Vom 24. bis 26. Juli fand der diesjährige Internationale Trainer-Kongress des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer in Bremen statt. Unter den circa 1.000 Trainerinnen und Trainern war auch eine Gruppe aus Hessen anwesend, angeführt vom Vorsitzenden der Verbandsgruppe Hessen, Reinhard Jung (Okriftel), und seinen Stellvertretern Christian Hansetz (Hummetroth) und Folker Liebe (Eddersheim).
Obwohl das Leitthema „Periodisierung“, also die gelungene Mischung zwischen Belastung und Entspannung, lautete, war zweifelsohne der Besuch des Bundestrainers der Höhepunkt der Veranstaltung. Immerhin mussten die Fußball-Lehrer seit Rudi Völler mehr als 20 Jahre auf die Anwesenheit des ranghöchsten Trainers in Deutschland warten.
Flick stellte sich in einem einstündigen Interview den Fragen des erfahrenen Sky-Reporters Michael Leopold. Auf die Frage, ob er das momentane Stimmungstief der deutschen Fußball-Bevölkerung verstehen könne, antwortete er, dass er die große Enttäuschung nach dem erneuten WM-Vorrunden-Aus voll und ganz nachvollziehen könne, denn das gelte genauso für seine Spieler als auch das gesamte Trainerteam. Unverständlich sei für ihn jedoch die bundesweite Kritik nach den bisherigen Freundschaftsspielen, die in eine „Probierphase“ gefallen seien. Auch sei es für ihn unverständlich zu behaupten, dass bei der Nominierung nicht das Leistungsprinzip zähle. Er habe nach wie vor engen Kontakt zu allen Vereinstrainern und spreche sich mit diesen ab.
Ab September gelte es, sich einzuspielen. Das betreffe sowohl die Aufstellung als auch die Spieltaktik mit einer zu favorisierenden Viererkette.
Es sei wichtig, die momentan fehlende Überzeugung der Spieler an die eigene Stärke, ganz besonders nach Gegentoren, mit Erfolgserlebnissen in den nächsten Spielen wiederherzustellen. Diese Erfolgserlebnisse würden auch bei den Zuschauern helfen, eine Euphorie zu entfachen, die für die EM 2024 im eigenen Land unersetzlich sei. Auch sei es wichtig, dass viele Nationalspieler internationale Spielpraxis erfahren müssten.
Für die nächsten Spiele sei das Ziel, aktiv zu sein, den Gegner unter Druck zu setzen und viel Ballbesitz zu erlangen. Der erfolgreiche Abschluss und das Spiel gegen den Ball müsse verbessert werden.
Er sei überzeugt davon, dass die Zeit reiche, eine eingespielte Mannschaft zu finden, die eine erfolgreiche EM spiele. Dafür gebe es noch genügend Trainingseinheiten, denn Entwicklung finde im Training statt.
Auf die Frage nach der Bedeutung von Rudi Völler für die Nationalmannschaft und ganz besonders für ihn persönlich antwortete Flick, er lerne von Völlers Erfahrungen und dieser würde sowohl der Mannschaft als auch ihm „den Rücken freihalten“. Nicht nur deshalb bereite es ihm nach wie vor große Freude, als Bundestrainer tätig sein zu dürfen.
Abschließend gab er den Rat, im Jugendtraining viel spielen zu lassen, ganz besonders 4 gegen 4, und das Regulieren von Trainerseite etwas zurückzunehmen.
Großes Gelächter erhielt Leopolds Aussage, dass die Zeit für Flick jetzt leider abgelaufen sei, was der Reporter jedoch sofort auf die Zeit des Interviews konkretisierte.
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