Vor knapp drei Jahren hatte die Gemeinde ins Rat- und Bürgerhaus geladen, und alle Skater kamen - von jung bis "alt": Skaten ist keine Freizeitbeschäftigung, die man zwangsläufig mit dem Erreichen der Volljährigkeit ablegt. Entsprechend groß war das Interesse bei Kindern, Jugendliche und Junggebliebenen gleichermaßen in Hinblick auf die Pläne zur Gestaltung der geplanten neuen Skateanlage.
Diese wurde notwendig, weil die bisherige Skateanlage im Freizeitpark schon seit Jahren keine Zukunft mehr hat. Bereits 2021 war der TÜV eingeschritten und verhängte aufgrund gravierender Sicherheitsmängel sogar eine vorübergehende Sperrung. Zum einen nagt früher oder später der Zahn der Zeit auch an einer solchen Anlage, zum anderen hat es der Langlebigkeit der Betonelemente auch nicht gut getan, dass diese immer wieder vorübergehend Rummelplatz & Co. weichen mussten.
Dass Kriftel grundsätzlich auch weiterhin über eine eigene Skateanlage verfügen soll, war seitens der Gemeinde damals unumstritten. Die alte Anlage hatte sich längst etabliert und bot einer breiten Zielgruppe von Kindern und Jugendlichen, aber eben auch entsprechend interessierten Erwachsenen eine attraktive Gelegenheit zur Ausübung einer spaßigen, sportlichen Betätigung. Zudem wurde die Skateanlage auch nur relativ selten Opfer von Vandalismus. Die Nachfrage war also stets erkennbar, und auch um den Respekt vor der Skateanlage schien es nicht so schlecht bestellt zu sein.
So wurde vor vier Jahren die Firma Populär Handcrafted Skateparks aus Nürnberg mit der Erstellung einer ersten Planung für den Neubau einer Skateanlage in Kriftel beauftragt. Der Entwurf kam bei der öffentlichen Präsentation im November 2022 gut an, die Kosten sollten sich auf rund 180.000 Euro belaufen.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis angesichts der umliegenden Wohnbebauung Bedenken bezüglich der zu erwartenden Lärmentwicklung im Schlepptau dieser neuen, erheblich größeren und spannenderen Skateanlage laut wurden. Es schien nicht gerade unwahrscheinlich, dass so eine Vorzeigebahn auch entsprechend mehr Publikum anlocken würde.
Deshalb wurden Abstimmungen mit einem Lärmgutachter durchgeführt, ist dem Sachstandsbericht des Gemeindevorstandes zu entnehmen, mit dem sich in der kommenden Woche die Ausschüsse in Kriftel beschäftigen werden. Jener Gutachter habe auf Grundlage des ihm zur Verfügung gestellten Kartenmaterials auswerten können, dass die Vorgaben der "Bundesimmissionsschutzverordnung der Sportanlagenlärmschutzverordnung" nicht eingehalten werden können und der Bau einer neuen Skateanlage im Freizeitpark ohne zusätzliche Maßnahmen, wie beispielsweise dem Bau eine Lärmschutzwand, nicht möglich sei. Damit war dieser Plan praktisch Geschichte.
Alternativstandort "Am Krifteler Wäldchen"?
Mit dem Scheitern der Pläne am Freizeitpark war jedoch nicht der Wille zur Errichtung einer neuen Skateanlage in Kriftel erloschen. So habe der Gemeindevorstand nun nach einer geeigneten Fläche von etwa 700 Quadratmetern für einen möglichen Neubau an anderer Stelle gesucht - und wurde potenziell fündig: "Im Erschließungsgebiet und dem dort neu entstehenden Gewerbegebiet 'Am Krifteler Wäldchen' konnte der Gemeindevorstand eine geeignete Fläche finden, die zum einen Parkmöglichkeiten bietet und zum anderen keine erhöhte akustische Belastung für Anwohner darstellen würde", heißt es im Sachstandsbericht.
Jedoch befinden sich diese ins Auge gefassten Flächen im Eigentum der Hessischen Landgesellschaft (HLG) und müssten im Vorfeld zu einem Quadratmeterpreis in Hohe von 105 Euro erworben werden. Mit allen dazugehörigen Kosten (Grundstückserwerb, Tiefbauarbeiten, Steuern) würde der Preis für die neue Skateanlage somit auf insgesamt über 300.000 Euro ansteigen - erheblich höher als der ursprüngliche Ansatz also, und mit Berücksichtigung der für das Jahr 2026 notwendigen Haushaltseinsparungen ist es aus Sicht des Gemeindevorstands nicht "sinnvoll die Herstellung einer neuen Skateanlage unter den gegebenen Voraussetzungen erneut zu prüfen."
Gemeinsame Lösung mit der Nachbarstadt?
Wo sollen die hiesigen Rollbrettfahrerinnen und -fahrer also künftig ihrem Hobby fröhnen? Eine Lösungsmöglichkeit sieht der Gemeindevorstand in der Interkommunalen Zusammenarbeit mit der Nachbarstadt Hofheim. Diese habe, gemeinsam mit den dortigen Jugendlichen, einen ersten Vorentwurf für die Revitalisierung der Skateanlage in Hofheim-Marxheim nahe des Landratsamts erstellt.
"Der Magistrat der Stadt Hofheim habe in seiner Sitzung am 11. Dezember 2024 der Planung für eine neue Skatanlage zugestimmt und den Ausschuss Jugend, Sport, Kultur, Soziales und Integration der Stadtverordnetenversammlung der Kreisstadt Hofheim im Januar 2025 darüber informiert", ist dem Sachstansbericht zu entnehmen. In ersten Gesprächen mit der Stadtverwaltung Hofheim hätte sich diese aufgeschlossen gezeigt, ein solches Projekt im Rahmen einer Interkommunalen Zusammenarbeit gemeinsam zu bewältigen. Die Gemeinde Kriftel könnte sich an den Kosten für die Errichtung beteiligen und darüber hinaus können die Möglichkeit einer Förderung geprüft werden.
Freiwillige interkommunale Kooperationen werden vom Innenministerium in Form von Fördermitteln unterstützt, zudem bietet das Kompetenzzentrum für Interkommunale Zusammenarbeit eine passende Beratung für solche Projekte an. Jenes Förderprogram wurde auch erst kürzlich um weitere fünf Jahre Geltungsdauer verlängert, so dass kommunale Gemeinschaftsprojekte hessischer Kommunen auch zukünftig eine finanzielle Unterstützung erfahren können.
Angesichts all dieser Erkenntnisse kommt der Gemeindevorstand zu dem Schluss, dass es ratsam wäre, dieses Projekt nun im Rahmen einer Interkommunalen Zusammenarbeit mit der Stadt Hofheim weiter zu verfolgen. Einen entsprechenden Beschlussvorschlag werden die Ausschüsse sowie die Gemeindevertretung in der am Montag beginnenden Sitzungsrunde erörtern und diskutieren.

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