Mit 64 verschiedenen Nationalitäten, die hier vertreten sind, ist Hattersheim sozusagen eine internationale Stadt. Gerade bei Kindern ist die Scheu vor Menschen aus anderen Ländern besonders groß. So will man diesmal mit Veranstaltungen, wie z.B. dem Kochen von internationalen Gerichten, die Berührungsängste zwischen deutschen und ausländischen jungen Mitbürgern ein wenig mildern. Allgemeine Informationen für Kinder und Eltern wurden in fünf Sprachen übersetzt, um auch ausländischen Kindern die Teilnahme an dem zweiwöchigen Ferienprogramm zu ermöglichen. Oft genug sind es die Sprachschwierigkeiten, die die Teilnahme an solchen Veranstaltungen verhindern und so auch die Kontaktaufnahme zu Gleichaltrigen anderer Länder erschweren. Die Zahl der ausländischen Teilnehmer sei in diesem Jahr erfreulicherweise erheblich gestiegen, so Karlheinz Berger, der schon zum sechsten Male die Ferienspiele in Hattersheim organisiert und betreut. Rund 350 Teilnehmer haben sich in diesem Jahr zu den Ferienspielen zusammengefunden. Man sieht, die Ferienspiele werden von Jahr zu Jahr beliebter.
Startschuss war am gestrigen Montag. Bereits um 9 Uhr trafen sich die aufgeregten Kleinen auf dem Abenteuerspielplatz am Mainufer in Okriftel. Trotz der großen Teilnehmerzahl will man die Gruppen, auch für die Kinder, einigermaßen übersichtlich gestalten. Zum gegenseitigen Kennenlernen ging es zuerst einmal an die Spiele. Erst am Nachmittag begann man mit dem Aufbau des Feriendorfs, damit auch Nachzügler sich noch an die „Bautrupps“ anschließen können. Für Getränke und im Falle eines Unfalls ist das Rote Kreuz auch bei Einzelveranstaltungen ständig vertreten. Eine DRK-Kochgruppe sorgt jeden zweiten Tag für ein reichhaltiges Mittagessen. Für Essensbons, die die Kinder am Tag zuvor für 1,50 Mark kaufen können, bekommen sie dann jeweils ein Mittagessen. An den Tagen ohne Essen wird hin und wieder gegrillt. Eine kostenlose „Ferienspiel-Buslinie“ wurde für die kommenden zwei Wochen eingerichtet. Für die Fahrgelegenheit ist also auch gesorgt, und die Eltern brauchen sich keine Sorgen zu machen. Damit es gerade beim etwas turbulenteren Treiben, z.B. beim „Holzhamstern“ und beim Abgrenzen der „Baugebiete“, ein wenig geordnet zugeht, gibt es auch hier bestimmte Regeln, die es einzuhalten gilt. „Wer Dreck macht, räumt ihn auch wieder weg“, „geschlagen und geprügelt wird nur der Sandsack“ und die Rückgabe der Werkzeuge sind drei von neun Abenteuerspielplatzregeln.
Ein Handballturnier in der Sporthalle und Kanuslalomtraining standen schon gestern für alle Sportbegeisterten auf dem Programm. Sportlich ging es auch am heutigen Dienstag weiter. Tennis spielen konnte man von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr in der Tennisanlage im Okrifteler Wäldchen. Zur gleichen Zeit hatte der Karateclub zu einem Kinder-Karatekurs eingeladen. Der Kurs fand in der Turnhalle der Grundschule Eddersheim statt. Kanuslalomtraining wurde heute wieder am Bootshaus in Okriftel angeboten. Das „Bauerndiplom“ konnte man beim Schachclub Hattersheim im Posthof erwerben. Die Stadtbücherei veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Höfler von 15 bis 17 Uhr in der Stadtbücherei einen Malwettbewerb. Das Thema lautet: „Was würde ich bei den Ferienspielen am liebsten machen?“ Papier und Stifte werden zur Verfügung gestellt. Die schönsten Bilder werden prämiert. Nach der dritten Veranstaltung „Kanuslalomtraining“ des Ski- und Paddelclubs am Mittwoch geht es dann am Donnerstag um 16 Uhr zur Kanuslalomregatta. Mittwoch und Donnerstag steht jeweils ein kostenloser Besuch des städtischen Schwimmbads für alle Ferienspielkinder auf dem Programm. Reiten und in die Pferdepflege hineinschnüffeln darf man am Freitag auf dem Reitplatz in Eddersheim. Anschließend an den Schachkurs findet am Freitag im Raum 2 des Posthofs ein Schachturnier statt. Zu einem Tischtennisturnier lädt die SG/DJK am Freitag um 9 Uhr in die Turnhalle der Grundschule Hattersheim ein.
