Musikalische Weihnachtsfreude in St. Gallus

Festliches Konzert der Flörsheimer Kantorei und der Les Cuivres de Mayence in der Reihe "Gallus-Konzerte"

Die gelungene Zusammenarbeit zwischen Chor und Bläserensemble schuf ein unvergessliches Klangerlebnis.

Ein besonderes musikalisches Glanzlicht erhellte am vergangenen dritten Adventssonntag die St.-Gallus-Kirche in Flörsheim. Zum alljährlichen "Weihnachtskonzert" im Rahmen der renommierten Gallus-Konzertreihe brachte die Flörsheimer Kantorei unter Leitung von Andreas Großmann gemeinsam mit dem Blechbläserensemble "Les Cuivres de Mayence" ein anspruchsvolles, abwechslungsreiches Programm zu Gehör. Vor einem zahlreich erschienenen Publikum erlebten die Besucher eine beeindruckende musikalische Zeitreise von der frühen Barockzeit bis in die Moderne.

Schon der Auftakt mit Giovanni Gabrielis "Hodie Christus natus est" für Blechbläsersextett und Orgel ließ die besondere Akustik des Kirchenraums voll zur Geltung kommen. Dabei bewies sich das Ensemble Les Cuivres de Mayence nicht nur als technisch versiert, sondern auch als klanglich differenziert. Eine Besonderheit war in diesem Jahr die Mitwirkung der jungen Tubistin Lara Schomann, passend zum "Instrument des Jahres 2024". Ihre voluminösen, warmen Bässe gaben den Bläsersätzen neue Tiefe und Strahlkraft.

Im ersten Programmteil standen Chorkompositionen von Melchior Franck, Felix Mendelssohn Bartholdy, Joseph Gabriel Rheinberger und Robert Jones im Vordergrund. Die Flörsheimer Kantorei beeindruckte durch einfühlsame Dynamik, saubere Intonation und eine hochkonzentrierte Umsetzung. Gerade in den adventlichen Sätzen kam das stimmungsvolle Changieren zwischen Vorfreude und Besinnlichkeit besonders zur Geltung. Mit besonderem Feingefühl wurden auch die "Aequale" Anton Bruckners interpretiert, die im Jubiläumsjahr seines 200. Geburtstages in einer Besetzung für zwei Posaunen und Tuba erklangen.

Einen stimmungsvollen Akzent setzte zudem Johann Sebastian Bachs Pastorale in F-Dur (BWV 590) an der Orgel. Andreas Großmann, zugleich Leiter der Kantorei und Organist des Abends, entfaltete eine Klanglandschaft, die die Hirtenidylle der Felder von Bethlehem lebendig werden ließ. Diese pastoralen Klänge leiteten über in den zweiten Programmteil, der sich dem Weihnachtsfest selbst widmete. Nicht fehlen durfte dabei die berühmte Melodie "Stille Nacht", hier in einer ungewöhnlich vielschichtigen, siebenstimmigen Chorfassung mit modernen Harmonien. Max Regers zartes "Schlaf, mein Kindelein" stellte einen reizvollen Kontrast dar, bei dem sich Frauen- und Männerstimmen abwechselnd wie ein Gespräch um die Krippe rankten.

Einen Höhepunkt erreichte das Konzert mit vier englischen Carols des zeitgenössischen Komponisten John Rutter. "Candlelight Carol", "Dormi Jesu", "Angels Carol" und "Love came down at Christmas" sorgten für Momente inniger Weihnachtsfreude. Begleitet vom Bechstein-Flügel durch Henrik Schuld, der auch als Organist und Dozent für Musiktheorie und Akustik am Peter-Cornelius-Konservatorium in Mainz aktiv ist, zeigte die Kantorei ihre Fähigkeit, selbst komplexere, vielschichtige Partituren mit Wärme und Klangschönheit umzusetzen. Besonders bei Rutters innigen Harmonien und anspruchsvollen Stimmverläufen erblühte der Chorklang zur vollen Pracht.

Mit Carl Thiels "In dulci jubilo" kamen nochmals die Vorfreude und der Jubel über die weihnachtliche Botschaft zum Ausdruck, bevor das Programm mit Auszügen aus Mendelssohns unvollendetem Oratorien-Fragment "Christus" beschlossen wurde. Das Rezitativ, das Terzett der Weisen aus dem Morgenland und der nachfolgende Chorsatz mit Choral "Wie schön leuchtet der Morgenstern" bildeten einen würdigen Abschluss eines Konzerts, das auf eindrucksvolle Weise alte und neue Klangwelten verband.

Das Publikum dankte den Ausführenden mit lang anhaltendem Beifall. Die Flörsheimer Kantorei, seit Jahrzehnten von Andreas Großmann geprägt, hat sich einmal mehr als verlässlicher Klangkörper erwiesen, der in der Lage ist, anspruchsvolle Stücke stilsicher und bewegend zu gestalten. Die Gastmusiker von Les Cuivres de Mayence bereicherten das Konzert um eine leuchtende, festliche Klangfarbe. In Summe präsentierte sich das Gallus-Weihnachtskonzert 2024 als musikalisches Highlight im Advent, das in Erinnerung bleiben wird.

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