. 
Derzeit sind bundesweit nur 324 teilnehmende Kommunen gemeldet, die knapp 90.000 Radfahrerinnen und Radfahrer auf die Piste schicken. Darunter sind rund 1750 aktive Parlamentarier/innen, also gar nicht mal so viele. Kampagnenstarts wie in Bischofsheim gab es bisher gut 100 Mal seit dem 1. Mai. Insgesamt scheinen das steigerungsfähige Zahlen zu sein. Umso erfreulicher, dass sich auch kleinere Gemeinden wie Bischofsheim dazu entschließen konnten, sich der Aktion anzuschließen.
Das geht auf eine Initiative samt Gemeindevertretungsantrag der GALB zurück. Fraktionschef Wolfgang Bleith hält bei der Bischofsheimer Aktion die Fäden zusammen und hofft auf viele Ausfahrten, die ihm und dem Internetportal gemeldet werden, auf dem die Radfahrleistungen eingetragen werden. Die GALB selbst widmete am Samstag gleich einmal eine 40-Kilometer-Tor nach Kelsterbach der Aktion, der RVB steuerte am Sonntag trotz der Hitze 1650 Kilometer seiner 20 Teilnehmer durch eine Lahntour bei.
Fast 15 Millionen Radkilometer sind laut den Eintragungen bei „stadtradeln.de“ in diesem Jahr bundesweit bisher zusammengekommen. Das macht 370 Erdumrundungen aus. Dies entspräche 2136 Tonnen CO², wäre dieselbe Kilometerleistung im Auto zurückgelegt worden, was aber nie zur Debatte stand. Zahlen, wie viele Radkilometer, die üblicherweise mit dem Auto zurückgelegt werden, durch das Rad bewältigt werden, werden nicht erhoben, was auch schwer seriös zu ermitteln wäre. 
Fest steht, dass die rund 50 Radfahrerinnen und Radfahrer, die zum Groß-Gerauer Aktionsstart in Bischofsheim zusammenkamen, um zumindest eine symbolische Zehn-Kilometer-Tour zurückzulegen, schon zu der härteren Sorte gehörten. Starke Hitze lag am späten Nachmittag noch in der Luft, als Trudi Hartung vom RVB die Gäste vor dem Vereinsheim begrüßte. Hinein in die gute Stube ließ sie die Gäste freilich nicht, das hätte angesichts der Erfrischungen drinnen möglicherweise schon die ersten Verluste für die Gruppen draußen bedeutet.
Natürlich hatte Landrat Thomas Will einen Teil seiner „Euroradler“ zusammengetrommelt, von denen jeder gerade erst 3000 Kilometer auf dem Rad zurückgelegt hat. Allerdings in Marokko – gilt nicht! Für Bischofsheim waren bis Mittwochnachmittag 89 Radlerinnen und Radler registriert, davon neun Mitglieder des Kommunalparlaments. Sie alle legten bisher knapp 8000 Kilometer mit dem Fahrrad zurück. Das ergibt 1,1 Tonnen eingesparter CO²-Ausstoß im Äquivalent zum Auto. Auch hier ist noch einiges möglich, zwei Wochen bleiben schließlich noch.
Gemeldete Bischofsheimer Teams sind neben den Euroradlern (8 Teilnehmer) und der GALB (9) ein offenes Team für alle Einzelmitfahrer (15), der RVB (36), die SPD (10), ein Rathausteam (14) und der TV 1883 (5). Im Internet unter www.stadtradeln.de/bischofsheim2015 sind die aktuellen Daten abrufbar, zudem können sich weitere Gruppen über diese Seite registrieren: Einzelpersonen, die sich einer Gruppe anschließen wollen oder auch zusätzliche Gruppen.
Feste Anlaufpunkte in Bischofsheim sind dienstags um 13.30 Uhr am RVB-Vereinsheim die Radtouren der Senioren des Vereins, mittwochs (18 Uhr) starten jeweils Radtouren für alle anderen Interessierten. Und natürlich dürfen alle Mitstrampler das Rad nach Ende der Aktion genauso fleißig weiterbenutzen, das dient neben dem Klimaziel schließlich auch der eigenen Fitness.

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