So sieht also das Programm für diese Woche aus, doch damit sind noch lange nicht alle Veranstaltungen aufgeführt. Je nach Wetter und Meinung der Kinder werden parallel dazu kurzfristig Busfahrten zu Spielplätzen und Wasserspielen unternommen. Trotz dieses umfangreichen Programms bleibt die Flexibilität der Betreuer gewährleistet und es können jederzeit kleinere Sachen unternommen werden. Wer Ideen hat, kann diese ja bei seinem Betreuer vorbringen. Auf die Mitarbeit der Kinder wird im Allgemeinen sowieso sehr viel Wert gelegt. Bei fast allen Dingen, die durchgeführt werden, erfolgt noch einmal eine Absprache mit den Kindern in den einzelnen Gruppen. (Gekürzte Wiedergabe.)
Vor 40 Jahren
Dienstag, 29. Juni 1971
Alte Versicherungskarten umtauschen
Die im Umlauf befindlichen Versicherungskarten ohne Versicherungsnummer sollen bis spätestens 30. Juni 1972 bei den Ausgabestellen umgetauscht werden. Gleichzeitig ist die Ausstellung einer neuen Versicherungskarte mit Versicherungsnummer zu beantragen. Bisher wurden Versicherungskarten nur umgetauscht, wenn die für die Entgeltseintragungen des Arbeitgebers vorgesehenen Felder gefüllt, wenn sie mit Beitragsmarken vollgeklebt waren oder wenn der Versicherte den Rentenversicherungszweig wechselte.
Der beschleunigte Umtausch alter Versicherungskarten in neue Versicherungskarten mit Versicherungsnummer ist deshalb notwendig, weil die Rentenversicherungsträger nur dann maschinelle Rentenauskünfte mit Hilfe ihrer Datenverarbeitungsanlagen erteilen können, wenn die Versicherungsdaten vollständig sind und elektronisch auf Magnetbänder gespeichert wurden. Ein solches Konto ist jedoch nur mit einer Versicherungsnummer ansprechbar; deshalb sollen allen Versicherten so schnell wie möglich Versicherungsnummern zugeteilt werden.
Renten können auf Konto überwiesen werden
Der Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) weist darauf hin, dass für Empfänger von Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung die Möglichkeit besteht, auf Antrag die Rente auf ein Konto bei einer Bank oder bei einer Sparkasse, auf ein Postscheckkonto oder auf ein Postsparbuch überweisen zu lassen. Außerdem können Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung auch auf Konten von Familienangehörigen des Rentenberechtigten überwiesen werden, mit denen er in häuslicher Gemeinschaft lebt. Die unbare Rentenzahlung bietet dem Rentenempfänger erhebliche Vorteile. Er ist nicht mehr von den vorgeschriebenen Zahltagen abhängig und erspart sich unter Umständen auch längere Wartezeiten an den Auszahlschaltern der Postämter. Außerdem kann sich der Rentner viele lästige Wege ersparen, wenn er seine regelmäßigen Zahlungen für Miete, Strom- oder Gasverbrauch usw. durch Daueraufträge oder Abbuchungen vom Konto unmittelbar begleichen lässt. Schließlich wird die Rente sicher auf einem Konto verwahrt. Die Postämter, Kreditinstitute sowie die Versicherungsämter, die Auskunfts- und Beratungsstellen der Versicherungsträger und die Versichertenältesten beraten den Rentenempfänger auf Wunsch hinsichtlich des Antrages auf unbare Zahlung und sind ihm beim Ausfüllen behilflich.
Vor 50 Jahren
Freitag, 30. Juni 1961
Zehnjährige Amtszeit von Winterstein
Am 4. Juli 1961 ist es zehn Jahre her, dass Bürgermeister Ladislaus Winterstein in sein Amt als Bürgermeister von Hattersheim eingeführt wurde. Aus diesem Anlass findet am Dienstagvormittag, den 4. Juli, ein Empfang im Rathaus statt. Abends hat der Gemeindevorstand zu einem parlamentarischen Abend in das Schwimmbad-Restaurant eingeladen. Neben den Gemeindekörperschaften werden die Vorsitzenden der örtlichen Vereine zu Gast sein.
