2024 - das Jahr mit einer Europawahl, während ein Krieg mitten in Europa tobt. Freiheit und Frieden sind nicht selbstverständlich. Nachrichten aus der Ukraine machen uns dies täglich schmerzlich bewusst. Das diesjährige Jahresmotto der Caritas „Frieden beginnt bei mir“ könnte passender nicht sein. Es möchte zum Nachdenken anregen, wo und wie jeder von uns zum friedlichen Miteinander beitragen kann. Der Caritasverband Main-Taunus rückt Friedensstifter aus den eigenen Reihen in den Blickpunkt. Im dritten Teil unserer lockeren Serie stellen wir Markus Barthel vor.
Markus Barthel leitet die Tafel Hattersheim-Hofheim. Eigentlich. Tatsächlich ist die Einrichtung des Caritasverbands Main-Taunus e.V. im Hattersheimer Gewerbegebiet eine Schaltzentrale für viele Projekte und Begegnungen. Von hier aus koordiniert Markus Barthel die Fahrten zum Sammeln der gespendeten Waren, hier ist eine von zwei Lebensmittel-Ausgabestellen der Tafel und hier bringen er und das Team Menschen zusammen und schenken Hoffnung.
Seit 2005 werden von Hattersheim aus qualitativ einwandfreie Lebensmittel, die vom Handel nicht mehr verwendet werden, an bedürftige Mitbürgerinnen und Mitbürger verteilt. „Menschen, die von gesellschaftlichen oder ökonomischen Entwicklungen und sozialen Verwerfungen besonders betroffen sind, schlagen zumeist zeitnah bei uns auf“, weiß Markus Barthel. Seit rund elf Jahren leitet er die Tafel. In dieser Zeit hat sie sich mehr und mehr zu einer Schnittstelle entwickelt zu anderen Beratungsstellen und Behörden. „Dies macht unsere Arbeit besonders vielseitig“, betont er.
Vielfältig sind auch die kulturellen Hintergründe von einem Großteil der Kundinnen und Kunden der Tafel. Genau dort sieht er seinen Beitrag als Friedensstifter: „Mitzuhelfen, dass die unterschiedlichen Menschen, Kulturen, und sozialen Milieus friedlich zusammenleben in unseren Gemeinden und Kommunen.“ Und er ergänzt: „Dies erfordert Respekt und Toleranz gegenüber dem Anderen, zum Teil Fremden.“
Etliche Beispiele zeigen, wie es konkret gelingen kann. So zählt zum Beispiel ein ukrainischer Mann neu zum ehrenamtlichen Team des Repair-Cafés, das in den Räumen der Tafel stattfindet. Frauen aus Syrien, Marokko, der Ukraine und Deutschland nehmen die aktuellen Koch-Workshops zu ausgewogener Ernährung wahr. „Wenn man zusammen isst, lässt sich schlecht streiten“, berichtet Markus Barthel mit einem Schmunzeln. Auch komplexe deutsche Verfahren wie die Mülltrennung oder das Mindesthaltbarkeitsdatum kommen bei diesem Angebot zur Sprache. „Wer das gemeinsam kennenlernt, erlebt ein soziales Miteinander“, sagt der erfahrene Einrichtungsleiter.
Selbst wenn ein Projekt in den Räumen der Tafel offiziell zu Ende geht, halten sich oft die daraus geknüpften Bande. „Willkommen/Ankommen“ und „Caritas4you“, zwei Angebote für ukrainische Geflüchtete, sind dafür Beispiele. Die daraus entstandenen Formate wie Yoga und Fitness werden seit dem Abschluss der Projekte von Ehrenamtlichen weitergeführt und stehen jetzt inklusiv für alle Interessierten offen.
Markus Barthel freut sich sichtlich über diese Zeichen des friedlichen Miteinanders. Und er ist dankbar für die hohe Akzeptanz der Tafel im Main-Taunus-Kreis. Eine breite Spendenbereitschaft, viele unterstützende Lebensmittelhändler und Unternehmen zeugen von einer großen Solidarität mit den hilfesuchenden Menschen in der Region. Sein positives Fazit: „Wir werden von der Bevölkerung getragen.“
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