Wo ist das Brot, wo sind die Rosen?

Internationales Frauenfrühstück – Unerfüllte Forderungen, neue Probleme

HATTERSHEIM (idl) – Am vergangenen Sonntag luden das Stadtteilbüro und Hattersheims Frauenbeauftragte Gaby Sellmann zum „Internationalen Frauenfrühstück“ in den Südringtreff. Das, zum Zwecke des kulturellen Austauschs, regelmäßig stattfindende Treffen stand am Wochenende ganz im Zeichen des „Internationalen Frauentages“ am vorangegangenen 8. März.

 

Zum besseren Verständnis der Datumswahl hilft ein Blick in die Geschichte des Frauentages. Vor über 90 Jahren wurde auf der „2. Kommunistischen Frauenkonferenz“ beschlossen, alljährlich dem Petersburger Streik der Textilarbeiterinnen vom 8. März 1917 zu gedenken. Nach kommunistischem Geschichtsverständnis ist dieses Datum von großer Bedeutung, seien doch die sich daraus entwickelnden Kämpfe für die sogenannte (Selbst-)Befreiung Russlands vom Zarismus entscheidend gewesen. Der Internationale Frauentag an sich blickt auf eine längere Tradition zurück – die Wurzeln sind zwar rot, sie sind jedoch sozialistisch, nicht sowjetisch. Der erste Internationale Frauentag, entstanden im Kampf um Gleichberechtigung und Frauenwahlrecht, fand am 19. März 1911 statt und stieß auf eine mehr als bemerkenswerte Resonanz. Millionen von Frauen in Europa und den Vereinigten Staaten beteiligten sich. Zu den zentralen Forderungen der Frauenrechtlerinnen gehörten neben besagtem Wahl- und Stimmrecht für Frauen, weitreichende Arbeitsschutzgesetze, ein ausreichender Mutter- und Kinderschutz, die Festlegung von Mindestlöhnen und die Forderung nach gleichem Lohn bei gleicher Arbeitsleistung. 
Zu den damaligen Forderungen, die nach Ansicht vieler Frauen (und auch Männer) teilweise noch immer nicht erfüllt worden sind, gesellen sich in der Gegenwart neue Problemfelder – ein Mensch mit nicht-heterosexueller Lebensweise sei, so lautet etwa eine Auffassung, alltäglicher Diskriminierung ausgesetzt. Des Weiteren müsse man sich um eine nachhaltige Sicherung der Frauenrechte im Rahmen der politischen und kulturellen Annäherung Europas bemühen.
Im Jahre 1986 feierte der Frauentag seinen 75. Geburtstag, er stand unter dem Motto: „Wir wollen Brot und Rosen!“ Das „Brot“ stehe hierbei für das Recht auf Arbeit bei gerechter Entlohnung, gleiche Ausbildungschancen, berufliche Entfaltung und Fortentwicklung sowie für eine eigenständige soziale Sicherung für Frauen. Die „Rose“ wurde unter anderem als Sinnbild für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, familiengerechte Arbeitszeiten sowie die gleichberechtigte Teilhabe von Männern an Hausarbeit und Kindererziehung definiert. Es sind Forderungen, die für die engagierten Frauen von einst bis zum heutigen Tag nicht an Dringlichkeit und Aktualität verloren haben, gerade auf internationaler Ebene – in einigen muslimisch geprägten Ländern könnte man sinngemäß also fragen: „Wo ist das Brot, wo sind die Rosen?“ Um den Frauen deutschland- und weltweit zu ihren Rechten zu verhelfen, sei jedoch gegenseitiges kulturelles Verständnis ebenso gefordert wie völkerübergreifende Solidarität, war in Hattersheim beim „Internationalen Frauenfrühstück“ zu hören.
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