Die zehnjährige Tätigkeit von Winterstein ist gekennzeichnet durch eine stetige Aufwärtsentwicklung unserer Gemeinde und durch die Bereicherung des kommunalen Lebens. Die erste größere Amtshandlung des neugewählten Bürgermeisters im Jahre 1951 war die Einweihung der neugebauten Turnhalle (Anm.: Turnhalle der Robinsonschule, der damaligen „Volkschule“). Es dauerte dann einige Zeit, bis die Ideen des neuen Ortsoberhauptes sich nach und nach verwirklichen ließen. Im Vordergrund stand zu jener Zeit die Wohnungsnot, die einer Linderung bedurfte. Die gemeindeeigene Siedlungsgesellschaft wurde ausgebaut und entwickelte bald eine emsige Tätigkeit. Bei dem Amtsantritt des Bürgermeisters standen gerade 68 Wohnungen. Heute verfügt die gemeindeeigene Siedlungsgesellschaft über 760 Wohnungen. 138 stehen im Rohbau. Der Eigenheimbau wurde durch Bereitstellung von Baugelände gefördert. So wurden bis heute im Eigenheimbau 300 Wohnungen geschaffen. Zur Stärkung der Gemeindefinanzen strebte Bürgermeister Winterstein die Ansiedlung von Industrie an. Ein eigenes Industriegebiet entstand entlang der Bahnlinie Richtung Wiesbaden.
Nachdem so gewisse Grundlagen geschaffen waren, konnte die Gemeinde an die Bewältigung der anderen Aufgaben der Daseinsvorsorge gehen. Die Anliegen der Jugend standen beim Bürgermeister im Vordergrund. So wurde das Schwimmbad geschaffen und eine vorbildliche Sportanlage errichtet. Der Bau der konfessionellen Kindergärten wurde durch die Gemeinde unterstützt und die Unterhaltung dieser Anstalten wird heute noch gefördert. Kinderspielplätze entstanden.
1956 wurde mit dem Ausbau der Abwässerkanalisation begonnen. Sie ist heute zu 80 Prozent fertig. Schon 1955 wurde der erste Abschnitt der Bachregulierung begonnen. Das Bestreben des Bürgermeisters ging auf eine allgemeine Verschönerung des Ortsbildes. Straßen wurden ausgebaut. Grünanlagen entstanden. 1957 wurde Bürgermeister Winterstein nach sechsjähriger Amtszeit auf weitere 12 Jahre gewählt. War seine erste Wahl eine regelrechte Kampfabstimmung, so erfolgte die Wiederwahl einstimmig. Nach der Wiederwahl folgten neue Höhepunkte in der Arbeit von Bürgermeister Winterstein. Die Trauerhalle am Friedhof wurde eingeweiht. Ein Mahnmal zum Gedenken der Opfer der Kriege und der Gewalt wurde erstellt. Der Schulneubau wurde errichtet. Hierbei bedurfte es eines mutigen Vorgehens, um den alten Friedhof an der Schule zu beseitigen und den Platz teils als Schulhof, teils als Grünanlage zu verwenden. Der neue und jetzt einzige Friedhof wurde in einen vorbildlichen Zustand gebracht. Auch konnte die staubfreie Müllabfuhr eingeführt werden. Befestigte Feldwege, die sowohl der Landwirtschaft dienen als auch jedem Spaziergänger offenstehen, wurden gebaut. Und immer wieder wurden Grünflächen eingesät, Bäume und Sträucher gepflanzt, um unserer Gemeinde eine freundliche Atmosphäre zu geben.
