Anfang September stellte Marius Deuser von der energielenker projects GmbH bei zwei Terminen die ersten vorläufigen Zwischenergebnisse vor, die sich bei der Erstellung eines Klimaschutzkonzepts für die Gemeinde Kriftel bislang ergeben haben. Zunächst präsentierte er die Ergebnisse den Mitgliedern des Planungsausschusses, und eine gute Woche später lieferte er mit seinen Einführungen dann den Einstieg zum Workshop „Klimaschutz im Gespräch“ im Rat- und Bürgerhaus (wir berichteten).
Hierfür hatte Deuser die Ergebnisse der ersten drei Arbeitspakete mitgebracht: Zunächst die Energie- und Treibhausgasbilanz, dann die Potenzialanalyse und schließlich Szenarien, wie sich die Energie- und Treibhausgasbilanz in den nächsten Jahren entwickeln kann.
Bilanziert wurden die Jahre 2021 bis 2023. Im Jahr 2023 dominierte mit einem Anteil von 56 Prozent der Verkehr den Endenergieverbrauch in der Gemeinde, gefolgt von den privaten Haushalten mit 28 Prozent, der Industrie mit neun Prozent, Gewerbe und Dienstleistungen mit sechs Prozent und schließlich den kommunalen Einrichtungen mit lediglich einem Prozent. Da die Bilanzierung nach dem Territorialprinzip erfolgte, ist in diesen Zahlen auch die Autobahnnutzung inkludiert. Im selben Jahr lag die Höhe der Treibhausgasemissionen in Kriftel bei knapp 94.000 Tonnen CO2, mit einer ähnlichen anteilmäßigen Aufteilung unter den genannten Sektoren: Der Verkehr lag hier bei 58 Prozent, die Haushalte bei 25 Prozent, sieben Prozent entfielen auf die Industrie. Die Energieträger, die zu diesen Zahlen beigetragen haben, sind vor allem Benzin und Diesel, also macht auch hier wieder der Verkehr einen Großteil aus, gefolgt von Erdgas (primär zum Heizen) und Strom.
Die kommunale Verwaltung macht lediglich ein bis zwei Prozent des Gesamtenergieverbrauchs aus, aber hier hat die Kommune nun mal auch einen direkten Einfluss und kann somit eine Vorbildfunktion übernehmen. Hierzu zählen unter anderem die gemeindlichen Liegenschaften und die Straßenbeleuchtung. Erdgas und Strom werden hier am meisten verbraucht, zudem gibt es einen kleinen Benzinanteil für die "Fahrzeugflotte" der Gemeinde. Der Gemeinde kann demnach ein Verbrauch von 1.360 Tonnen CO2 zugeordnet werden.
Der Pro-Kopf-Verbrauch in Kriftel belief sich im Jahr 2023 auf 8,4 Tonnen CO2. Damit weicht Kriftel nur leicht vom damaligen Bundesdurchschnitt (8,1 Tonnen CO2) ab. Bricht man nun die Treibhausgasemissionen wieder auf die einzelnen Sektoren herunter, erweist sich auch hier erneut der Verkehr als dominant.
1.276 Megawattstunden Strom wurden 2023 in Kriftel durch erneuerbare Energien erzeugt, das entspricht einem Anteil von etwa drei Prozent des Gesamtstromverbrauchs der Gemeinde. Hier hinkt Kriftel dem Bundesdurchschnitt deutlich hinterher: Dort lag der Anteil erneuerbarer Energien im gleichen Zeitraum bei stolzen 56 Prozent, in Hessen immerhin auch noch bei 28 Prozent.
In Sachen Wärmebereitstellung aus erneuerbaren Energien hatte Biomasse 2023 mit 49,7 Prozent den größten Anteil, gefolgt von Umweltwärme (42,5 Prozent) und Solarthermie (7,8 Prozent). Damit konnten 2023 etwa sieben Prozent des Gesamtwärmebedarfs der Gemeinde gedeckt werden. Auch hier liegt der Bundesdurchschnitt erheblich höher: Dort waren es 19 Prozent.
Potenzialanalyse
Die Zielsetzung ist das Erreichen derTreibhausgasneutralität bis zum Jahr 2024. Welche Potenziale kann man nun wie stark in der Gemeinde nutzen, um dieses Ziel letztendlich auch zu erreichen?
Im Bereich der Windenergie hat die energielenker projects GmbH keine Potenziale in der Gemarkung der Gemeinde ausfindig gemacht. Mit den bestehenden Abstandsregelungen sei es im relativ kleinen Gemeindegebiet nicht möglich Windenergie umzusetzen.
Potenziale gebe es jedoch sehr wohl im Bereich der Dachphotovoltaik, der Breitflächenphotovoltaik und auch der Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen. Hier kommt man zu einem potenziellen Ausschöpfungsgrad von 100 Prozent, sprich: Würde man jedes Dach mit Photovoltaik ausstatten, hätte man ein Potenzial von 21 Gigawattstunden im Vergleich zu aktuell 1,3 Gigawattstunden. Würde man jede geeignete Freifläche für Photovoltaik nutzen, wäre man bei 50,6 Gigawattstunden, und zusammen mit der Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen gar bei 97 Gigawattstunden. Dies sei hingegen nur das ermittelte theoretische Potenzial, so Deuser, das realistische Potenzial sei deutlich geringer
Bis zum 9. November können alle Bürgerinnen und Bürger noch an der Online-Umfrage zu diesem Thema teilnehmen.

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