Verständnis und Geborgenheit

Im Mittelpunkt der Arbeit steht der Mensch – Hospiz Lebensbrücke feiert viel beachtetes Jubiläum

Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ konnten sich die rund 300 erschienen Gäste informieren und austauschen. Auch das Kinderbuch von Christa Hofmann „Sterne leuchten immer“ wurde vorgestellt.
(Fotos: R. Dörhöfer)

FLÖRSHEIM (drh) – Am 27. Oktober 2010 feierte das stationäre Hospiz Richtfest, am 1. Oktober 2011 wurde das Haus eröffnet. „Auch in einer Träne kann sich die Sonne spiegeln“, sagte Christa Hofmann als Vorsitzende des Hospizvereins Lebensbrücke in ihrer Ansprache zum fünfjährigen Jubiläum, das im Rahmen des zweiten Hospiz- und Palliativtages in der Stadthalle am Samstagnachmittag, 4. Juni, gefeiert wurde. 300 Gäste, darunter viele Ehrenamtliche anderer Hospizvereine des Main-Taunus-Kreises, waren der Einladung gefolgt, um sich gemeinsam über ihre Arbeit auszutauschen, den Fachvortrag „Sterben und Gelassenheit“ zu hören und über Entwicklungen in der Hospizbewegung zu sprechen.

Auch die Bundestagsabgeordnete Kordula Schulz-Asche war zur Feierstunde gekommen und nutzte die Gelegenheit, die Arbeit der Hospize wertzuschätzen. Vor einem Dreivierteljahr habe sie das Hospiz Lebensbrücke besucht und erfahren dürfen, wie sehr der Mensch dort im Mittelpunkt der Arbeit steht. Als gelernte Krankenschwester wünsche sie sich, dass diese Achtung des Menschen auch in anderen Pflegebereichen Einzug hält, so Kordula Schulz-Asche. Sie sprach jedoch auch die Finanzierung an: „Für umsonst ist das alles nicht zu haben. Hier werden Gelder benötigt.“

Bürgermeister Michael Antenbrink überbrachte die Grüße des Magistrates und erinnerte im Rückblick an die Zeit des Kampfes für das Hospiz. Die Zeiten, in denen Christa Hofmann für die Notwendigkeit des Hospizes gekämpft, Unterstützer gesucht und um finanzielle Mittel für das Haus gebeten habe, lägen lange zurück und seien nicht zuletzt durch den Erfolg des Hauses und der Arbeit fast in Vergessenheit geraten. „Ihre Arbeit überzeugt“, lobte der Bürgermeister, der den Hospizkräften Dankbarkeit und Respekt zollte, würden sie doch auch maßgeblich zum Ansehen der Stadt beitragen. Hospizarbeit zeige, dass es auch in den letzten Tagen des Lebens durchaus auch Fröhlichkeit geben könne: „Dafür aber dürfen die Menschen nicht alleingelassen werden, sie brauchen Begleiter.“

Kurt-Jochem Graulich überbrachte von der Graulich-Stiftung eine Spende in Höhe von 1.000 Euro. Persönlich fühle er sich der Arbeit des Hospizes ganz nah, und so verdiene die Arbeit der Hospizhelfer ein dickes Lob, sagte Kurt-Jochem Graulich. Die Lions-Damen Eschborn-Westerbach fühlen sich der Hospizbewegung, ihrem eigenen Leitgedanken „Zeit nehmen für andere“ entsprechend, ebenso sehr verbunden. Sie sagten die Übernahme der Kosten der Glasfenstergestaltung im Raum der Stille des Hospizes zu. 8.600 Euro werden von den Lions-Damen bezahlt.

Existenzielle Auseinandersetzung
Christa Hofmann nahm die Jubiläumsfeierlichkeiten zum Anlass, um die Geburtsstunde ihres eigenen Buches „Sterne leuchten immer“ zu verkünden. Über viele Jahre hat sie an dem Kinderbuch, das von Marlis Scharff-Kniemeyer illustriert wurde, gearbeitet. Das Buch erzählt die Geschichte des kleinen Ole und seines Teddys und wie Ole mit seinem Opa über Abschied und Trauer spricht.

Diplom-Sozialpädagoge Manfred Hillmann referierte sodann zum Thema „Sterben und Gelassenheit“ und forderte eine existenzielle Auseinandersetzung mit dem Thema Tod. Er selbst habe das Thema Sterben lange als etwas Lähmendes und Bedrückendes aus seinem Leben verdrängt. Erst mit dem Tod des eigenen Vaters und durch Ausbildungskurse der Hospizarbeit sei das Gefühl der Angst einer gewissen Vertrautheit gewichen. Er habe gelernt, dass schmerzvolle Gefühle Erfahrungen seien, die die Seele des Menschen wachsen lassen, so Manfred Hillmann. Zu Beginn seiner Arbeit für den Hospizverein Meppen sei er geneigt gewesen, das Sterben an sich aus ganz romantischer Sicht zu sehen. Heute wisse er aber auch, dass die Realität oft nicht den „schönen Tod“ zeige. Hospizarbeit basiere darauf, den Menschen Räume zu bieten, in denen sie sich verstanden und geborgen fühlen. Der Künstler Christoph Gilsbach griff in seinem Pantomimen-Spiel die Thematik unter der Überschrift „Das Leben – eine lebendige Begegnung mit dem Tod“ auf.

Auf einem sich anschließenden „Markt der Möglichkeiten“, bei dem sich alle Hospizvereine, der Pflegestützpunkt und die Fachstelle Demenz des Main-Taunus-Kreises präsentierten, bot sich Gelegenheit zum persönlichen Austausch. Christa Hofmann nutzte als Vorsitzende des Hospizvereins die Gunst der Stunde, um den Mitarbeitern des Hospizes, den vielen ehrenamtlichen Hospizhelfern und ihrem Vorstandsteam Danke zu sagen. Alle gemeinsam sorgten dafür, dass sich die Gäste des Hauses geborgen fühlen. Ein Spaziergang, Vorlesen, etwas Musik oder auch einfach nur ein Gespräch würden oft schon ganz viel ausmachen, denn die wahren Glücksmomente des Lebens lägen doch meist im ganz Kleinen. Seit Anbeginn arbeiten Christa Hofmann, Gisela Torres, Karin Lenk, Christiane Anger, Anne Preußler, Martha Salomon, Dorothee Jantz, Michaela Heinemann und Joachim Hofmann im Vorstandsteam zusammen.

Weitere Artikelbilder:

Noch keine Bewertungen vorhanden


X