Bürgermeister Winterstein war von 1950 bis 1954 und von 1956 bis 1957 Mitglied des Landtages, von 1952 bis 1956 Mitglied des Kreistages. Von 1956 bis 1960 war er Kreisbeigeordneter. Seit 1960 ist er Erster Kreisbeigeordneter und stellvertretender Landrat. Daneben ist er Kreisvorsitzender des Hessischen Gemeindetags, stellvertretender Landesvorsitzender des BvD und Mitglied des Kreisvorstandes der SPD. Bürgermeister Winterstein hat klare Vorstellungen über die weitere Entwicklung von Hattersheim. Es sollen Baugebiete erschlossen werden. Allerdings ist nach seiner Auffassung die Ausdehnung der Baugebiete beschränkt, so dass in absehbarer Zukunft für Hattersheim eine Überschreitung der Einwohnerzahl über 14.000 nicht in Frage käme. Die nächste Aufgabe ist die Fertigstellung der Kanalisation und der Ausbau weiterer Ortsstraßen. Ein neues Bild wird Hattersheim durch den Bau von Bahnüberführungen bekommen. Der Bau einer Stadthalle als Kulturzentrum ist vorgesehen. Bürgermeister Winterstein will sodann dafür eintreten, dass unserer Gemeinde die Stadtrechte verliehen werden. Wer Winterstein kennt, weiß, dass er in seinem Berufe aufgeht und dass er alles für Hattersheim tut. Neben seinem Beruf hat er zwei Steckenpferde: Er ist Hundefreund und Anhänger des Fußballs, insbesondere seines Sportvereins. Was er in seiner Amtszeit bis heute in Hattersheim geleistet hat. gilt nicht nur im Main-Taunus-Kreis als vorbildlich und bahnbrechend. Allmählich fügt sich das, was er geschaffen hat, zu einem harmonischen Ganzen zusammen, nämlich zum abgerundeten Bild einer modernen, den Anforderungen der Zeit gerecht werdenden Gemeinde.
Bürgermeister Ladislaus Winterstein
Neuntes Schuljahr in Hattersheim
Seit langem schon trägt sich die Landesregierung von Hessen mit dem Gedanken, den bisherigen Rahmen der Volksschulen mit ihren acht Klassen um eine weitere, neunte Klasse zu ergänzen. In einigen Frankfurter Schulen wurde dieser Plan bereits mit Erfolg durchgeführt. Bevor die Landesregierung dieses Vorhaben allgemeinverbindlich werden lässt, will sie nunmehr auch in Hattersheim ein Exempel statuieren. Die Schüler unserer gegenwärtigen achten Volksschulklasse sollen ihre Schulbildung im nächsten Jahr in einer neunten Klasse weiter ausbauen. Da es sich um ein Experiment handelt, können die Eltern natürlich nicht gezwungen werden, ihre Kinder ein weiteres Jahr in der Schule zu belassen. Es wird ihrer Entscheidung überlassen bleiben, ob sie dies tun wollen oder nicht. Die Klasse soll höchstens mit 30 Schülern belegt werden. Sollten sich hierzu nicht genügend Schüler aus Hattersheim finden, so wird man aus den Nachbargemeinden weitere hinzuziehen. Dass gerade Hattersheim für diese Bewährungsprobe einer neunten Volksschulklasse von der Landesregierung auserwählt wurde, habe, so sagte Schulrat Schmalenbach, seine Ursache darin, dass Hattersheim als eine schulfreudige Gemeinde bekannt sei, dass hier in Hattersheim das hierzu qualifizierte Lehrerpersonal vorhanden sei, und dass schließlich die Gesamtanlage der Hattersheimer Schule als vorbildlich gelten dürfe.
Rektor Stehle sagte zur Frage der neunten Volksschulklasse, dass deren Einführung insbesondere von Seiten der Industrie befürwortet werde. Denn diese wolle das Heer der Hilfsarbeiter nicht noch vergrößern, sie erstrebe und benötige vielmehr eine möglichst große Zahl qualifizierter Arbeitskräfte. Außerdem müsse die Frage gestellt werden, ob die Kinder, die nach dem 8. Schuljahr die Schule verlassen, bereits die erforderliche Reife besäßen, die ihnen das berufliche Leben abverlange. Heute sei es so, dass die Kinder körperlich schon früh gereift seien, ihre geistige Reife dagegen nachhinke. Die neunte Volksschulklasse solle keine routinemäßige Fortführung des bisherigen Lehrstoffes sein, sondern solle den Kindern in Kursen und Arbeitsgemeinschaften eine allgemeine Wissensbildung vermitteln. Schulrat Schmalenbach setzte sich für eine neunte Schulklasse mit dem Argument ein, die jungen Menschen müssten dazu erzogen werden, mit ihrem Mitmenschen im Beruf und im öffentlichen Leben angemessen umgehen zu können, sich eine eigene Meinung bilden zu können und ihre Freizeit in nutzbringender Weise gestalten zu können.
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der Zeitung!
Herausgesucht von Erika Kunz