GINSHEIM-GUSTAVSBURG (ast) – Nach langem Stillschweigen gibt es jetzt wieder neue Informationen zur Deichsanierung. Im vergangenen Juni hatten die Gemeindevertreter beschlossen, dass die historische Dammmauer in Ginsheim abgerissen und durch eine Betonmauer ersetzt wird. Am vergangenen Dienstagabend verkündete Bürgermeister Richard von Neumann im Bauausschuss nun, dass fast alle Zusatzforderungen der Gemeinde erfüllt würden.
Der Bauherr der Hochwasserschutzmaßnahme, das Land Hessen, wird die beidseitige Verkleidung des Betonkörpers mit zehn Zentimeter dicken Stücken des alten Sandsteins zahlen. Allerdings nur im Abschnitt von der Schwarzbachmündung bis zur Rheinstraße. Bis zum Kindergarten wird die neue Betonmauer nur mit eingefärbten Matrizen versehen.
Die von der Gemeinde geforderten Abdeckplatten aus neuem Sandstein werden dagegen nicht bezahlt, teilte das Regierungspräsidium Darmstadt (RP) mit. Der zuständige Denkmalpfleger sprach sich dagegen aus. Es sei nicht harmonisch, alten, handbearbeiteten Sandstein neben neuem, maschinell bearbeitetem Stein zu sehen. Er sprach sich deshalb für eine rötlich eingefärbte Betonplatte aus, die 45 Zentimeter breit und 20 Zentimeter hoch werden soll. Damit würde die gesamte Baumaßnahme, einschließlich eines neuen Rechteckbetonpflasters als Deichauflage, vom Land Hessen finanziert. Die Baumaßnahme soll im Mai 2012 starten.
Wenn die Gemeindevertreter echten Sandstein auf der neuen Dammmauer sehen wollen, kämen Kosten von geschätzten 113.000 Euro auf die Kommune zu, informierte der Bürgermeister die Mitglieder des Bauausschusses. Rudolf Guthmann (CDU), der sich für den Erhalt der historischen Dammmauer eingesetzt hatte, bezweifelte, dass mit dem Aufbringen von zehn Zentimeter dicken Stücken der alten Mauer auf die neue Betonmauer ein historischer Charakter erzielt wird. „Ich habe mich von Anfang an gegen das Dagegenkleben gewehrt“, sagte er.
Guthmann forderte deshalb die vorhandenen Quader in größere Stücke zu schneiden und vor den Betonkern zu mauern. Auf Abdeckplatten könne dagegen verzichtet werden, schlug er vor. Eine Verankerung der 45 Zentimeter hohen mobilen Aufsatzwände sei auch direkt im Betonkern möglich.
Während sich die Vertreter der SPD, Freien Wähler und Bündnis 90/Die Grünen zufrieden mit dem ausgehandelten Ergebnis zwischen Gemeindeverwaltung und RP zeigten, meldete Guthmann für die CDU Beratungsbedarf an. Die Entscheidung fällt deshalb erst in der Gemeindevertretersitzung am 15. Dezember.
Von allen Fraktionen positiv aufgenommen wurde der Vorschlag, bei der Dammbaumaßnahme in Ginsheim auch gleich Wasser- und Abwasserleitungen zu verlegen. Damit könne nicht nur das geplante neue Bootshaus auf dem Altrhein versorgt, sondern auch ein Biergarten in der Grünanlage ermöglicht werden, äußerte der Bürgermeister. An den geschätzten Kosten von 15.000 Euro für das Leitungssystem werde der Besitzer des Bootshauses beteiligt.
Zwei Schutzwände kombinieren
Bei den Hochwasserschutzbauten in Gustavsburg, mit denen ebenfalls 2012 begonnen werden soll (wir berichteten), wurde den Gemeindevertretern jetzt eine kombinierte Lösung vorgeschlagen. Zwischen Bahnübergang und Bahnhof plant die Deutsche Bahn eine Lärmschutzwand. Es sehe wie ein Schildbürgerstreich aus, wenn davor, in einem halben Meter Abstand, die Vorrichtung für den Hochwasserschutz stehe, erklärte von Neumann. Deshalb strebe man ein kombiniertes Bauwerk an.
Die Verhandlungen zwischen RP und Bahn seien eingeleitet. Die Gemeinde versuche eine abgestimmte Lösung zu erreichen, die auch die Bahnunterführung und die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes einschließt. Hier forderte Carolin Rethorn von den Grünen, dass bis spätestens Ende 2013 ein Konsens zwischen RP und Bahn erreicht sein müsse, damit sich der Bau nicht zu sehr verzögert.
Wasserwehrdienst beschlossen
Einstimmig wurde ein weiteres Vorhaben, das mit dem Hochwasserschutz einhergeht, verabschiedet. Danach soll jetzt in Ginsheim-Gustavsburg ein Wasserwehrdienst gegründet werden. Den Bauausschussmitgliedern wurde eine entsprechende Wasserwehrsatzung vorgelegt. Damit können Einwohner von 18 bis 50 Jahren verpflichtet werden, an Hochwasserschutzübungen, Schulungen und Einsätzen teilzunehmen. Man hoffe aber genügend Freiwillige, die auch älter als 50 Jahre sein können, für diese Aufgabe zu gewinnen, betonte der Bürgermeister.
Erst, wenn keine 80 freiwillige Bürger gefunden würden, käme man auf die Dienstverpflichtung zurück, erläuterte er den Ausschussmitgliedern. „Es ist keine Erfindung unseres Rathauses“, verwies von Neumann auf andere Gemeinden in hochwassergefährdeten Gebieten.
Liane Wolmuth-Neliba (FDP) äußerte an dieser Stelle Verwunderung. Noch bei der Bürgerversammlung zur Deichbaumaßnahme habe sich der Bürgermeister gegen einen Wasserwehrdienst, als nicht machbar, ausgesprochen. Eine freiwillige Wasserwehr war von der Initiative, die sich für den Erhalt der historischen Dammmauer einsetzt (wir berichteten), vorgeschlagen worden.
Jetzt hat das Regierungspräsidium diese Forderung an die Gemeinde herangetragen, da sonst der Aufbau der geplanten mobilen Schutzwände in Ginsheim und Gustavsburg nicht gesichert ist.
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